Ansteckungsorte Gilt die Maskenpflicht bald auch am Arbeitsplatz? 

In Läden gilt in immer mehr Kantonen eine Maskenpflicht. Laut der Gesundheitsdirektorenkonferenz ist eine solche auch in Büros künftig nicht ausgeschlossen. Andere Länder preschen vor. 

Als sechster Kanton hat Zürich am Montag eine Maskenpflicht in Läden verabschiedet. Ab Donnerstag dürfen sämtliche Geschäftsinnenräume nur noch mit Maske betreten werden. 

Mit dieser Massnahme reagieren die Behörden laut eigenen Angaben auf die steigenden Fallzahlen im Kanton. Gerade in Geschäften, Einkaufszentren und Märkten sei das Ansteckungsrisiko erhöht, begründete die Zürcher Regierungspräsidentin Silvia Steiner (CVP) den Entscheid. 

Aber nicht nur dort. Wie eine im Nachhinein korrigierte Aufführung zu den häufigsten Covid-19-Ansteckungsorten des BAG zeigt, infizieren sich knapp neun Prozent aller Personen, die ihre Übertragungsquelle kennen, am Arbeitsplatz. 

Die tatsächliche Aussagekraft solcher Zahlen ist umstritten – bleibt der Ansteckungsort in den meisten Fällen im Dunkeln –, doch auch Expertinnen und Experten heben die Rolle der Arbeitsstätte hervor.

So bezeichnete etwa Epidemiologe Marcel Salathé Läden auf Twitter als «Nebenschauplätze» und verwies auf die erhöhte Ansteckungsgefahr an anderen Orten, unter anderem am Arbeitsplatz. Laut Salathé hätten Masken dort, in der Schule und an Events «den grössten epidemiologischen Effekt.»

Deutschland und Frankreich diskutieren über Masken im Büro

Auch in Deutschland ist das Thema Maskenpflicht in Büros jüngst angestossen worden. Laut CDU-Vorsitzender Annegret Kramp-Karrenbauer ist die Maskenpflicht am Arbeitsplatz eine Massnahme, die bald schon bundesweit zum Thema werden könnte. 

Einen Schritt weiter ist man in Frankreich. Dort soll die landesweite Maskenpflicht in Unternehmen schon im September Realität werden. Wie das Arbeitsministerium vor einer Woche mitteilte, sollen die Masken überall dort getragen werden müssen, wo sich die Mitarbeitenden begegnen könnten – ausgenommen seien Einzelbüros. Für die Masken sollen die einzelnen Unternehmen aufkommen, so der Plan der Behörde. 

Dass eine Maskenpflicht fürs Büro in der Schweiz ebenfalls zum Thema wird, ist nicht auszuschliessen. «Eine Tragpflicht kann bei weiter steigenden Infektionszahlen durchaus auch eine Option darstellen», sagt Tobias Bär, Sprecher der Schweizerischen Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK), zu «Bluewin». 

Gemäss der vom Bund eingesetzten Taskforce habe eine wachsende Zahl von Studien nachgewiesen, dass das Maskentragen einen wichtigen Beitrag zur Eindämmung der Epidemie leiste. 

Novartis als Vorreiterin punkto Maskenpflicht

Masken seien auch am Arbeitsplatz überall dort sinnvoll, wo der Abstand von eineinhalb Metern zu anderen Personen nicht eingehalten werden könne und kein physischer Schutz, etwa eine Trennwand, vorhanden sei. Gründliches und regelmässiges Lüften könne das Ansteckungsrisiko am Arbeitsplatz ebenfalls reduzieren, führt Bär aus.

Die Arbeitgeber stünden in der Pflicht, die Arbeitnehmenden zu schützen und müssten dafür sorgen, dass die Hygiene- und Verhaltensempfehlungen eingehalten werden. Laut Bär sehen grössere Arbeitgeber deshalb – nebst Homeoffice – auch zunehmend eine Maskenpflicht vor.

Allen voran Novartis. In sämtlichen Räumlichkeiten des Pharmaunternehmens gilt seit Montag eine Maskenpflicht – um die Gesundheit und Sicherheit aller Standorten zu schützen, so Sprecher Satoshi Sugimoto. Die Pflicht gelte grundsätzlich überall, also auch in Kantinen und Cafés, ausser eine Person sitze am eigenen Arbeitsplatz und mindestens zwei Meter von weiteren Mitarbeitenden entfernt. 

Deutsche Gewerkschaften gegen Maskenpflicht im Büro

Grösser Arbeitgeber hin oder her, klar ist: Offiziell ist die Maskentragpflicht in der Arbeitsstätte vorerst nicht vorgesehen oder vom Bundesrat traktandiert. Deshalb hat der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) auch noch keinen offiziellen Beschluss dazu gefasst – anders als sein deutsches Pendant. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) wehrt sich vehement gegen den CDU-Vorstoss betreffend eine Maskenpflicht im Büro. 

SGB-Sprecher Urban Hodel sagt auf Anfrage: «Die Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie müssen aus epidemiologischer Sicht verhältnismässig und zielführend sein.» In dieser Frage habe sich der SGB bis heute an den Experten des Bundes orientiert und werde dies weiterhin tun.