Überfüllte Züge kosten SBB-Kunden Zeit und Nerven
Wer am Wochenende zwischen dem Tessin und der Deutschschweiz Bahn fährt, muss vorausplanen: Weil die Strecke stark ausgelastet ist, müssen Passagiere den Zug wieder verlassen, wenn es schlecht läuft.
14.03.2023
Wer am Wochenende zwischen dem Tessin und der Deutschschweiz Bahn fährt, muss vorausplanen: Weil die Strecke stark ausgelastet ist, müssen Passagiere den Zug wieder verlassen, wenn es schlecht läuft.
Als Rebekka* am 12. März 2023 am Gleis 1 am Bahnhof von Bellinzona ankommt, ist das Perron bereits gerammelt voll. Die junge Schweizerin hat das Wochenende im Tessin verbracht und will die Rückreise nach Zürich antreten.
«Reg dich nicht auf», habe sie sich gedacht, als sie die vielen Leute gesehen hat. «Es wird ein Kampf, in den Zug zu kommen. Stell dich einfach geschickt auf.» Rebekka hat recht: Als der EC 318 aus Mailand einfährt, geht das Gedränge los.
Dass es ihr gar nichts nützt, dass sie relativ schnell einsteigen kann, bemerkt die Passagierin erst, als sie schon an Bord ist: Die Sitzplätze sind samt und sonders belegt, die Menschen stehen in den Gängen Schlange. Kundinnen, die einen Sitz reserviert haben, streiten sich mit Kunden, die ihren Platz nicht aufgeben wollen.
«Es ist nicht möglich, unbegrenzt Wagen anzuhängen»
Wie kann es sein, dass Kund*innen, die ein gültiges Billet haben, des Zuges verwiesen werden? Die SBB betonen, dass es sich um ein spezielles Problem handelt: «Die Belegung auf stark touristisch geprägten Strecken wie derjenigen durch den Gotthard-Basistunnel variiert stark je nach Wochentag, Saison und Wetter», erklärt Sprecherin Luana Quinter auf Nachfrage von blue News.
«Wir versuchen, dem möglichst Rechnung zu tragen, indem wir Zusatzzüge verkehren lassen oder an Tagen mit besonders starker Nachfrage Doppelstockzüge einplanen», fährt Quinter fort. «So zum Beispiel an Feiertagen. Damit schaffen wir zusätzliche Kapazitäten.»
Warum kommt es dennoch zu Szenen, wie Rebekka sie beschreibt? Können die SBB nicht einfach mehr Wagen einplanen? «Es ist nicht möglich, unbegrenzt Wagen anzuhängen, da die maximale Perronlänge beschränkt ist», verdeutlicht Quinter.
Wer nicht stehen bleiben will, muss vorbeugen
«Auf den Fahrplan 2023 haben wir zusätzliche Verbindungen eingeführt zu Zeiten, wenn besonders viele Reisende unterwegs sind.» So seien für Freizeitreisende und Tessiner Wochenaufenthalter zum Beispiel am Freitagnachmittag drei zusätzliche Verbindungen Deutschschweiz–Tessin eingerichtet worden.
Doch wieso wird die Kundschaft aus dem Zug gewiesen, wenn es ganz hart kommt? «Um die Sicherheit der Reisenden und des Zugpersonals zu gewährleisten, ist das Personal angewiesen, die Belegung von Fernzügen bei sehr hohem Fahrgastaufkommen zu begrenzen», räumt die SBB-Sprecherin ein.
Der Grund für die Belegungsgrenze sei die Sicherheit, die für die SBB «oberste Priorität» habe. «Im Notfall muss eine schnelle Evakuierung möglich sein», schreibt Quinter. «Wenn die Gänge im Zug mit Gepäck und Reisenden blockiert sind, kann dies nicht gewährleistet werden. Für den Gotthard-Basistunnel gelten erhöhte Sicherheitsbestimmungen.»
Wer ein Szenario, wie es Rebekka erlebt hat, vermeiden will, muss vorbeugen: «Wir empfehlen Reisenden, die Auslastungsanzeige in der App zu beachten und wenn möglich sehr stark ausgelastete Züge zu vermeiden oder andernfalls eine Sitzplatzreservation vorzunehmen», rät Quinter.
* Name geändert