Kosten zu tief geschätztKrankenkassen-Prämien könnten um mehr als 10 Prozent steigen
tafi
8.4.2022
Die Krankenkassen-Prämien könnten für Herr und Frau Schweizer im nächsten Jahr deutlich teurer werden. Der Dachverband Santésuisse befürchtet einen Anstieg im zweistelligen Bereich.
tafi
08.04.2022, 12:02
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Gewarnt hatte Santésuisse bereits Anfang Jahr: Der Krankenkassen-Dachverband befürchtete wegen stark gestiegener Gesundheitskosten einen Prämienschub. Der könnte im nächsten Jahr deutlich ausfallen. Nach moderaten Ansteigen in den Jahren 2020 und 2021 waren die Prämien für 2022 erstmals seit Langem sogar gesunken.
Nun aber könnte es eine Trendwende geben: «Wenn man nichts tut, drohen Prämienerhöhungen im zweistelligen Bereich», sagte Santésuisse-Direktorin Verena Nold bei SRF. Ein Grund für die erwartete Verteuerung: Die Krankenkassen hatten die tatsächlichen Kosten für 2021 zu niedrig geschätzt, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in der «Tagesschau» bestätigte.
Corona-Nachholeffekt macht sich bemerkbar
«Wir glaubten damals, dass tatsächlich weniger Kosten entstehen, weil Eingriffe verschoben und Reserven aufgebraucht werden», erklärte Albert Rösti, Präsident der Gesundheitskommission des Nationalrats. Die Kosten seien dann aber genauso stark gestiegen wie in den Jahren zuvor.
Eine Art Nachholeffekt könnte nun zu einem weiteren Kostenanstieg führen: In der Corona-Pandemie verschobene Operationen würden nachgeholt, Patientinnen und Patienten lassen weniger Sprechstunden oder Kontrollen aus. Ein weiterer Faktor ist die Behandlung von psychischen Belastungen durch die Corona-Pandemie. Die Menschen konsultieren deswegen erst jetzt vermehrt Ärzt*innen und Psycholog*innen.
Laboranalysen und Medikamente «zu teuer»
Um den Anstieg der Krankenkassenprämien einzudämmen, sind zwingend Massnahmen erforderlich, darin sind sich Gesundheitspolitiker und Krankenkassen einig. Die Mitte-Partei hat deswegen eine Kostenbremse-Initiative in die Gesundheitskommission eingebracht und die SP macht sich für die Umsetzung der Prämien-Entlastungs-Initiative stark.
Santésuisse-Direktorin Nold macht derweil bei SRF einen konkreten Vorschlag, um die Gesundheitskosten schnell zu senken: «Man könnte zum Beispiel die Laborpreise senken, wir zahlen bis zu dreimal so viel wie im Ausland. Oder man könnte die Medikamentenpreise auf europäisches Niveau senken.»
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