Umkämpfte SVP-Sitze Wiederwahl – Martullo-Blocher bangt 

jfk

10.1.2019

Magdalena Martullo-Blocher kandidiert erneut für den Nationalrat – ihre letzte Wahl fiel denkbar knapp aus. (Archiv)
Magdalena Martullo-Blocher kandidiert erneut für den Nationalrat – ihre letzte Wahl fiel denkbar knapp aus. (Archiv)
Bild: Keystone

Die SVP-Politikerin wird bereits als Bundesrätin gehandelt, nicht nur in ihrer eigenen Partei. Dabei ist es alles andere als sicher, dass sie es Ende Jahr über Graubünden wieder in den Nationalrat schafft.

Bundesrat Ueli Maurer hat angekündigt, dass er im Dezember 2019 zur Gesamterneuerungswahl nochmal antreten will. Es gilt jedoch als wahrscheinlich, dass der dann 69-Jährige vor dem Ablauf der Amtszeit seinen Stuhl räumen wird. Magdalena Martullo-Blocher ist als mögliche Nachfolgerin im Spiel. Doch es gibt ein entscheidende Hürde: Die politische Quereinsteigerin bei der Schweizerischen Volkspartei könnte vorher ihren Sitz im Nationalrat verlieren.

92 Stimmen entschieden

Denn die Wahl der 49-jährigen Blocher-Tochter im Kanton Graubünden vor vier Jahren fiel äusserst knapp aus. Der Tages-Anzeiger gibt den Befund des Politologen Clau Dermont wieder, wonach 92 Wähler den Ausschlag gaben. Hätte diese nicht die SVP gewählt, sondern die Liste einer Mitte-Partei, wäre der Nationalratssitz der FDP zugefallen. Die Liberalen wollen bei der Wahl am 20. Oktober 2019 alles daran setzen, das 2015 verlorene Mandat zurückzuerobern. Sie haben bereits ihre Wahlliste präsentiert – aussergewöhnlich früh, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt.

Heinz Brand hält einen von zwei Bündner SVP-Sitzen. Der Jurist gewann 2015 mit deutlichem, aber nicht uneinholbarem Abstand zu der politischen Quereinsteigerin Martullo-Blocher. (Archiv)
Heinz Brand hält einen von zwei Bündner SVP-Sitzen. Der Jurist gewann 2015 mit deutlichem, aber nicht uneinholbarem Abstand zu der politischen Quereinsteigerin Martullo-Blocher. (Archiv)
Bild: Keystone

Von den fünf Bündner Nationalratssitzen haben derzeit zwei die SVP inne und je einen die SP, CVP und BDP. Die Listenverbindungen der Parteien waren damals für die Verteilung entscheidend, was dieses Jahr auch den Ausschlag geben wird. Das Zünglein an der Waage könnte die GLP spielen. Sollte sie sich mit den anderen Mitte-Parteien CVP, BDP und FDP zu einem Listenbündnis zusammenschliessen, hätten sie es laut Dermont «praktisch in der Hand», der SVP den zweiten Sitz abspenstig zu machen. Doch hier ist noch nichts entschieden, die Gespräche zu Listenverbindungen laufen gegenwärtig, auch mit der SP, die ebenfalls über einen Bündner Sitz verfügt.

Bundesrätin ohne Mandat?

Sollte die SVP einen Bündner Sitz verlieren, ist die Frage, wer denen anderen erlangen wird.  Heinz Brand, Präsident der SVP Graubünden, oder Martullo-Blocher, Chefin der Ems-Chemie? Bei der letzten Wahl zog der heute 63-Jährige Jurist 4200 Stimmen mehr als die Multimillionärin. Es scheint durchaus möglich, dass Martullo-Blocher ihren beliebten Parteikollegen dieses Jahr übertrumpft – was für Brand verschmerzbar wäre, solange er über das umkämpfte zweite Ticket in den Nationalrat einzöge.



Theoretisch könnte Martullo-Blocher auch ohne Nationalratssitz zur Bundesrätin erkoren werden. Ihrem politischen Gewicht wäre eine Abwahl durch das Volk jedoch ziemlich abträglich. Eine weitere Alternative bestünde darin, Martullo-Blocher auf die Nationalratsliste des Kantons Zürich umzusiedeln, wo die Mutter von drei Kindern ja auch ihren Wohnsitz hat. Dort hält die SVP derzeit zwölf Sitze von 35 zu vergebenden. Der Einzug Martullo-Blochers erscheint dort wahrscheinlich. Doch der Beigeschmack des Winkelzugs wäre eine Bürde, sollte sich die Tochter des SVP-Übervaters tatsächlich auch als Bundesrätin zur Wahl stellen.

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