Food Waste gelöstLebensmittel: Schweizer Firma sagt Verschwendung den Kampf an
Res Witschi, Nachhaltigkeitsblog
31.5.2018
Jeden Tag werden weltweit Millionen Tonnen Nahrungsmittel in den Abfall geworfen. Das junge Schweizer Unternehmen Kitro entwickelt ein System, mit dem Gastrobetriebe die Verwendung ihrer Nahrungsmittel optimieren können.
Wieder einmal zu viel gekocht und den Rest nicht in den Kühlschrank gestellt, weil morgen nicht schon wieder dasselbe Menü auf den Tisch soll? Oder das gestern abgelaufene Joghurt sicherheitshalber weggeworfen?
Wir alle kennen das auf die eine oder andere Weise: Lebensmittel-Verschwendung beziehungsweise Food Waste.
In der Schweiz landen laut Bundesamt für Umwelt jährlich rund 300 Kilogramm an essbaren Lebensmitteln pro Person im Abfall. Der grösste Anteil (61 Prozent) fällt dabei auf private Haushalte und den Landwirtschaftssektor.
Der Rest verteilt sich auf die Lebensmittelindustrie, Grossverteiler und Gastronomie. Für Letztere hat das junge Unternehmen Kitro nun ein technisches Werkzeug entwickelt, um Lebensmittelabfälle unter Kontrolle zu haben.
Künstliche Intelligenz gegen Food Waste
Das Start-up-Unternehmen Kitro entwickelt ein System, das Grossküchen hilft, den Überblick über ihr Lebensmittelmanagement zu behalten. Es besteht aus einer Hardware-Komponente (Computer mit Kamera) und der darauf installierten Software, die den Abfall der Grossküche im Blick behält und ständig registriert, was dort landet.
Gründerin und Mitinhaberin Anastasia Hofmann zeigt das Problem auf: «Oft hat ein Küchenchef gar nicht die Kontrolle darüber, was in seiner Küche tagtäglich weggeworfen wird. Schliesslich steht er nicht die ganze Zeit daneben, wenn gerüstet, vorbereitet oder entsorgt wird. Durch unser System werden die Abfälle registriert und ausgewertet.»
Kitro will die Küchenabfälle «akurat und konstant messen», damit Betriebe einen Standard für die tolerierte Menge Lebensmittelabfälle festlegen und einhalten können. Die Software lernt dabei ständig dazu und wird in ihrer Arbeit laufend schlauer und präziser. Die Daten werden per G4-Netz durch die zehn von Swisscom zur Verfügung gestellten SIM-Karten oder WLAN übertragen. Der Betrieb erhält so ein vollautomatisches Controlling mit Mehrfachnutzen. Weniger Lebensmittelverschwendung ist gleichsam wirtschaftlich und gut fürs Image.
Kitro will 2019 an den Markt
Im Moment wird gerade der dritte Prototyp getestet. Kitro befindet sich noch in Finanzierungs-, Pilot- und Testphase. 2019 soll dann der offizielle Release des Produkts vonstatten gehen. Doch das Interesse der Gastronomie an diesem neuartigen Tool ist vorhanden.
«Zu Beginn fragten wir uns bekannte Betriebe an, ob sie interessiert seien, das Produkt zu testen. Jetzt kriegen wir einfach so Anfragen von Gastroküchen, ob sie das System schon nutzen könnten», erzählt Anastasia Hofmann. Im Fokus der Anwendung stehen hauptsächlich Grossküchen, Kantinen, Restaurantketten und Schulen, also Küchen, in denen täglich grosse Mengen an Lebensmitteln verarbeitet werden.
Gastronomischer Hintergrund
Kitro hat sich die Gastronomie als Kundschaft ausgesucht, weil die zwei Gründerinnen dort ihre Wurzeln haben. Sie haben an der École Hôtelière de Lausanne studiert und dadurch direkte Erfahrungen in Küchen- und Servicepositionen gesammelt.
Den Wunsch, eine Firma zu gründen, hatten sie anfangs nicht. Erst, als sie sich im Studium mit Food Waste und Firmenkonzepten auseinandergesetzt haben, kamen sie auf die Idee, Nachhaltigkeit im Umgang mit Lebensmitteln zu fördern und ein Unternehmen mit diesem Ziel gründen zu wollen.
Nachhaltiges Bewusstsein als Ziel
Das Ziel von Kitro ist nicht nur, viele Produkte an die Gastronomie zu verkaufen, sondern auch bei den Endverbrauchern ein allgemeines Bewusstsein für Lebensmittelverschwendung zu schaffen. Hersteller wie Konsumenten sollen den Wert von Lebensmitteln wieder mehr schätzen lernen. Dafür müssten Einsparungen und Erfolge der Betriebe auch kommuniziert werden. «Wir wollen mit dem Kunden zusammen einen Kommunikationsplan machen, damit dieser seine Resultate transparent zeigen kann», sagt Anastasia Hofmann. Zurzeit wird beispielsweise bei einem Pilotprojekt in der Kantine der Université de Lausanne auf einem Screen angezeigt, wie viele Lebensmittel die Woche davor eingespart werden konnten.
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