Solares Geoengineering Schweiz will Diskussion über Dimmung der Sonne lancieren

Von Alex Rudolf

24.2.2024

Kann die Sonne anhand von Partikeln verdunkelt und die Erderwärmung damit gestoppt werden?
Kann die Sonne anhand von Partikeln verdunkelt und die Erderwärmung damit gestoppt werden?
Quelle: Keystone/Symbolbild

Ist solares Geoengineering die Antwort auf die Erderwärmung? Dies soll an der UNO-Klimaversammlung kommende Woche besprochen werden. Die Gegner befürchten, dass der Methode damit Tür und Tor geöffnet würde.

Von Alex Rudolf

24.2.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die Erde wird wärmer und wärmer: Eine Möglichkeit, diesen Vorgang abzuschwächen, wäre das solare Geoengineering.
  • Dabei werden Partikel in die Atmosphäre verteilt – vergleichbar mit einem Vulkanausbruch. Diese reflektieren die Wärme und das Licht der Sonne zurück ins All.
  • An der kommende Woche beginnenden Klimakonferenz in Nairobi soll dieses Geoengineering besprochen werden. So will es die Schweizer Delegation. Dafür erntet sie grosse Kritik.

Wie lässt sich die Erwärmung der Erde verlangsamen oder gar aufhalten? Wie der britische «Guardian» berichtet, tritt die Schweiz derzeit eine weltweite Debatte zum Thema Verdunkelung der Sonne los. An der kommende Woche startenden Umweltversammlung der Vereinten Nationen in Nairobi soll dieser Vorschlag besprochen werden.

Eine Expertengruppe der Vereinten Nationen solle sich mit den Risiken, Vorteilen und Unsicherheiten des Verdunkelns der Sonne auseinandersetzen, wie es heisst. Das sogenannte solare Geoengineering habe indes Auswirkungen auf Nahrungsmittelversorgung, die Biodiversität sowie die globale Sicherheit.

Die zugrundeliegende Technik ziele darauf ab, den Effekt eines grossen Vulkanausbruchs zu imitieren. Dazu wird die Atmosphäre mit Schwefeldioxidpartikeln gefüllt. Diese reflektieren einen Teil der Wärme und des Lichts der Sonne zurück ins All.

Das Feld nicht Regierungen und Milliardären überlassen

Was sagen die Befürworter dieses Vorschlags? Sie verweisen darauf, dass Forschung in diesem Bereich notwendig sei, damit eine Überwachung solcher Technologien möglich sei. Andernfalls würden diese von mächtigen Regierungen oder Milliardären entwickelt und getestet.

Und die Gegnerschaft? Sie befürchtet, dass diese Diskussion das derzeitige Verbot von Geoengineering ritzen könnte.

Felix Wertli, der Schweizer Vertreter an der Umweltversammlung der UNO, sagt zum «Guardian», dass das Ziel sei, dass alle Regierungen und wichtigen Interessengruppen über die Technologie und deren Risiken informiert seien. Es sei nicht die Absicht der Schweiz, das Geoengineering zu fördern.

Direktorin der UNO-Versammlung, Inger Anderson, sagt ebenfalls, dass eine globale Diskussion bedeutsam sei. Dies heisse aber nicht, dass man die Technologie befürworte.

Umweltorganisationen zeigen sich indes besorgt über die neuesten Entwicklungen. So bestehe die reale Gefahr, dass die Beauftragung eines Berichts das faktische Moratorium für Geoengineering untergraben würde, sagt Mary Church vom Zentrum für Internationales Umweltrecht (CIEL).

«Es gibt Bereiche, über die die internationale Gemeinschaft zu Recht entschieden hat, dass sie einfach tabu sind, wie Eugenik, menschliches Klonen und chemische Waffen», sagt sie weiter.

«Es ist problematischer, wenn wir nicht darüber diskutieren»

In Mexiko sollen bereits Aussentests stattgefunden haben, woraufhin die mexikanische Regierung solche Experimente auf ihrem Territorium untersagt hatte.

2022 unterzeichneten etwa 500 Wissenschaftler einen Appell für ein Abkommen über die Nichtnutzung solaren Geoengineerings.

«Ich weiss, dass die Leute denken, dass dies möglicherweise einen Raum schafft, in dem diese Technologien unterstützt werden könnten, aber ich denke auch, dass es problematischer ist, wenn wir nicht darüber diskutieren», sagt Chefwissenschaftlerin der UNO-Versammlung, Andrea Hinwood.

Ungewiss ist, wie der Schweizer Vorschlag in Nairobi ankommt. Senegal, das ursprünglich Mitinitiant war, hat sich zwischenzeitlich zurückgezogen. Zahlreiche andere Nationen hätten Zweifel geäussert. Und die afrikanischen Staaten hätten auf das Nichtnutzungsgebot bestanden.

Bereits 2019 wollte die Schweiz eine Diskussion zu diesem Thema lostreten, doch war sie erfolglos. «Diesmal sieht man, dass die Leute bereit sind, zu diskutieren, weil die Debatte vorangeschritten ist», sagt Wertli. «Es wurde während der Eröffnungsdebatte allgemein anerkannt, dass mehr Forschung und Informationen benötigt werden. Das ist neu und zeigt, dass die Resolution einem Bedürfnis entspricht.»