Auf Partner angewiesen Ohne die NATO wäre die Schweizer Luftwaffe zahnlos

tafi

26.8.2020

Von wegen unabhängig sicher: Die Schweizer Luftwaffe ist auf internationale Partner angewiesen, um die Verteidigung zu gewährleisten. Das VBS redet das klein.

«Die Idee von einer möglichst autonomen Verteidigung ist ein Scherz» – was ein Schweizer Ingenieur in den CH Media-Zeitungen sagte, ist brisant. Zwar verspricht das Verteidigungsdepartement VBS, dass sich die Schweiz «möglichst unabhängig von anderen Staaten oder Organisationen verteidigen» könne. Das aber sei eine ziemlich freie Interpretation der militärischen Wirklichkeit, die vor der anstehenden Kampfjet-Abstimmung gleichwohl Hochkonjunktur hat.

Für den anonym zitierten Informanten der CH Media-Zeitungen zumindest ist klar: Die technologischen und strategischen Abhängigkeiten von der NATO werden vom VBS bewusst verschwiegen. Statt offen über internationale Kooperationen zu informieren, würde man dem Stimmvolk lieber weiterhin die Legende vom «wehrhaften, neutralen Kleinstaat» erzählen.



Dabei sei man sich beim VBS durchaus bewusst, dass die technologische Abhängigkeit vom Ausland grösser geworden sei. Luftangriffe werden heute anders geführt als vor 30 Jahren, Kampfjets sind mittlerweile Hightech-Waffensysteme, deren Software von den Herstellern kontrolliert wird – vor allem von den USA. Und die wollen den Quellcode nicht offenlegen.

Ohne die NATO wären die F/A-18 der Luftwaffe gar nicht einsatzfähig. Auch mit neuen Kampfjets bleibt die Schweiz auf Partner angewiesen. (Symbolbild)
Ohne die NATO wären die F/A-18 der Luftwaffe gar nicht einsatzfähig. Auch mit neuen Kampfjets bleibt die Schweiz auf Partner angewiesen. (Symbolbild)
KEYSTONE/ALEXANDRA WEY

Nicht mehr «robust selbst verteidigen»

Es bleibe der Schweizer Luftwaffe gar nichts anderes übrig, als mit der NATO zusammenzuarbeiten. Das habe nicht nur technologische, sondern auch strategische Gründe. Ohne einen Datalink der NATO wären die aktuellen F/A-18 Hornet einerseits gar nicht voll einsatzfähig, anderseits ermögliche der Datenaustausch im Konfliktfall gemeinsame Verteidigungsoperationen.

Das geht natürlich auf Kosten der Unabhängigkeit, aber die Schweiz sei «im Falle grösserer Spannungen auf potente Partner angewiesen», wie VBS-Experten der «Aargauer Zeitung» sagten. Aufgrund der militärtechnologischen Mittel könne sich ein kleines Land wie die Schweiz nicht mehr «robust selbst verteidigen».



Es sei egal, ob die neuen Kampfjets aus den USA (F/A-18 Superhornet oder F-35) kommen, oder ob man sich für europäische Modelle (Rafale oder Eurofighter) entscheide. Die Schweizer Luftwaffe sei abhängig von ausländischen Partnern. Wobei die USA restriktiver sind als die Europäer. Sie haben ständig Zugriff auf die Software, Experten sind sich sicher, dass sie die Schweizer Luftwaffe jederzeit grounden könnten.

Verteidigung nur im Verbund

«Bluewin» hat als Erstes bereits vor zwei Wochen darüber berichtet, dass niemand genau wisse, welche Möglichkeiten die Hersteller haben, um die Systeme im Betrieb zu beeinflussen. So sei nicht bis ins Detail nachvollziehbar, welche technischen Updates die US-Techniker bei Wartungen vornehmen und welche Daten die Flieger an die USA übermitteln. Die europäischen Anbieter würden der Schweiz immerhin «umfassendere Einsichtsrechte» in die Software gewähren.

Dass die Befürworter in der Abstimmungskampagne zur Beschaffung neuer Kampfflugzeuge die Wahrung der Schweizer Unabhängigkeit betonen, sei laut der CH Media-Zeitungen heuchlerisch und auch gar nicht zeitgemäss. Die Verteidigung der Schweiz beginne an den Grenzen Europas und könne nur «im Verbund mit den Nachbarstaaten sichergestellt werden».

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