Sonntagspresse Neuer Vergiftungsfall durch E-Zigaretten in der Schweiz

SDA/tafi

24.11.2019

In der Schweiz hat es einen neuen Vergiftungsfall durch E-Zigaretten gegeben. Lungenärzte fordern ein Zentralregister für Verdachtsfälle.
In der Schweiz hat es einen neuen Vergiftungsfall durch E-Zigaretten gegeben. Lungenärzte fordern ein Zentralregister für Verdachtsfälle.
KEYSTONE PICTURES k_sim

Konkursgefahr für Schweizer Spitäler, ein Schweizer ersteigert Hitlers Zylinder und ein Kopfballverbot für Kinder: Das sind die wichtigsten Schlagzeilen der Sonntagszeitungen.

Wieder Vergiftung durch E-Zigaretten

In der Schweiz ist ein möglicher, zweiter Vergiftungsfall nach dem Konsum von E-Zigaretten bekannt geworden. Am Kantonsspital Schaffhausen musste demnach 2018 ein E-Zigaretten-Raucher wegen Lungenproblemen behandelt werden, wie der «SonntagsBlick» berichtet.

Laut der leitenden Pneumologin sei dies kein blosser Verdachtsfall gewesen, sondern «ein ziemlich klarer Fall», sagte ein Spitalsprecher der Zeitung. Details nannte er nicht. Es ist der zweite solche Fall, der in der Schweiz bekannt wird. Im Januar 2019 musste in Winterthur ZH eine 44-jährige Frau wegen schweren Lungenschäden notfallmässig hospitalisiert werden.

In den USA starben bereits 47 Menschen nach dem Gebrauch von E-Zigaretten. Die Zahl der dort Erkrankten lag zuletzt bei 2290 bestätigten Fällen. Die Ursache für die Lungenschäden ist nicht geklärt. Als eine mögliche Ursache war zuletzt ein aus Vitamin E gewonnenes Öl ausgemacht worden.

In Europa gelten teils andere Grenzwerte als in den USA. Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit (BLV) hat laut eigenen Angaben keine Informationen über ähnliche Krankheitsfälle in der Schweiz. Laurent Nicaud, Präsident des Verbandes der Lungenärzte, fordert ein nationales Zentralregister für Verdachtsfälle.

Hitlers Zylinder wurde von einem Schweizer Unternehmer ersteigert: Abdallah Chatila wollte nicht, dass er in die Hände von Nazi-Sympathisanten fällt.
Hitlers Zylinder wurde von einem Schweizer Unternehmer ersteigert: Abdallah Chatila wollte nicht, dass er in die Hände von Nazi-Sympathisanten fällt.
Hermann Historica/dpa

Schweizer ersteigert Hitlers Zylinder

Bei einer umstrittenen Auktion von Nazi-Gegenständen in München am Mittwoch hat ein Schweizer Unternehmer mehrere symbolträchtige Memorabilien erworben – um sie vor Nazi-Sympathisanten zu sichern. Der Genfer Immobilienunternehmer und Multimillionär Abdallah Chatila kaufte laut Angaben der Zeitung «Le Matin Dimanche» zehn Gegenstände für 600'000 Franken, darunter ein Zylinder-Hut des deutschen Diktators Adolf Hitler und eine Luxusausgabe von dessen Buch «Mein Kampf». «Ich wollte diese Gegenstände kaufen, damit sie nicht für neonazistische Propagandazwecke verwendet werden», sagte Chatila im Interview mit der Zeitung.



Nach Ansicht des Genfers sollten «die Relikte verbrannt werden». Aber zu Gedenkzwecken beschloss er, sie der jüdischen Sammlerorganisation Keren Hayesod zu übergeben, die sie in einem Museum ausstellen soll. Johanne Gurfinkiel, Generalsekretär der Genfer Koordinierungsstelle gegen Antisemitismus und Diffamierung CICAD, sagte: «Diese Aktion ist sehr lobenswert. Abdallah Chatila verdient unseren Respekt für seine entschlossene Intervention.»

Bei der Auktion wurden insgesamt mehr als 800 Objekte aus dem Besitz von ranghohen Nationalsozialisten angeboten. Das Interesse war grösser als von den Organisatoren erwartet. Mehr als 500 Interessenten boten online mit – fünf Mal so viele wie sonst üblich.

