Krieg in der Ukraine Schweizer Offiziere fordern zusätzliche 100'000 Soldaten

uri

16.9.2022

Ein Kampfpanzer des Typs Leopard II beim Waffenplatz in Thun. (Archiv)
Ein Kampfpanzer des Typs Leopard II beim Waffenplatz in Thun. (Archiv)
Bild: Keystone

Offiziere der Schweizer Armee verlangen eine Aufstockung von Panzertruppen, Artillerie, Führungseinheiten und Infanterie: Der Effektivbestand soll um rund 100'000 Soldaten wachsen – auf 250'000.

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In einem Positionspapier ruft die Offiziersgesellschaft der Panzertruppen die Sicherheitspolitischen Kommissionen von National- und Ständerat sowie den Chef der Armee auf, Einheiten der Schweizer Armee massiv aufzustocken.

Mit dem derzeitigen Bestand von 148'000 Soldatinnen und Soldaten habe die Schweiz in einem Verteidigungskampf, wie ihn etwa die Ukraine momentan führen müsse, keine Chancen, begründet der Mitautor des Papiers, Major im Generalstab Erich Muff, die Forderung in den Tamedia-Zeitungen.

Für Muff, zugleich auch Präsident der Offiziersgesellschaft der Panzertruppen OG Panzer, kann die Armee in ihrer derzeitigen Verfassung «nicht gleichzeitig helfen, schützen und kämpfen, wie dies das Gesetz verlangt.» Ohne eine entsprechende Zahl von Miliz- und Berufssoldaten seien erfolgreiche Einsätze bei der gleichzeitigen Erfüllung dieser drei Aufgaben nicht möglich.

Das Papier macht gemäss dem Tamedia-Bericht präzise Angaben, wie viele Soldat*innen es braucht und wo diese eingesetzt werden sollen. Demnach würden Bundesrat und Armee derzeit nach Sollbestand und Effektivbestand unterscheiden, wobei der Sollbestand bei 100'000 Armeeangehörigen liegt und der Effektivbestand – also all jene, die in der Armee eingeteilt sind – eben bei 148'000 Soldatinnen und Soldaten.

Weitere Offiziersverbände unterstützen die Forderung

Laut den Panzeroffizieren braucht es künftig einen Sollbestand von 180'000 und einen Effektivbestand von 250'000 Soldat*innen, um die Armee auf Vordermann zu bringen. 45'000 der zusätzlichen Kräfte sollen dabei die vier Territorialdivisionen verstärken, die derzeit lediglich bei Natur- und anderen Katastrophen Hilfe leisten – und dadurch auch wieder kampffähig würden.

Mit 20'000 Soldaten sollen die Panzertruppen und Artillerie verstärkt werden, um diese in Bereitschaft zu versetzen, notfalls auch feindlich besetztes Gebiet wieder zurückzuerobern.  Zuletzt sollen mit dem Mehr an Personal weitere Bereiche der Armee, wie etwa Führung oder Nachrichtenübermittlung verstärkt werde. Dieser Schritt sei demnach aber nur durch die Erhöhung des Dienstalters um mehrere Jahre möglich.

Unterstützt werden die Forderungen laut den Tamedia-Titeln durch die Landeskonferenz der militärischen Dachverbände (LKMD) und die Schweizerische Offiziersgesellschaft (SOG).

LKMD-Präsident Stefan Holenstein erklärte demnach, das Positionspapier weise zu Recht auf gravierende Fähigkeits- und Bestandslücken bei den Bodentruppen hin, die sich künftig noch verschärfen würden. Laut SOG-Präsident Dominik Knill sei die Schlagkraft der Armee durch viele Abgänge schon seit Jahren gefährdet. Es sei deshalb legitim, «eine Erhöhung des heutigen Effektivbestands zu fordern.»