Vom Volks- zum Luxussport Normalverdiener können sich Skifahren bald nicht mehr leisten 

Von Andreas Fischer

3.1.2023

Skifahren kann man in der Schweiz noch ein paar Jahrzehnte, sagt ein Forscherteam der Universität Basel. Allerdings wird der Sport durch den Schneemangel bald so teuer, dass aus dem Vergnügen ein Luxus wird.

Von Andreas Fischer

3.1.2023

«Irgendwann können sich Personen mit durchschnittlichem Einkommen solche Ferien schlicht nicht mehr leisten», das Fazit von Erika Hiltbrunner ist deutlich. Die Wissenschaftlerin vom Departement Umweltwissenschaften der Universität Basel hat mit einem Forschungsteam am Beispiel des Skigebiets Andermatt errechnet, wie teuer der Klimawandel das Skifahren in naher Zukunft machen könnte.

Wer zurzeit den Blick über viele Schweizer Skigebiete streifen lässt, kann bereits ahnen, vor welcher Zukunft der Wintersport steht. Wer garantiert Schnee geniessen will, muss hoch hinaus. In tieferen Lagen sieht man dort, wo sich sonst Skifahrerinnen und Snowboarder tummeln, hingegen Gras, Erdklumpen und Steine.

Künstliche Beschneiung wird teurer

Zumindest in den höheren Lagen ab 1800 Meter über dem Meeresspiegel könne man bis zum Ende des Jahrhunderts noch eine etwa 100-tägige Skisaison gewährleisten, so das Ergebnis des Basler Forschungsprojekt von Erika Hiltbrunner und ihrem Team. Dies werde allerdings nur mit künstlicher Beschneiung funktionieren: Die Kosten dafür dürften in den nächsten Jahren und Jahrzehnten stark steigen.

Zum einen zeigen die Berechnungen der Forschungsgruppe, dass der Wasserverbrauch für Kunstschnee erheblich zunehmen wird. Der Bedarf im untersuchten Skigebiet Andermatt-Sedrun-Disentis werde demnach bis Ende dieses Jahrhunderts um 80 Prozent steigen: von heute 300 Millionen Liter im Jahr auf dann 540 Millionen Liter.

Um den Bedarf zu decken, «braucht es neue technische Anlagen, man muss Wasser in die Höhe pumpen und dann allenfalls sogar die Leitungen kühlen, weil sich das Wasser wegen der Reibung erwärmt», erklärt Hiltbrunner bei SRF. Die Bedarfssteigerung werde ausserdem zu Konflikten führen, prognostiziert die Wissenschaftlerin: «Das Wasser fehlt dann vielleicht plötzlich anderswo, wo man vielleicht Strom produzieren will statt zu beschneien.»

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Kosten werden auf Skifahrerinnen und Skifahrer abgewälzt

Zudem sind für die technische Beschneiung gewisse Witterungsverhältnisse vonnöten. «Es darf nicht zu warm sein und die Luft nicht zu feucht, sonst entsteht keine ausreichende Verdunstungskälte, damit das zerstäubte Wasser in der Luft gefriert und als Schnee herunterkommt», wird Hiltbrunner in einer Mitteilung der Universität Basel zitiert.

Weil warme Luft mehr Feuchtigkeit aufnimmt, werde es mit immer wärmeren Wintern auch zunehmend schwieriger bis unmöglich, technisch Schnee zu erzeugen. «Hier setzt die Physik der technischen Beschneiung natürliche Grenzen.»

Die verstärkte Beschneiung werde auf jeden Fall die Preise für die Skiferien in die Höhe treiben: «Die Kosten dafür wird man abwälzen auf die einzelnen Skifahrerinnen und Skifahrer.» Bis sich «Personen mit durchschnittlichem Einkommen solche Ferien schlicht nicht mehr leisten» können.

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