Ausgeknattert Zu viel Krach – jetzt soll es Lärmtöffs an den Auspuff gehen

tafi

24.4.2019

Spass haben mit dem Töff ist völlig okay, aber mit dem überlautem Dröhnen der Motoren soll Schluss sein, fordern Politik und Verbände. (Symbolbild)
Spass haben mit dem Töff ist völlig okay, aber mit dem überlautem Dröhnen der Motoren soll Schluss sein, fordern Politik und Verbände. (Symbolbild)
Keystone

Knallende Motoren und knatternde Auspuffanlagen: Für viele Schweizer ist Töfflärm ein echtes Ärgernis. Allerdings lärmt es auf Schweizer Strassen ganz legal, weil die Branche strengere Grenzwerte torpediert. Das soll sich jetzt ändern.

«Laut ist out» fordern die einen. «Hauptsache, das Bike sieht geil aus und soundet laut. Alle haben was davon», meinen die anderen. Beim Thema Lärm stehen sich Schweizer Töfffahrer und Anwohner unversöhnlich gegenüber, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet (kostenpflichtiger Artikel). Knallende Motoren und knatternde Auspuffanlagen sind ein besonders grosses Ärgernis für einen Grossteil der Schweizer – nicht nur am heutigen Tag gegen Lärm. Die Behörden können allerdings nichts dagegen machen, wie die Zeitung schreibt – trotz laufend verschärfter Umweltrichtlinien.

So habe die Aargauer Polizei im März und April mehr als hundert Motorräder kontrolliert. Bis auf zwei Maschinen seien alle Töffs auf dem Papier technisch einwandfrei gewesen. Allerdings teilt die Polizei auch mit, dass bei «typenkonformen Änderungen, welche der Steigerung des Motorengeräusches dienen, die gesetzliche Handlungsgrundlage fehlt.» Motorräder dürfen also legal sehr laut sein, auch wenn Wissenschaftlern schon lange klar ist, dass Lärm kann krank machen kann.

Lobby verhindert strengere Grenzwerte

Dabei nutzen die Hersteller Gesetzeslücken aus. Bislang reichte es nämlich für die Typengenehmigung völlig aus, wenn sie selbst erklärten, dass der Grenzwert für den Lärm eingehalten wird. Der liegt theoretisch bei 78 Dezibel im Strassenverkehr: Das ist leiser als ein Klavier. In der Praxis aber erreichen die Motorräder aber bis zu 96 Dezibel, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. Da kann man sich auch neben eine Kreissäge stellen. Dass einige Fahrer ihre Maschinen mit lauteren Auspuffanlagen aufrüsten, liegt dann nicht mehr in der Verantwortung der Hersteller.

Die Lärmschutzpolitik hierzulande ist aus Sicht der Lärmliga Schweiz gescheitert. Der Verband fordert deshalb einen Paradigmenwechsel und hat angesichts des übermässigen Verkehrslärms für viele Menschen einen Klagepool lanciert. Dabei ist es mitnichten so, dass es keine Vorstösse gibt, die Lärmgrenzen zu senken. Die aber werden immer wieder vom internationalen Motorradherstellerverband IMMA torpediert.

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Wo ein Wille ist, ist auch gesetzlicher Weg zur Ruhe

Die Lobbyisten machen einige wenige Unverbesserliche Lärm-Fetischisten für das Problem verantwortlich und fordern mehr Kontrollen. Das sei aber «eigentlich genau die gleiche Trickserei und Betrügerei wie bei den Dieselautos», zitiert der «Tages-Anzeiger» Peter Ettler von der Lärmliga. «Nur dass es beim Töfflärm legal geschieht, weil es im Gesetz so vorgesehen ist.» Auch auf dem relativ kleinen Schweizer Markt sei es möglich, den Herstellern schärfere Vorschriften aufzuzwingen: «Wäre der politische Wille vorhanden, könnte die Schweiz den Töfflärm aus der Welt schaffen.»

Einen Anfang hat das Genfer Kantonsparlament bereits gemacht und die Entwicklung von Lärmblitzern  gegen aufheulende Motoren und dröhnende Auspuffe beschlossen. Zudem schlägt eine Studie im Auftrag des Bundesamts für Umwelt vor, die Lärmvorgaben derart zu verschärfen, dass in Zukunft nur noch Elektroantriebe zulässig sind.

Das kommt zwar in der Töff-Branche nicht gut an, die reflexartig den Verlust von 10'000 Arbeitsplätzen und einer Milliarde Franken Umsatz heraufbeschwört. Aber: «Mit einer Elektrifizierung würde das Schadstoff- und Lärmproblem bei der Wurzel angepackt, statt dass wir teure Lärmschutzmassnahmen treffen müssen», ist sich der Obwaldner Nationalrat Karl Vogler (CVP) sicher.

Auf der Spur des Lärms

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