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Energie-Stiftung kritisiert Rösti
«Mit ‹Sofort mehr Strom› hat das nichts zu tun»
Albert Rösti hat viel vor: Der neue Uvek-Vorsteher will «sofort mehr Strom» produzieren und sucht «tatsächlich Alternativen» zu fossiler Energie. Die Schweizerische Energie-Stiftung bezweifelt, dass er das schafft.
«Ein Albtraum für Klima- und Umweltschutz», klagen Umweltverbände und Grüne, während andere glauben, er «könnte zum Glücksgriff für die Energiewende werden»: Albert Röstis Berufung ins Eidgenössische Umweltdepartement (Uvek) stösst auf ein geteiltes Echo.
blue News hat die Schweizerische Energie-Stiftung um eine Einordnung gebeten und nachgefragt, ob die Ankündigung des SVP-Politikers realistisch ist, «sofort mehr Strom» produzieren zu lassen. Hier die Antworten von Mediensprecher Valentin Schmidt.
Wie bewerten Sie die Personalie Albert Rösti?
«In Anbetracht der Interessen, welche Albert Rösti als Präsident von Swissoil, Auto-schweiz oder vormals auch bei der AVES vertreten hat, und in Anbetracht des energiepolitischen Kurses, den die SVP vertritt, befürchten wir, dass er die energiepolitische Ausrichtung der Schweiz zumindest zu bremsen versuchen wird – etwa das Ja zur Energiestrategie 2050 der Schweizer Bevölkerung und das bundesrätliche Netto-null-Ziel. Handkehrum ist Albert Rösti als Konsenspolitiker bekannt und hat sich jüngst auch für höhere Ausbauziele für erneuerbare Energien ausgesprochen. Doch welches Gesicht er langfristig zeigen wird, ist heute noch kaum zu sagen.»
Denken Sie an ein besonderes Problem mit der Partei?
Spannend wird sicher werden, wie Herr Rösti als Bundesrat den indirekten Gegenvorschlag zur Gletscher-Initiative, der voraussichtlich nächsten Sommer zur Volksabstimmung gelangt, gegen die Interessen seiner Partei vertreten wird. Die SVP hat ja das Referendum dagegen ergriffen.
Rösti will «sofort mehr Strom produzieren». Wie kann das gehen?
Die aktuellen energiepolitischen Geschäfte wie etwa der Mantelerlass für eine sichere Stromvesorgung mit erneuerbaren Energien zielen allesamt darauf ab, den Ausbau der erneuerbaren Energien zu beschleunigen. Realpolitisch ist das der schnellste Weg, um die Versorgungssicherheit der Schweiz in der aktuellen Energiekrise zu verbessern.
Könnte Herr Rösti noch etwas anderes im Sinn haben?
Allenfalls spricht Herr Rösti hier aber auch das bestehende Verbot für den Bau neuer AKW an. Hier muss realistischerweise gesagt werden, dass eine Aufhebung des Verbots, wie es etwa die jüngst lancierte Initiative des Energie Clubs Schweiz anpeilt, seine Zeit braucht und neue AKW im besten Fall in frühestens 20 Jahren ans Netz gehen könnten. Mit «sofort mehr Strom produzieren» hat das nichts zu tun. Im Gegenteil ist diese Diskussion für den Ausbau der erneuerbaren Energien eher hinderlich.
Kann Atomkraft finanziell eine «Alternative zu fossilen Energieträgern» sein, die Rösti forcieren will?
Vergleicht man die Gestehungskosten von erneuerbaren Energien mit konventionellen Energieträgern wie Kohle, Gas oder Atomkraft, so sind Wasser, Wind und Fotovoltaik die mit Abstand günstigsten Energieträger, die Atomkraft ist die teuerste. Vor diesem Hintergrund ist Atomkraft heute wirtschaftlich schlicht nicht mehr interessant.

Gibt es entsprechende Negativ-Beispiele?
Die krassen Beispiele hierzu sind die europäischen Neubauprojekte wie etwa in Frankreich. Der Baustart des AKW Flammanville 3 war 2007. Heute – 15 Jahre später – ist der Block noch immer nicht in Betrieb, und die Kosten sind von ursprünglich geplanten 3,3 Milliarden Euro auf über 19 Milliarden gestiegen. In Finnland wurde der Bau von Block 3 des AKW Olkiluoto 2005 in Angriff genommen. Heute – 17 Jahre später – ist er im Testbetrieb. Auch hier gab es eine Kostenexplosion von geplanten drei Milliarden auf elf Milliarden Euro.
Was ist aus Ihrer Sicht das drängendste Problem im Uvek?
In Sachen Stromsparen hat das Uvek noch keinen richtigen Hebel gefunden. Es müssten dringend Vorschläge kommen, um die Energieverschwendung in der Schweiz anzugehen.