Beobachtung der Spitex Schicken Spitäler wegen Engpass nun Patienten früher heim?

uri

20.12.2021

Eine Pflegefachfrau der Spitex kümmert sich unter Corona-Bedingungen um Kunden. 
Eine Pflegefachfrau der Spitex kümmert sich unter Corona-Bedingungen um Kunden. 
Bild: Keystone

Die Spitäler kommen mit den Covid-Patienten an ihre Grenzen. Die Spitex stellt fest, dass vermehrt Patienten früher heimgeschickt werden. Grund dafür ist aber nicht nur die Pandemie. 

uri

20.12.2021

Bereits seit Wochen klagen Spitäler, dass sie wegen der steigenden Zahl von Covid-Patienten ans Limit geraten. Vor dem Wochenende waren die Intensivstationen laut Zahlen des Bundesamts für Gesundheit BAG zu 82,7 Prozent ausgelastet, wobei gut 34 Prozent der Betten auf Covid-Patienten entfielen.



Die prekäre Lage zeigt auch andernorts Folgen: Die Spitex registriert teils einen deutlichen Anstieg von entlassenen Patientinnen und Patienten, die ambulant betreut werden müssen. «Normalerweise verzeichnen wir 75 bis 85 Anmeldungen pro Woche, nun waren es in einer Woche 104 und in der anderen 115», sagte Stefan Schütz, der Geschäftsführer von Spitex Basel, dem «Tages-Anzeiger».

Kritik an den Spitälern

Francesca Heiniger vom nationalen Dachverband der Schweizer Non-Profit-Organisation Spitex Schweiz sagte der Zeitung, es komme vor, «dass Spitäler ihre Patientinnen früh entlassen, um Kapazitäten für an Covid erkrankte Personen zu schaffen.» Bereits in vorherigen Corona-Wellen sei es dazu gekommen. Sie konnte allerdings nicht abschätzen, ob das auch derzeit der Fall sei. Zudem gab Heiniger zu bedenken, dass auch regionale Unterschiede bestehen.

Angespannt ist die Lage demnach etwa in Zürich. Die Leiterin der Kommunikation von Spitex Zürich Yvonne Sciacovelli merkte an, auch hier würden Patientinnen und Patienten aufgrund der vollen Spitäler, «tendenziell früher entlassen.» Sie betonte allerdings, dass es sich dabei nur um Personen handle, bei denen die ambulante Betreuung «gut vertretbar» sei.

Kritik an den früheren Entlassungen äusserte hingegen die Fallverantwortliche bei Spitex Basel Elisabeth König. Es sei «ungünstig, dass Patientinnen entlassen werden, die für eine ambulante Betreuung nicht stabil genug sind», sagte sie dem «Tages-Anzeiger». Sie berichtete von Fällen, bei denen die Patientinnen oder Patienten bereits am Tag der Entlassung wieder ins Spital eingeliefert werden mussten. Das sei nicht nur für die Betroffenen selbst und ihre Angehörigen problematisch, sondern verursache einen unnötigen Mehraufwand und Kosten, so König.

Patienten selbst drängen auf frühere Entlassung

Die Spitex-Angestellten Schütz und Sciacovelli sehen allerdings nicht allein die Spitäler für die Frühentlassungen in der Verantwortung. Häufig wollten Patientinnen und Patienten selbst möglichst rasch wieder heim – und das gerade zu den Festtagen. Mitunter würden auch Angehörige diesbezüglich Druck machen.

Das Unispital Basel erklärte den Tamedia-Zeitungen zu den Vorwürfen vermehrter Frühentlassungen, man habe die durchschnittliche Aufenthaltszeit der letzten drei Jahre überprüft und dabei «keinerlei Veränderungen feststellen» können. Die Insel-Gruppe im Kanton Bern teilte mit, dass es derzeit für alle Covid-Patient*innen, die auf einer Normalstation behandelt werden könnten, auch Betten gebe.