Prognosen So stehen die Chancen auf weisse Weihnachten

Von Maximilian Haase

22.12.2021

Dürfen wir mit weissen Weihnachten rechnen? Kurz vor dem Fest zeichnet sich ab: Im Flachland sieht es – wie so oft – schlecht aus, Schnee gibt es wohl nur lokal.

Von Maximilian Haase

Am Heiligabend mit den Liebsten Geschenke öffnen, während Weihnachtslieder selige Stimmung verbreiten – und draussen leise der Schnee rieselt: So weit die romantische Vorstellung zum Fest. Die Realität sah, was die weisse Pracht angeht, zumindest im Flachland in den vergangenen Jahren meist anders aus.

Trotzdem stellt sich natürlich, gerade jetzt zum Winteranfang, wieder die Frage: Wird es diesmal vielleicht weisse Weihnachten geben?

Um es vorwegzunehmen: Wie so oft wird diese Hoffnung auch 2021 ziemlich sicher enttäuscht werden. «In den tieferen Lagen ist kein Schnee für die Weihnachtstage zu erwarten», teilt Denise Praloran von MeteoSwiss auf Anfrage von blue News mit. Die Kälte ist erstmal vorbei: Mit einer aufkommenden Westströmung erreiche uns ab Donnerstag «relativ milde Luft».



Eher mildes Wetter

Während der gesamten Feiertage herrsche «eher unbeständiges und mildes (Weihnachtstau-)Wetter», bestätigt auch Michael Eichmann vom Wetterdienst Meteonews. Die Schneefallgrenze bewege sich über die Feiertage im Bereich von 1700 bis 2000 Metern.

Im Mittelland würden Temperaturen im Bereich von 5 bis 7 Grad erwartet, im Westen könne es auch eine Spur milder sein, so Eichmann. Ausserdem sehe es so aus, «dass es an allen drei Weihnachtstagen mal nass sein kann», wobei eher geringe Niederschlagsmengen erwartet würden.

Der Heiligabend beginnt laut Meteonews im Norden der Schweiz noch freundlich, in den Alpen mit Föhn. Gegen Nachmittag folgen dann zwar dichte Wolken, die in der heiligen Nacht auch Niederschlag bringen könnten. 

Schnee nur als Rest

Also null Chance auf Schnee zum Fest? Nicht ganz: Weisse Weihnachten gebe es «überall da, wo der Schnee bis dann noch nicht geschmolzen ist», sagt Denise Praloran von MeteoSchweiz. Oberhalb von rund 800 Metern liege «wahrscheinlich noch verbreitet genügend Schnee, welcher bis Heiligabend noch liegen dürfte». Aber auch hier könne der Regen über die Weihnachtstage dazu beitragen, dass der Schnee in mittleren Lagen allmählich schmilzt.

In den Bergen, wie hier in Wengen im Berner Oberland, sind weisse Weihnachten durchaus wahrscheinlich. Im Flachland hingegen eher nicht. (Archivbild).
In den Bergen, wie hier in Wengen im Berner Oberland, sind weisse Weihnachten durchaus wahrscheinlich. Im Flachland hingegen eher nicht. (Archivbild).
KEYSTONE/Martin Ruetschi

Neuschnee gibt es an den Weihnachtstagen laut Praloran nur lokal, «am Stephanstag wahrscheinlich etwas verbreiteter oberhalb von rund 1300 bis 1600 Metern». Auch Michael Eichmann von Meteonews hat keine besseren Aussichten parat: «Höchstens in einzelnen Alpentälern, wo aktuell noch genügend Schnee liegt, könnten einige Schneereste an Weihnachten übrig sein.»

Ist das «Weihnachtstauwetter» schuld?

Bleibt die Frage, woher der seit Jahren andauernde Schneemangel eigentlich rührt. Mit der seit den 1980er-Jahren spürbar milderen Dezembertemperatur habe sich die Ausgangslage für Weihnachtsschnee in tieferen Lagen verschlechtert, sagt Denise Praloran. In den letzten zehn Jahren habe es «nochmals einen Wärmeschub» gegeben.

Ob es zur Weihnachtszeit in tieferen Lagen eine Schneedecke gibt, hänge jeweils von der sich kurz vor der Weihnachtszeit entwickelnden Wetterlage ab. Benötigt werde dazu feuchte Kaltluft, die in der Regel aus Norden oder Nordwesten zu uns fliesse. Von Jahr zu Jahr sei es «natürlich sehr zufällig, ob sich diese Strömung genau auf die Weihnachtszeit hin einstellt».



Man kenne in der Meteorologie zudem den Ausdruck «Weihnachtstauwetter». Darin komme die Erfahrung zum Ausdruck, dass um die Weihnachtszeit eben häufig keine winterlichen Bedingungen herrschen, sondern der Dezemberschnee, falls er vor Weihnachten gefallen ist, auf Weihnachten hin oft wieder schmelze. 

Auch Michael Eichmann von Meteonews weiss: «Die genauen Gründe hierfür sind nicht so einfach zu generalisieren.» Einerseits sei die Atmosphäre sehr dynamisch und natürlichen Schwankungen unterworfen, andererseits spiele auch die Klimaerwärmung eine entscheidende Rolle.

Einzelne schneefreie Jahre mit der Klimaerwärmung zu begründen, sei aber nicht möglich, da «Klima» immer von einer Zeitspanne von mindestens 30 Jahren ausgehe und einzelne Wetterereignisse nicht erklären könne. Der Meteorologe sagt: «Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass auch in Zukunft an vielen Weihnachten kein oder nur wenig Schnee liegen wird.»