Mehrkosten für IT-Bunker Mitholz kostet Armee weitere 250 Millionen Franken

uri

30.11.2021

Eingang zum alten Munitionsdepot im ehemaligen Munitionslager Mitholz: Weil die Anlage nicht wie geplant für ein Rechenzentrum genutzt werden kann, entstehen dem VBS hohe Mehrkosten. (Archiv)
Eingang zum alten Munitionsdepot im ehemaligen Munitionslager Mitholz: Weil die Anlage nicht wie geplant für ein Rechenzentrum genutzt werden kann, entstehen dem VBS hohe Mehrkosten. (Archiv)
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Die Armee hat im ehemaligen Munitionslager in Mitholz ursprünglich ein modernes Rechenzentrum geplant. Wegen der Explosionsgefahr musste ein neuer Ort gefunden werden – was Mehrkosten von einer Viertelmilliarde Franken verursacht.

uri

30.11.2021

Bereits im April berichtete die «NZZ am Sonntag», dass auf das Verteidigungsdepartement (VBS) 250 Millionen Franken Mehrkosten zukommen. Der Grund: Ein ursprünglich in den Kavernen des ehemaligen Munitionslagers Mitholz geplantes Rechenzentren für die Armee und die Bundesverwaltung kann dort wegen der bestehenden Explosionsgefahr nicht errichtet werden.

Dabei waren es laut dem «Tages-Anzeiger» gerade die Experten-Abklärungen für die Bauarbeiten zum sogenannten Rechenzentrum Kastro II im Jahr 2017, die das Ausmass der Gefahr in Mitholz überhaupt ans Licht brachten. Wie das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport VBS mitteilt, lagern nach der Explosionskatastrophe des Jahres 1947 im Berg noch 3500 Bruttotonnen Munition mit mehreren Hundert Tonnen Sprengstoff. Die geschätzten Kosten für die Räumung sollen zwischen 500 und 900 Millionen Franken liegen.



Dass das VBS nun reichlich unbemerkt mit zusätzlichen Kosten von einer Viertelmilliarde Franken rechnen muss, überrascht. «Wie kann ein Standortwechsel einer Anlage, die noch gar nicht gebaut war, derart hohe Mehrkosten verursachen?», fragt sich denn auch der «Tages-Anzeiger» zum Projekt Kastro II. Es handle sich um einen «Kollateralschaden des Mitholz-Debakels, der bisher nur wenig beachtet wurde», konstatiert die Zeitung.

Kastro II sollte geheim bleiben

Dabei habe das Rechenzentrum, das in den 2010er-Jahren geplant wurde, eigentlich geheim bleiben sollen. Inzwischen wurde es durch die Angelegenheit publik und dabei ebenfalls klar, dass sich die Armee einen neuen Standort suchen musste, der angeblich auch schon gefunden wurde.

Laut Armeesprecher Stefan Hofer entfalle «am neuen Standort» der Vorteil, dass die Anlage in bestehenden Kavernen hätte eingebaut werden können, schreibt der «Tages-Anzeiger». In der logischen Schlussfolgerung werde das wohl bedeuten, dass der Bunker am neuen Standort erst noch in den Fels geschlagen werden müsse, was auch die Kosten treibe.

Weitere Kosten entstehen laut Armee-Sprecher Hofer aber nicht nur durch die reinen Bautätigkeiten, sondern durch die Erschliessung der Anlage, die Energieversorgung und aufwendigere Telekommunikationsverbindungen. Weitere Details habe er nicht nennen wollen, denn nach der «Enttarnung in Mitholz» sei Kastro II «wieder in die Tiefen der militärischen Geheimhaltung abgetaucht», so die Zeitung.

Rechenzentrum geht mit grosser Verspätung in Betrieb

Bekanntgemacht hat das VBS bereits, dass Kastro II als letztes von drei Rechenzentren in Betrieb gehen soll, «die gemeinsam das Herzstück des Megaprojekts Fitania bilden», wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Die Armee wolle mit der Modernisierung der Infrastruktur ihrer Rechenzentren «fit für das 21. Jahrhundert werden».

Das erste der drei Rechenzentren mit Namen Campus wurde demnach bereits im letzten Jahr in Frauenfeld eröffnet. Das vollgeschützte Rechenzentrum Fundament sei 2021 an einem geheimen Ort in den Alpen in Betrieb genommen worden. Kastro II werde nicht vor dem Jahr 2030 fertig und damit sieben Jahre später als ursprünglich geplant. Die angepeilten Gesamtkosten der drei Rechenzentren zwischen 800 bis 900 Millionen Franken lägen wegen Kastro II bereits bei über 1,126 Milliarden Franken.