Foodwaste Braucht es einen Spendenzwang für Lebensmittel?

jfk

11.2.2019

Die Vorstellungen darüber, wie weniger Lebensmittel weggeschmissen werden, sind sehr unterschiedlich. (Archiv)
Die Vorstellungen darüber, wie weniger Lebensmittel weggeschmissen werden, sind sehr unterschiedlich. (Archiv)
Bild: Keystone

In Tschechien müssen bestimmte Supermärkte unverkaufte Lebensmittel an Hilfsorganisationen abgeben. Ein entsprechendes Gesetz wurde gerichtlich bestätigt. Spendenpflicht für Detailhändler – ein gangbarer Weg auch in der Schweiz?

Supermärkte in Tschechien müssen SRF zufolge Nahrungssmittel, die noch essbar, aber nicht mehr verkäuflich sind, an Hilfswerke spenden. Die gesetzliche Regelung betrifft Geschäfte, die grösser als ein Basketballfeld sind.

25 Parlamentarier hatten dagegen geklagt, doch das höchste Gericht der Tschechischen Republik bestätigte nun das Gesetz. In Frankreich existieren bereits entsprechende Vorschriften. In der Schweiz gehen die Meinungen weit auseinander, ob eine derartige Spendenpflicht hierzulande sinnvoll wäre.

In der Schweiz landen laut Bundesamt für Umwelt jährlich rund 300 Kilogramm an essbaren Lebensmitteln pro Person im Abfall. Der grösste Anteil (61 Prozent) fällt dabei auf private Haushalte und den Landwirtschaftssektor. Der Rest verteilt sich auf die Lebensmittelindustrie, Grossverteiler und Gastronomie.

Detailhändler für Freiwilligkeit

Der Verein United Against Waste hat als Zusammenschluss wichtiger Schweizer Branchen die Agenda ausgerufen, die Verschwendung bis 2030 zu halbieren. Kann neben technischen Verbesserungen beispielsweise in Grossküchen auch ein Gesetz dieses Ziel verwirklichen?

Nationalrätin Isabelle Chevalley (glp) befürwortet eine gesetzliche Regelung. (Archiv)
Nationalrätin Isabelle Chevalley (glp) befürwortet eine gesetzliche Regelung. (Archiv)
Bild: Keystone

Bei Politikern und Funktionären, die sich gegenüber SRF äusserten, stösst die Idee auf Zuspruch und Ablehnung. Die grünliberale Waadtländer Nationalrätin Isabelle Chevalley sieht die unbedingte Notwendigkeit von griffigeren Regeln, falls nötig in Form eines Gesetzes.

Wenn die Detailhändler ihren Kampf gegen Foodwaste auf freiwilliger Basis so erfolgreich führten, wie behauptet, hätten sie keinen Grund für ihre Ablehnung einer gesetzlichen Regelung. Die IG Detailhandel erkennt jedoch im freiwilligen Vorgehen den besseren Weg für die Schweiz und in einem zusätzlichen Gesetz keine konkreten Verbesserungen.

Überproduktion als Ursache

Der Zürcher Nationalrat Claudio Zanetti (SVP) hält es für grundsätzlich falsch und sogar fatal, in den Markt einzugreifen und Zwang auszuüben. Es sei ein urkapitalistischer Mechanismus, Verschwendung zu vermeiden und sorgsam mit Ressourcen umzugehen.

Nationalrat Claudio Zanetti (SVP) lehnt eine Spendenpflicht strikt ab. (Archiv)
Nationalrat Claudio Zanetti (SVP) lehnt eine Spendenpflicht strikt ab. (Archiv)
Bild: Keystone

Verbandsleute aus den entsprechenden Bereichen äussern sich differenzierter. Lucie Rein, Geschäftsführerin der App «Too Good To Go», hält eine derartige Spendenpflicht zwar grundsätzlich für sinnvoll, aber logistisch schwierig umsetzbar. Sie plädiert stattdessen für eine verursachergerechte Konsumentenabgabe auf Lebensmittel.

Markus Hurschler, Geschäftsleiter von «United Against Waste», schätzt zwar ein solches Gesetz als wichtiges Symbol, um den Handlungsbedarf bei dem Nachhaltigkeitsziel aufzuzeigen. Er stellt aber auch fest, dass damit nicht die Ursache von Verschwendung bekämpft würde: Überproduktion von Lebensmitteln.

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