Regula Rytz will nicht aufgeben

Die grüne Bundesratskandidatin Regula Rytz denkt trotz bisher geringen Rückhalts in den Fraktionen von SVP, FDP und CVP nicht ans Aufgeben. Sie habe noch drei Wochen Zeit, um die Parlamentarier zu überzeugen, sagte die 57-Jährige der Zeitung «Le Matin Dimanche». «Politische Stabilität ist in der Schweiz wichtig. Aber Stabilität bedeutet nicht Unbeweglichkeit», sagte die Berner Nationalrätin und Parteipräsidentin.



Es seien die Wähler, die den Plan gemacht hätten, erklärte sie dem «SonntagsBlick». «Die Frage ist, ob das Parlament dies respektiert.» Auch Grünen-Fraktionschef Balthasar Glättli will die Kandidatur von Rytz nicht aufgeben. «Das Rennen ist erst beim Zieleinlauf entschieden. Bundesratswahlen haben ihre eigene Dynamik», sagte er der «SonntagsZeitung». Am Schluss würden nicht die Fraktionen entscheiden, sondern die 246 Parlamentarierinnen und Parlamentarier einzeln.

CVP-Präsident Gerhard Pfister schlägt den Grünen und allen anderen Parteien Gespräche über die künftige Zusammensetzung der Regierung vor. In der «NZZ am Sonntag» regt er an, künftig die Sitze der Fraktionen im Parlament als Massstab für die Regierungszusammensetzung zu nehmen. Gemessen an den total 246 Sitzen im National- und im Ständerat ergäbe sich so für jeweils 35 Sitze ein Platz im Bundesrat. Bei den aktuellen Verhältnissen würde dies bedeuten, dass die FDP einen ihrer zwei Bundesratssitze an die Grünen abtreten müsste.

Stadler verteidigt Leuthard-Engagement

Stadler-Rail-Präsident Peter Spuhler hat das geplante Engagement der früheren Bundesrätin und Verkehrsministerin Doris Leuthard im Verwaltungsrat seiner Schienenfahrzeugfirma gegen Kritik wegen möglicher Interessenskonflikte verteidigt. «Als Unternehmer erwarte ich von Schweizer Politikern, dass sie die Wirtschaft unterstützen. Und zwar nicht nur, wenn sie im Amt sind, sondern auch danach», sagte der Thurgauer Unternehmer und frühere SVP-Nationalrat in einem Interview mit dem «SonntagsBlick».



«Frau Leuthard hat in der europäischen Verkehrspolitik grosses Know-How erworben. Davon kann Stadler Rail bei strategischen Entscheiden profitieren.» Es sei falsch, wenn man den Bundesräten nach ihrer politischen Karriere praktisch ein Berufsverbot auferlegen wolle. «Wir müssen doch für unser Land und unseren Werkplatz schauen und auf dieses Know-How zurückgreifen.»

Das Engagement sei zum Wohle des Steuerzahlers, denn das Verwaltungsratshonorar werde Leuthard von der Bundesrats-Pension abgezogen, sagte Spuhler. Seinen Angaben zufolge erhält Leuthard für ihr Mandat 90'000 Franken pro Jahr. Sie soll an der Generalversammlung von Stadler-Rail am 30. April gewählt werden. Die Ende letzten Jahres zurückgetretene Magistratin sitzt seit diesem Frühjahr in den Verwaltungsräten von Coop, Bell Food und Transgourmet.

Schweizer Spitälern droht Konkurs

Jedem zehnten Schweizer Spital droht der Konkurs. Dies berichtet die «NZZ am Sonntag» unter Berufung auf eine Analyse des Beratungsunternehmens Price Waterhouse Coopers (PwC). Demnach sind 37 von 44 untersuchten Spitäler nicht mehr profitabel genug, um in den nächsten fünf bis zehn Jahren wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Studie umfasst unterschiedlich grosse öffentliche Spitäler aus allen Landesregionen. Zusammen erzielen diese etwa 70 Prozent des Gesamtumsatzes im Spitalmarkt.

Hochgerechnet auf die 163 Akutspitäler im Land bedeutet der Befund laut PwC, dass etwa jedes zehnte Spital akut konkursgefährdet ist. Diese Zahl werde steigen, falls die Spitäler nicht rasch Zugeständnisse bei ihrem Angebot machten. Als eine wichtige Massnahme müssten weitere bisher stationären Leistungen in den günstigeren, ambulanten Bereich verlagert werden. Die Bereinigung des Spitalmarkts ist eine Folge der 2012 eingeführten neuen Spitalfinanzierung. Kliniken erhalten eine Fallkostenpauschale für ihre Leistungen. Wer nicht effizient genug arbeitet, kann seine Kosten nicht mehr decken.

