100-Millionen-Projekt Wird der Zürichsee zur riesigen Klimaanlage für die Innenstadt?

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10.1.2020

Sorgt der Zürichsee bald für Abkühlung und Wärme in der Zürcher City?
Sorgt der Zürichsee bald für Abkühlung und Wärme in der Zürcher City?
Keystone

Es klingt revolutionär: In Zürich sollen die Gebäude der City durch eine riesige Klimaanlage mit dem Wasser des Zürichsees gekühlt werden. Derzeit prüfen Ingenieure, ob der 100-Millionen-Plan realisierbar ist.

Angenehme Temperaturen im Sommer wie im Winter sind im geschäftigen Trubel der Zürcher City Voraussetzung für ein entspanntes Leben und Arbeiten. Doch gerade in den Sommermonaten sorgen die Klimaanlagen der Geschäfte und Büros für gestaute warme Abluft in den Strassen. Ein verbesserungswürdiger Zustand – nicht nur für die Tausenden Menschen, die hier arbeiten, sondern auch für unser Klima.

Ein revolutionäres Konzept könnte dieses Problem nun lösen: Mit einer gigantischen Klimaanlage, die sich das Wasser des Zürichsees zunutze macht, sollen die Gebäude der Innenstadt im Sommer gekühlt und im Winter geheizt werden. Seit 18 Monaten prüfen Ingenieure und Energiespezialisten aus dem Departement der Industriellen Betriebe, ob das Projekt mit dem Titel «Coolcity» überhaupt umsetzbar ist. Ergebnisse der Machbarkeitsstudie gibt es laut «Tages-Anzeiger» im März.

100 Millionen Franken soll die City-Klimaanlage verschlingen – doch die Eigentümer der Häuser sind sehr interessiert. Vier von fünf würden sich einer Umfrage zufolge anschliessen. Für die meisten wäre es ein guter Deal: Für klimafreundlichere Wärme- und Kühlanlagen ist oft kein Platz, während ein Ersatz der Öl- und Gasheizungen in Zukunft nur bei verbesserter Dämmung erlaubt sein dürften. Eine umweltfreundliche See-Klimaanlage erscheint da wie die beste Option.

Tiefenwasser sorgt für Kälte und Wärme

Doch wie funktioniert das Ganze? Das Tiefenwasser des Zürichsees hat das gesamte Jahr über eine konstante Temperatur von fünf Grad, die per Leitungen im Sommer für Abkühlung sorgen könnte – und im Winter dank eines Wärmetauschers auch für warme Innenräume. Realisiert ist das bereits am Zürcher Stadthaus und am ZKB-Hauptsitz an der Bahnhofstrasse, die bereits mit Seewasser geheizt und gekühlt werden – ebenso wie beispielsweise in der zugerischen Baar.

In der Zürcher Innenstadt bedürfte es mehrerer Zentralen, von denen aus das Seewasser zur Temperaturregulierung in die Gebäude gelangt. Diese sollen dem Plan zufolge zunächst in Häusern entstehen, die ohnehin saniert werden. «Im Untergeschoss lässt sich dort möglicherweise eine solche einrichten», zitiert der «Tages-Anzeiger» den EWZ-Projektleiter Reto Burkhart. Denkbar seien die Zentralen auch unter Plätzen und öffentlichen Flächen.

Der Bau der Leitungen solle aufgrund der Verkehrssituation gemeinsam mit anderen Sanierungen erfolgen. Vor 2030 würden die schrittweise Inbetriebnahme nicht beginnen, so Burkhart. Ohnehin bedarf es bei der dreistelligen Millionensumme aber zunächst einer Volksabstimmung.

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