Fischsterben Krebserregende Giftstoffe im Grundwasser – Blausee AG erhebt schwere Vorwürfe

sda/tafu

17.9.2020 - 11:50

Tausende Fische sind verendet, vermutlich aufgrund der Ablagerung von giftigem Schotter. An einer Medienkonferenz erhebt die Blausee AG nun schwere Vorwürfe.

Die Betreiber der Fischzucht am Blausee im Berner Oberland machen Firmen, welche den Lötschberg-Scheiteltunnel sanieren, und den damit befassten Behörden heftige Vorwürfe. Wegen illegaler Aktivitäten seien krebserregende Giftstoffe im Grundwasser versickert.

Einer der Blausee-Besitzer, Stefan Linder, sagte am Donnerstag an einer Medienkonferenz in Bern, Messungen auf dem Kieswerk beim Blausee hätten eine 424'000-fache Überschreitung des Grenzwerts bei den sogenanten PAK ergeben.



PAK sind polyziklische aromatische Kohlenwasserstoffe. Einige von ihnen sind krebserregend. Linder, Gründer des Swiss Economic Forums, zeigte den Medienschaffenden eine Liste mit weiteren Resultaten aus Wasserproben, welche auf dem Kieswerk entnommen wurden. Es gebe weitere hohe Grenzwertüberschreitungen.

«Schotter gefährlichstes Umweltgift»

Wie «20 Minuten» berichtet, haben Überwachungskameras eine hohe nächtliche Aktivität in der Nähe des Sees gezeigt, Altschotter wird dort in der Grube entsorgt. Man habe auf den Aufnahmen Lastwagen mit belgischem Kennzeichen erkannt, die regelmässig Schotter abholten und abtransportierten. «Der Schotter gilt als das gefährlichste Umweltgift» erklärt Linder. Da Waschen von Altschotter in einem Grundwasserschutzgebiet allerdings illegal ist, habe man alles den Behörden gemeldet.

Stefan Linder, Verwaltungsratspräsident und Mitbesitzer Blausee AG, orientiert an einer Medienkonferenz  am Donnerstag über vermehrtes Fischsterben im Blausee. 
Stefan Linder, Verwaltungsratspräsident und Mitbesitzer Blausee AG, orientiert an einer Medienkonferenz  am Donnerstag über vermehrtes Fischsterben im Blausee. 
Bild: Keystone

Eine geplante Razzia sei spontan wegen übergeordneter Interessen und zu kleiner Beweislage abgesagt worden, erklärt Linder weiter. Die Polizei habe eine Untersuchung verhindert, Proben konnten nicht entnommen werden. Und das, obwohl klar sei, dass krebserregende Stoffe im Umlauf seien. Als Blausee AG mache man sich grosse Sorgen um den Gesundheitszustand der Anwohner.



Auch der den Blausee betreuende Bestandstierarzt Dr. Ralph Knüsel bestätigt an der Medienkonferenz, dass es sich um Gift im Wasser handeln muss. «Es wurden typische Anzeichen auf eine Vergiftung bei den Fischen nachgewiesen.» Die Fische hätten unter Atemnot gelitten.

Schadenersatz muss gefordert werden

Linder sagte weiter, der Schaden durch den Tod von Zehntausenden Fischen belaufe sich auf zwei Millionen Franken. Es sei klar, dass eine Schadenersatzforderung vorbereitet werde. Doch zuerst müsse der Verursacher ermittelt werden. Allerdings arbeiten nach Lindners Aussage Behörden und Kontrollstellen zu langsam, man fühle sich von ihnen alleingelassen. Für Linder sei es unverständlich, dass jede Nacht weiterhin gefährliche Substanzen entsorgt werden.



In der Fischzuchtanlage der Blausee AG war es seit April 2018 immer wieder zu massivem Fischsterben gekommen. Grund dafür sind offenbar illegale Aktivitäten im Zusammenhang mit der Sanierung des Lötschberg-Scheiteltunnels. Die Blausee AG hat inzwischen Strafanzeige gegen eine unbekannte Täterschaft erstattet.

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