PatientensicherheitMangelnde Fehlerkultur in Schweizer Spitälern gefährdet Leben
tgab
29.8.2020
Schweizer Spitäler in der Kritik: Sicherheitskontrollen werden nicht konsequent umgesetzt, die Fehlermeldung basiert auf Freiwilligkeit. Das BAG schätzt, das dies jährlich 2'000 bis 3'000 Patienten das Leben kostet.
Man sollte meinen, im Spital stehe die Patientensicherheit an erster Stelle. Doch schwere Pannen passieren in Schweizer Spitälern häufiger. Der Grund: sogenannte «Never Events» müssen nicht zwingend gemeldet werden. Auch existieren keine nationalen Daten zur Behandlungsqualität.
Direktor David Schwappach von der Stiftung für Patientensicherheit macht eine weitere Schwachstelle aus: «Verwaltungsräte und CEOs von Spitälern werden nach ökonomischen Kriterien beurteilt, nach Fluktuation, nach Bettenbelegung – aber nicht nach Patientensicherheit.» In einer Umfrage fand die Stiftung heraus, dass Fehler in vielen Schweizer Spitälern noch immer als Tabu gelten. «Nicht einmal bei den Ereignissen mit schwerer Schadenfolge gibt es in jedem Spital klare Prozesse, wie sie gemeldet werden, was dann damit passiert und welche Konsequenzen sie haben», so Schwappach in einem Bericht des «SRF».
Die Hälfte der Fehler könnte vermieden werden
Das hat verheerende Folgen: Nach Schätzungen des Bundesamts für Gesundheit BAG werden 12 Prozent aller Patienten im Spital Opfer «unerwünschter Ereignisse». Die Hälfte könnte vermieden werden.
Sven Staender, Chefarzt der Anästhesie im Spital Männedorf findet drastische Worte: «Wenn man erst wartet, bis die Katastrophe passiert, ist der Mist schon geführt.»
Im CIRS, dem «Critical Incident Report System», werden in Männedorf jede Woche zwei bis drei Vorfälle erfasst und analysiert, die beinahe zu Schäden geführt hätten. Das CIRS wäre eigentlich ein gutes Werkzeug, um Erfahrungen national auszutauschen und daraus zu lernen. Doch leider ist das System freiwillig. Die Folge: Nur die Hälfte der Schweizer Spitäler macht mit.