CoronavirusDarum zögern mehrere Hausarztpraxen mit Hilfe bei der Impfkampagne
twei
3.4.2021
Bei der Schweizer Impfkampagne spielen Hausarztpraxen eine wichtige Rolle. Doch aktuell hegen einige Praxen Zweifel an ihrer Kooperation.
03.04.2021, 17:35
twei
Mindestens acht Millionen Impfungen bis Juli – das war das ausgemachte Ziel, um den Kampf gegen die Corona-Pandemie anzukurbeln und die Schweizer Impfkampagne zu beschleunigen. Doch die Hoffnung, dass Ende Juni alle Impfwilligen wenigstens eine Dosis erhalten, könnte nun einen Dämpfer erhalten.
Der Grund dafür sind zahlreiche Hausarztpraxen, die nicht bestrebt sind, wie eigentlich geplant an der Impfkampagne teilzunehmen. Wie «20min» berichtet, haben etwa im Kanton Zürich bis dato erst 900 von 2800 Praxen geimpft oder eine Anmeldung dafür eingereicht. Zwar zeigte sich Lina Lanz, Mediensprecherin der Zürcher Gesundheitsdirektion, zuversichtlich, dass sich in den kommenden Woche die Liste der kooperierenden Praxen erhöht, doch auch in anderen Kantonen gibt es Anlaufschwierigkeiten.
In den Kantonen Thurgau und Zug zweifeln noch einige Praxen an ihrem Mitwirken in der Impfkampagne. «Sobald der grosse Ansturm auf die Impfungen kommt, sollen alle impfen, die können», appellierte SP-Nationalrätin Yvonne Feri. Helfen nicht genügend Hauspraxen bei der Verimpfung mit, sieht Ruth Humbel, Nationalrätin Die Mitte und Präsidentin der nationalrätlichen Gesundheitskommission, bei Apotheken Potenziale.
Zankapfel Finanzen
Doch aus welchem Grund zögern noch einige Hausarztpraxen, sich an der Impfkampagne zu beteiligen? Laut Philippe Luchsinger, Präsident des Verbands der Haus- und Kinderärzte, ist es eine Kostenfrage. Um in einer Hausarztpraxis impfen zu können, sei der organisatorische Aufwand enorm. Die Folge: «Jede Praxis zahlt für die Impfungen drauf und subventioniert so die Impfung.»
Um den Patienten die Vakzine gegen das Coronavirus spritzen zu können, sei nicht nur ein Arzt und ein extra Zimmer erforderlich, wie Luchsinger beschrieb. «Die Praxen müssen mindestens eine Person im Team für die Organisation der Impfungen komplett freistellen», erklärte er. Für diesen Aufwand erhalten Praxen pro Impfung 24,50 Franken. Dies sei laut Luchsinger nicht kostendeckend.
Gesundheitspolitiker regen Neuverhandlungen an
Dieses Problem erkennen auch die Gesundheitspolitiker an. Ruth Humbel etwa sieht nun die Krankenversicherer in der Verantwortung: «Es ist penibel, dass es die Krankenversicherer nicht fertig bringen, mit den Ärzten einen anständigen Tarif abzumachen.»
Dem schloss sich auch Yvonne Feri an, die Fortschritte forderte: «Die Ärztevereinigung muss nochmals in die Verhandlungen einsteigen und ihre Klientel zugunsten höherer Tarife gut vertreten.» Allerdings betonte Feri auch, eine Kostendeckung sei das anvisierte Ziel, «nicht dass Hausärzte mit dem Impfen übermässig viel Geld verdienen.»