«Etikettenschwindel» Reichster Mann der Schweiz kritisiert die Swiss

mmi

23.5.2023

Nebst der Lufthansa ist Klaus-Michael Kühne auch Hauptaktionär des Logistikunternehmens Kühne und Nagel und Grosskind des Firmengründers.
Nebst der Lufthansa ist Klaus-Michael Kühne auch Hauptaktionär des Logistikunternehmens Kühne und Nagel und Grosskind des Firmengründers.
Keystone

Klaus-Michael Kühne, der reichste Einwohner der Schweiz und grösster Lufthansa-Aktionär, kritisiert deren Tochtergesellschaft Swiss. Der Grund: Sie fliegt mit anderen Flugzeuganbietern und betreibe Etikettenschwindel.

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  • Der grösste Aktionär der Lufthansa-Gruppe kritisiert deren Tochtergesellschaft Swiss.
  • Michale-Klaus Kühne stört es, dass die Schweizer Airline Flieger anderer Fluggesellschaften, etwa von Billig-Airlines, einsetzte.
  • Gemäss dem reichsten Einwohner der Schweiz kommt dies einem Ettikettenschwindel gleich.

Erst vor zwei Wochen hat der Milliardär Michael-Klaus Kühne  im «Tages-Anzeiger» über seine Pläne bei der Lufthansa gesprochen. Die Lufthansa sei ein gutes und gut geführtes Unternehmen. Er werde der Geschäftsführung nicht in die Arbeit reinreden, sagte der 85-Jährige im Interview. 

Doch wer Kühne kennt, weiss, dass er sich gern, zeitweise auch undiplomatisch, in die Geschäftstätigkeiten der Unternehmen, bei denen er Aktien hält, einmischt.

Das zeigt auch ein Interview, das der 36 Milliarden Franken schwere Logistikunternehmer jüngst dem «Manager Magazin» gab und somit sein Versprechen brach.

Unverblühmte Kritik

Dort hat der reichste Einwohner der Schweiz die Lufthansa-Gruppe und allen voran deren Tochtergesellschaft Swiss ganz unverblümt kritisiert.

Ihm sei aufgefallen, dass die Swiss mehr und mehr Flugzeuge von anderen Gesellschaften einsetze – etwa die lettische Air Baltic oder die Helvetic Airways. «Das empfinde ich als Etikettenschwindel und nicht akzeptabel», sagt Kühne. Er bevorzuge das Original. Auf Langstreckenflügen habe die Lufthansa-Gruppe ein Topangebot. Aber mit den eingesetzten Billigfliegern auf kürzeren Strecken verwässere die Gruppe das Angebot.

Dass die Swiss Maschinen anderer Gesellschaften einsetzt, stört Kühne dermassen, dass er mit dem Lufthansa-CEO Carsten Spohr darüber gesprochen habe, verrät er im Magazin. Laut dem Konzernchef sei dies wegen Personalmangels momentan nicht anders möglich. 

Statthalter in Aufsichtsrat gewählt

Ob Kühnes Kritik Folgen für die Swiss haben wird, wird sich zeigen. Klar ist, seine Worte haben Gewicht: Erst vor einem Jahr ist der Unternehmer bei der grössten europäischen Luftfahrtgesellschaft eingestiegen und hält als Hauptaktionär einen Anteil von 17,5 Prozent.

Zudem ist an der Hauptversammlung der Lufthansa-Gruppe am 9. Mai Kühnes Statthalter Karl Gernandt in den Aufsichtsrat gewählt worden. Beobachter erwarten, dass Gernandt jedes Wort mit seinem Auftraggeber Klaus-Michael Kühne abstimmen werde. Das sorgte bereits vor der Versammlung für Misstöne und dürfte für den bisherigen Aufsichtsrat ungemütlicher werden.

So liess Kühne den neuen und selbst ernannten «aktiven» Aufsichtsrat abklären, ob man die verwirrende Markenvielfalt der Gruppe reduzieren könne. Zum Lufthansa-Konzern gehören neben den Schweizer Fluggesellschaften Swiss und Edelweiss auch die Brussel Airlines, Air Dolomiti, Austrian Airlines, Lufthansa Cargo, Lufthansa Cityline, Eurowings und Eurowings Discover.

«Marken-Dschungel» und «Gemischtwarenladen»

Medienberichten zufolge will der Konzern zusätzlich die SAS Scandinavian Airlines, TAP Portugal und die ITA Airways (Alitalia-Nachfolgerin) dazukaufen.

Den Überblick zu wahren, welche Marke wofür steht, sei selbst für Vielflieger schwierig, kritisierte Kühnes Vertrauter Gernandt an der Hauptversammlung. Auch andere Aktionäre sprachen von «Marken-Dschungel» und einem «Gemischtwarenladen» – da gehört Kühnes Kritik am verwässerten Markenkern der Swiss ebenso dazu.

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