Polizei greift durch Poser und ihre Protz-Autos – viel Lärm für ein paar Likes

tafi

20.5.2020

Erst werden die Boliden aufgemotzt, dann geht's mit heulenden Motoren durch die Quartiere. Die Polizei im Kanton Zürich geht in Corona-Zeiten verstärkt gegen Auto-Poser vor.

«Verursachen von vermeidbarem Lärm» und «nicht vorschriftgemässe Auspuffanlagen» – es klingt ziemlich harmlos, wenn die Polizei von ihren Kontrollen gegen Auto-Poser berichtet. Erst am Wochenende haben die Kapo Zürich und die Stadtpolizei Winterthur gemeinsam eine mehrstündige Aktion durchgeführt, um Auto-Poser und ihre getunten Fahrzeuge zu kontrollieren.

Die Bilanz des Einsatzes: elf junge Männer zwischen 20 und 30 Jahren wurden verzeigt, fünf Fahrzeuge wurden stillgelegt – unter anderem wegen der erwähnten «nicht vorschriftgemässen Auspuffanlagen». Für die Anwohner der Szenetreffpunkte klingen die nicht ganz so harmlos, wie in den Medienmitteilungen der Polizei.

Immer mehr Lärmklagen

Im Gegenteil, sie rauben ihnen den Schlaf: Wenn getunte Boliden ohne Schalldämpfer mit aufheulenden Motoren und quietschenden Reifen durchs Quartier brettern, dann wird aus dem «Verursachen von vermeidbarem Lärm» eine dröhnende Kakofonie.

Forderungen nach sogenannten «Lärmblitzern», um die Bevölkerung vor «mutwilligem Strassenlärm» zu schützen, scheiterten im Zürcher Kantonsparlament dennoch: Es fehle die rechtliche Grundlage. Aus diesem Grund gingen ähnliche Vorstösse auch in anderen Kantonen bachab.

Die Lärmklagen aus der Bevölkerung häufen sich zurzeit, berichtet der «Tages-Anzeiger». Die Stadtpolizei Winterthur habe in diesem Jahr bereits 30 Anzeigen erstattet – und damit genauso viele, wie normalerweise in einem ganzen Jahr zusammenkommen.

Auto-Poser zurzeit besonders im Fokus

Dass die Polizei zurzeit öfter gegen Auto-Poser vorgeht, hat Gründe. In Zeiten wie diesen, sind sie nämlich besonders sicht- und hörbar: «Wegen Covid-19 werden die bekannten Hotspots vom normalen Verkehr fast nicht mehr frequentiert, dadurch fällt die Tuning-Szene umso mehr auf. Erst recht, da diese meist nicht allein verkehren», zitiert der «Tages-Anzeiger» aus einem Schreiben der Kapo Zürich.



Fast jeden Tag würden die Polizisten Fahrzeuge auf illegales Tuning und unnötige Lärmverursachung hin kontrollieren. In Winterthur träfen sich immer öfter grössere Gruppen von Posern und Tunern an Tankstellen. Sie fahren häufig hoch motorisierte Mittel- und Oberklassewagen, oft deutsche Modelle, und «optimieren» Audi, Benz und BMW: Auspuffanlagen ohne Schalldämpfer sorgen für den Krach, tiefergelegte Fahrwerke und breite Felgen für die Optik.

Tausende Franken für Tuning

Die verschwiegene Szene feiert sich auch im Internet selbst, teilt Bilder und Videos ihrer aufgemotzten Boliden auf Instagram und Co. und hofft auf Likes. «Der Tuner hat Freude am schönen Auto, er schraubt daran herum und trifft sich mit anderen, um darüber zu fachsimpeln», erklärt Michael Wirz, Sprecher der Stapo Winterthur im «Tages-Anzeiger».



Doch legal ist es oftmals nicht, wie die Schrauber ihre Autos aufmotzen. Wegen illegalen Tunings hat die Stadtpolizei Zürich 2019 zwei Dutzend Fahrzeuge stillgelegt, in diesem Jahr haben die Experten der Kapo bereits 246 getunte Autos begutachtet. Wenn die Fahrzeuge von der Polizei kassiert werden, sind für die Tuner oftmals tausende Franken perdu.

Auf der Spur des Lärms

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