Organspende Nach der Abstimmung folgte ein Run auf die Ausweise

Von Lia Pescatore

12.6.2022

Der Organspende-Ausweis ist momentan neben der Patientenverfügung die einfachste Möglichkeit, seinen Willen schriftlich festzuhalten. (Keystone/Christian Beutler)
Der Organspende-Ausweis ist momentan neben der Patientenverfügung die einfachste Möglichkeit, seinen Willen schriftlich festzuhalten. (Keystone/Christian Beutler)
Keystone

Die Organspende-Abstimmung bot vielen Schweizerinnen und Schweizern Anlass, ihren Willen festzuhalten. So viele wie noch nie haben einen Spender-Ausweis angefordert. 

Von Lia Pescatore

Am 15. Mai hat die Schweiz den Paradigmenwechsel beschlossen: Wer nicht explizit festhält, dass er seine Organe nicht spenden will, soll als potenzieller Organspender oder Organspenderin gelten. In Kraft treten wird die Gesetzesänderung aber wohl erst in zwei Jahren.

Die Abstimmung scheint jedoch für viele ein Weckruf gewesen sein, sich mit dem Thema zu beschäftigten. «Der Ansturm war gross», sagt Stephanie Balliana, Mediensprecherin von Swisstransplant, der Schweizerischen Nationalen Stiftung für Organspende und Transplantation. Innert der ersten drei Tage nach der Abstimmung seien 4'500 Organspende-Ausweise bestellt und von Swisstransplant versandt worden – ein Rekordwert. 

Anstieg bereits während des Wahlkampfs

Zumal die Ausweise nicht nur über Swisstransplant, sondern auch über andere Kanäle wie die Website des Bundesamts für Gesundheit, Apotheken oder Hausärzte bezogen werden können. Auf dem Ausweis kann neben einem Ja oder Nein zur Organspende auch eine nahestehende Person bestimmt werden, die die Entscheidung im Todesfall treffen soll.

Das Bundesamt für Gesundheit kann auf Nachfrage keine genauen Zahlen nennen, schreibt jedoch auf Anfrage, dass während der Abstimmungsphase und nach dem Volksentscheid «sehr viele Karten» angefordert worden seien. 

Auch Swisstransplant hat bereits seit Ostern Mitte April einen Anstieg der Bestellungen erlebt. 20'000 waren es seit dem Januar. Die Zahlen sind schwer vergleichbar mit den Vorjahren, da in den letzten drei Jahren viele Personen das Onlineregister von Swisstransplant für ihren Eintrag genutzt haben, über 130'000 Personen. Dieses musste Anfang des Jahres wegen datenschutzrechtlicher Lücken offline gehen. 

Seit Mitte Januar ist das Register wieder nutzbar, jedoch stark eingeschränkt. Neue Einträge sind nicht möglich. Bestehende Einträge können nicht geändert, sondern nur gelöscht werden. Von dieser Möglichkeit haben aber laut Swisstransplant nur wenige Gebrauch gemacht: 750 Einträge wurden seit Januar gelöscht, bei insgesamt über 10'000 Einträgen.

Dem Organspendeausweis komme seit des Ausfalls des Registers darum eine besondere Bedeutung zu, so die Einschätzung von Balliana von Swisstransplant.

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Ob das Register nochmals online geht, bevor in zwei Jahren das Register des Bundes steht, ist noch ungewiss. Der Stiftungsrat wolle auf Basis eines Berichts des Eidgenössischen Datenschützers entscheiden, der jedoch noch nicht vorliege, sagt Balliana.

Die Personen wollten jedoch nicht nur vermehrt ihren Willen festhalten, sondern sich auch über das Thema informieren. Während sich zu normalen Zeiten um die 2'000 Besucher pro Tag auf der Website der Organspende-Stiftung tummeln, waren es am 15. Mai zu Spitzenzeiten rund 20'000 Menschen.

Der Run liess jedoch in einem ähnlichen Zeitraum wie der Ansturm auf die Organspende-Ausweise wieder nach: Ab 18. Mai verliefen die Zahlen wieder in normalen Bahnen.