Dignitas-Tragödie: Arzt trifft keine Schuld

Nach der Tragödie bei einer Sterbebegleitung in der Schweiz, bei der vor drei Jahren nicht nur eine 95-jährige schwerkranke Britin starb sondern auch deren 58-jährige Tochter, kommt der beschuldigte Arzt ungestraft davon. Dies berichtet die «NZZ am Sonntag» unter Verweis auf die rechtskräftige Einstellungsverfügung der Zürcher Staatsanwaltschaft vom September. Die Behörde hatte gegen den Mann wegen möglicher fahrlässiger Tötung ermittelt.

Die krebskranke Britin war im Oktober 2016 in die Schweiz geflogen, um mit Hilfe von Sterbebegleitern des Vereins Dignitas freiwillig aus dem Leben zu scheiden. Mit der betagten Frau reiste deren 58-jährige Tochter mit. Diese bekam nach Ankunft im Sterbezimmer gesundheitliche Probleme, woraufhin der anwesende Arzt ihr ein Beruhigungsmittel spritzte. Die Frau verstarb kurze Zeit später im Spital, wohin sie gebracht wurde, nachdem ihr Zustand sich verschlechtert hatte, an einer Hirnblutung.

Dem Arzt kann laut Staatsanwaltschaft kein pflichtwidriges Verhalten oder keine bewusste Unvorsicht angelastet werden. Zudem lasse sich keine Kausalität zwischen seinem Handeln und dem Tod der Patientin belegen, heisst es in der Einstellungsverfügung.

1MDB-Skandal: Zürcher Banker gebüsst

Der Skandal um veruntreute Milliarden aus dem malaysischen Staatsfonds 1MDB hat für zwei Zürcher Bank-Kader ein Nachspiel. Das Eidgenössische Finanzdepartement hat sie letzten September gebüsst, weil sie gegen ihre Pflicht verstossen haben, einen Verdacht auf Geldwäscherei den Behörden zu melden, wie die «SonntagsZeitung» schreibt.

Die Strafverfügung im Nachgang zur riesigen Geldwäsche-Operation ist für den einen Banker rechtskräftig. Er musste 13'000 Franken Busse zahlen. Der andere Banker rekurrierte. Der Bundesbehörde zufolge sahen die Verantwortlichen bei der damaligen Bank Coutts in Zürich fahrlässig über Warnsignale hinweg und ermöglichten es dem Drahtzieher des 1MDB-Skandals so, über eine Milliarde Dollar bei ihrer Bank zu waschen. Das Geld, das eigentlich dem malaysischen Volk gehört hätte, floss dem Bericht zufolge via Zürich in exzessiven Luxus wie Privatjets, Penthouses oder Partys mit Hollywoodstars und Models.

Ärzte fordern Kopfballverbot

Zwei namhafte Spezialärzte fordern in der Schweiz ein Kopfballverbot für Kinder. Grund sind Untersuchungen, gemäss denen häufige Gehirnerschütterungen die Entstehung von Demenz begünstigen, wie die «SonntagsZeitung» berichtet. Neurologe Peter Zangger, langjähriger Leiter der Neurorehabilitation an der Suva-Klinik in Bellikon und führender Schädel-Hirn-Trauma-Spezialist, fordert mit verschärften Regeln im Jugendfussball, das Aufprallen des Kopfs auf den Gegner möglichst zu verhindern. Wegen dünnerer Schädeldecke und schwächerer Nackenmuskulatur hätten Kinder bei Kopfbällen und beim Zusammenprallen von Köpfen im Spiel ein höheres Risiko für Hirnverletzungen, erklärte Andreas Meyer-Heim, Chefarzt der einzigen Schweizer Klinik für Neurorehabilitation bei Kindern und Jugendlichen in Affoltern am Albis ZH.



In den USA führte der Fussballverband 2015 ein, dass Kinder bis zehn Jahre den Kopf nicht einsetzen dürfen, bis 13 Jahre nur eingeschränkt. Der Schweizerische Fussballverband findet ein solches Verbot übertrieben, will im Januar aber über andere Möglichkeiten diskutieren, die Gehirnschäden bei Kinder und Jugendlichen zu reduzieren. Ende Oktober hatte eine Studie aus Schottland gezeigt, dass Fussballer häufiger an Demenz sterben als Gleichaltrige.

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