Knappheit Schweizer Impfstoffe nicht weit genug fortgeschritten

jc, sda

15.3.2021 - 14:16

Eine Laborantin prüft sterilisierte Glasfläschchen für die Covid-19 Impfung in einem Labor in Domdidier. Ein eigener Impfstoff wird in der Schweiz indes nicht produziert. (Symbolbild)
Eine Laborantin prüft sterilisierte Glasfläschchen für die Covid-19 Impfung in einem Labor in Domdidier. Ein eigener Impfstoff wird in der Schweiz indes nicht produziert. (Symbolbild)
Bild: Keystone

Zu Beginn der Corona-Pandemie sind auch verschiedene Schweizer Impfstoff-Projekte im Rennen. Aus verschiedenen Gründen kann sich aber keines von ihnen durchsetzen. 

15.3.2021 - 14:16

Obwohl es im Frühjahr 2020 drei vielversprechende Schweizer Impfstoffkandidaten gegen das Coronavirus gab, gibt es bislang keine Produktion eines Schweizer Impfstoffes. Es würden aber Vorbereitungen laufen, damit andere, bereits zugelassene Impfstoffe in der Schweiz produziert werden können, schreibt der Bundesrat in einer am Montag veröffentlichen Antwort auf eine dringliche Interpellation von SP-Nationalrat Fabian Molina (ZH). Und: Die Impfstoffe von Moderna und Pfizer/Biontech würden bereits heute in der Schweiz hergestellt.

Tatsächlich hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) zu Beginn der Pandemie verschiedene Schweizer Impfstoff-Projekte geprüft. Von diesen hat laut Bundesrat keines denselben Entwicklungsstand erreicht wie die besten internationalen Projekte.

Nationalrat Molina wollte in Zusammenhang mit der Impfstoffknappheit weiter zudem wissen, welche Massnahmen der Bundesrat vorsieht, um die Kapazitäten zur Impfstoffproduktion im Inland zu erhöhen.

Drei Projekte in Startlöchern

Von den drei Impfstoff-Projekten stammte eines von Immunologe Martin Bachmann vom Inselspital Bern. Er arbeitete mit seinem Team an einem Impfstoff, der sich gegen die Spike-Proteine – die Stacheln – auf der Oberfläche von Sars-Cov-2 richtet. Problematisch war die Komplexität des Impfstoffes. Gegenüber der Sendung «Puls» des Schweizer Fernsehens (SRF) sagte Bachmann im Januar, dass sein geplanter Impfstoff viel komplizierter in der Herstellung sei als etwa ein nun geläufiger RNA-Impfstoff.



Ein zweiter Impfstoffkandidat scheiterte an der Finanzierung. Der Kandidat des Basler Immunologen Peter Burkhard basierte auf Eiweiss-Nanopartikeln, auf die die Spike-Proteine des Virus «geklebt» worden wären. Das Projekt stellte Burkhard bereits im April 2020 dem Bund vor. Dort sei er zunächst auf sehr grosses Interesse gestossen, wie er gegenüber «Puls» sagte. Der Bund habe signalisiert, dass das dafür nötige Geld gesprochen werden könne. Plötzlich sei er aber auf die Bremse getreten. Der Immunologe konnte wegen der fehlenden finanziellen Ressourcen nicht mehr am Projekt weiterarbeiten.

Der dritte Kandidat kam vom Freiburger Start-up Innomedica von Stefan Halbheer. Er arbeitete an einem Impfstoff, der auf Fetttröpfchen (Liposomen) basiert. Die mit den Spike-Proteinen versetzten Liposome dienten als Impfstoff. Die Produktion war für Juli angekündigt worden. Der erste Impfprototyp habe jedoch nicht weiterentwickelt werden können, weil das Verfahren nicht wie erhofft funktioniert hat, wie er gegenüber «Puls» sagte.

Kein Kauf-Angebot von Lonza

Zu reden gab in den vergangenen Tagen zudem betreffend Impfproduktion die Frage, ob der Bundesrat ein Angebot von Lonza für den Kauf einer Fabrik zur Impfstoff-Produktion ausgeschlagen habe. Gesundheitsminister Alain Berset bestätigte am Freitag vor den Medien, dass der Bundesrat vor einem Jahr einen Brief von Lonza erhalten habe. Es sei darum gegangen, dass Lonza von Moderna ausgewählt worden war, Impfstoff zu produzieren.

Laut Berset ging es dabei aber um Investitionen. Um den Kauf einer Infrastruktur, die Impfstoff produziert, sei es nie gegangen. «Und wenn man in eine Firma investiert, bedeutet dies nicht automatisch, dass man mehr Impfstoff erhält», sagte Berset. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) habe dann mit Moderna/Lonza verhandelt, um Impfdosen zu erhalten, sagte Berset weiter.

Der Nationalrat führt am Mittwoch eine aktuelle Debatte zur Corona-Pandemie. Verschiedene Fraktionen hatten mit dringlichen Interpellationen um eine Diskussion ersucht. Erwartet wird eine generelle Aussprache zu verschiedenen Themen. Gesundheitsminister Alain Berset wird für den Gesamtbundesrat Red und Antwort stehen.

jc, sda