Das beschauliche Dorf St-Aubin im Kanton Freiburg steht derzeit im Zentrum einer nationalen Debatte. Die Migros-Tochter Micarna plant dort den Bau des grössten Geflügel-Schlachthofs der Schweiz, in dem ab 2028 jährlich über 30 Millionen Hühner geschlachtet werden sollen. Damit will Micarna den veralteten Schlachthof in Courtepin FR ersetzen, der seit Jahren die Migros-Filialen im ganzen Land beliefert. Doch das Projekt stösst auf massiven Widerstand, wie die «Aargauer Zeitung» berichtet.
Der geplante Schlachthof im Innovationspark Agrico in St-Aubin hat 1817 Einsprachen aus der ganzen Schweiz ausgelöst. Anwohner fürchten eine Zunahme des Verkehrs und unangenehme Gerüche, während Umweltschützer auf den Tierschutz und die Notwendigkeit der Reduktion des Fleischkonsums hinweisen.
Um die Flut an Einsprachen zu bewältigen, musste die Gemeinde vorübergehend zusätzliches Personal einstellen. Die meisten Einsprachen stammen jedoch nicht von Ortsansässigen: Rund 90 Prozent der Einsprecher leben ausserhalb von St-Aubin, viele sogar ausserhalb des Kantons.
Einsprache nicht durch alle möglich
Die Schweizer Liga gegen Tierversuche und für die Rechte des Tieres organisierte eine Unterschriftenaktion, die sich bis an die Ufer des Neuenburger- und Murtensees erstreckte, wo auch Touristen aus der Deutschschweiz erreicht wurden. «Jeder kann sich gegen ein Projekt wehren, das für Tiere und den Planeten schädlich ist», erklärt Athénaïs Python von der Liga.
Gemeindepräsident Michael Willimann betont indes, dass eine Einsprache nur zulässig ist, wenn man direkt betroffen ist, etwa durch Lärm. «Die Meinung, dass wir weniger Fleisch essen sollten, reicht nicht aus», kritisiert er.
Ob sich der Widerstand gegen den Schlachthof letztlich durchsetzt, bleibt unklar. Ein Migros-Sprecher betont die Vorteile der neuen Anlage in Bezug auf Tierwohl, Arbeitsbedingungen und Nachhaltigkeit. «Je schneller wir in St-Aubin bauen können, desto besser ist dies aus Sicht des Tierwohls, der Arbeitsbedingungen und der Nachhaltigkeit.»