Mitarbeiter-Schikane Neue Mobbing-Vorwürfe an der ETH

dor

22.2.2019

In St. Gallen befindet sich einer von drei Standorten der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa. 
In St. Gallen befindet sich einer von drei Standorten der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa. 
Bild: Keystone/Gaetan Bally

Ein Professorenpaar soll am ETH-Institut Empa jahrelang Mitarbeiter drangsaliert haben. Zudem untersucht die Hochschule Plagiatsvorwürfe gegen die beiden Professoren, die auch Lebenspartner sind.

Die international angesehene ETH gerät erneut wegen Mobbing-Vorwürfen in die Schlagzeilen. Ein an der ETH und Empa in Dübendorf tätiges Professorenpaar soll jahrelang gemeinsam Mitarbeiter schikaniert und «wissenschaftliche Fehlleistungen» produziert haben, berichtet der «Tages-Anzeiger».

Die ETH und die Empa haben der Zeitung auf Anfrage bestätigt, dass gegen die Professoren und Lebensparter eine Untersuchung wegen Fehlverhaltens in der Forschung eingeleitet worden ist. Der Mann darf demnach seine Professur an der ETH vorläufig behalten, die Frau ist zurzeit krankgeschrieben, soll im März aber an die Empa zurückkehren.



Die Empa bezeichnet sich als «interdisziplinäres Forschungsinstitut des ETH-Bereichs für Materialwissenschaften und Technologieentwicklung» und als «Brücke zwischen Forschung und Praxis».

Zusammenarbeit unmöglich

In dem Bericht beschreiben mehrere Betroffene systematisches Mobbing durch die beiden Professoren. Die beiden hätten eine Zusammenarbeit unmöglich gemacht und Forscher absichtlich schlecht aussehen lassen. Ein ehemaliger Doktorand berichtet laut «Tages-Anzeiger» von «regelmässigen nicht nachvollziehbaren Kündigungen, Redeverboten und von wahnwitzigem Resultate-Druck». Alle zwei Wochen habe das Professorenpaar Resultate sehen wollen, interessiert sei es aber vor allem an «farbigen Präsentationen gewesen, weniger an komplexen Inhalten».

Gegen das Paar läuft auch eine Untersuchung wegen Plagiatsvorwürfen. Dem «Tages-Anzeiger» liegen offenbar zwei betroffene Doktorarbeiten vor. Für die Publikation eines wissenschaftlichen Artikels des Professorenpaars sollen beispielsweise die interessantesten Grafiken einer Doktorarbeit fast ohne Abweichung vom Original kopiert worden sein. Einzig die Farben sollen etwas verändert worden sein. Die Doktorandin und Verfasserin des Originals selbst erscheine jedoch nicht als Urheberin der Grafiken, ihr werde lediglich am Ende der Arbeit «knapp gedankt».



Doppel-Mandat an ETH und Empa

Im Bericht des «Tages-Anzeigers» wird eine weitere Arbeit genannt, in der ein ganzes Kapitel einer Doktorarbeit erneut ­publiziert worden sei, ohne den Doktoranden zu zitieren.

Das Professorenpaar kam laut dem Bericht 2008 in die Schweiz. Der Mann erhielt sowohl eine Professur an der ETH als auch die Leitung einer Empa-Abteilung. Ohne die Lebenspartnerin wollte der Professor offenbar nicht in die Schweiz kommen, weshalb sie ebenfalls eine Stelle an der Empa bekommen habe, im gleichen Departement.

Die ETH und Schweizer Universitäten sind in den vergangenen Jahren immer wieder wegen Fehlverhalten von Professorinnen und Professoren gegenüber Mitarbeitern und Studenten in die Schlagzeilen geraten. Ein ETH-Institut musste geschlossen werden, es kam zu Verfahren wegen Mobbings und sexueller Belästigung. 

Bilder aus der Schweiz
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