Umstrittene Weiterbildung St. Galler Beamte nehmen an Wolfsjagd in Russland teil

Dominik Müller

27.3.2024

In der Schweiz leben heute gemäss Bund rund 250 Wölfe. Im Bild ein Exemplar im Wallis.
In der Schweiz leben heute gemäss Bund rund 250 Wölfe. Im Bild ein Exemplar im Wallis.
Archivbild: Keystone

Ein St. Galler Amtsleiter und ein Wildhüter haben in Russland an einer mehrtägigen Wolfsjagd teilgenommen. Naturschutzverbände üben Kritik an der Reise. Der zuständige Regierungsrat relativiert.

Dominik Müller

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  • Der Leiter des Amtes für Natur, Jagd und Fischerei des Kantons St. Gallen sowie ein Wildhüter haben in Russland an einer mehrtägigen Wolfsjagd teilgenommen.
  • Bewilligt wurde die Reise von Regierungsrat Beat Tinner, um die Umsetzbarkeit einer Lappjagd in der Schweiz zu eruieren.
  • Naturschutzverbände kritisieren die Reise: Eine Lappjagd sei hierzulande nicht praktikabel.

Ende 2023 trat die Verordnung zur präventiven Regulierung des Wolfsbestands in der Schweiz in Kraft. Seither können die Raubtiere während der Jagdzeit schneller und früher geschossen werden – und nicht erst nach mehreren Rissen von Nutztieren. Das wird von den betroffenen Kantonen auch getan: Gemäss dem Bundesamt für Umwelt (Bafu) hat sich der Wolfsbestand von anfangs 300 Tieren auf rund 250 reduziert.

Im Kanton St. Gallen sieht man für die kommende Jagdperiode ab Ende September offensichtlich noch Optimierungspotenzial. So bewilligte der Vorsteher des St. Galler Volkswirtschaftsdepartement, Regierungsrat Beat Tinner, dem Leiter des Amtes für Natur, Jagd und Fischerei sowie einem Wildhüter eine Weiterbildung in Russland, wie «SRF» berichtet. Dabei haben sie an einer Lappjagd teilgenommen. Eine Reise, die bei Naturschutzverbänden für viel Kritik sorgt.

Die Lappjagd

  • Bei der Lappjagd handelt es sich um eine Treib- respektive Drückjagd. Das bejagte Gebiet wird zuvor mit an Leinen aufgehängten Stofflappen umspannt, um damit flüchtende Tiere in bestimmte Richtungen zu lenken und deren Ausbrechen zu verhindern.
  • Heute wird die Methode hauptsächlich für die Wolfsjagd angewendet.
  • Die Redewendung «Durch die Lappen gehen» im Sinne von «entkommen, entgehen» hat ihren Ursprung in der Jägersprache. Sie verweist auf den Umstand, dass trotz aufgehängten Lappen immer wieder einige Tiere die Absperrung durchbrechen.

Fünf Arbeitstage bekamen die beiden Beamten genehmigt, finanziert haben sie die Reise selbst. Er unterstütze grundsätzlich neue Erkenntnisse und Weiterbildungen, sagt Beat Tinner zu «SRF». Hierzulande habe bis anhin niemand die Lappjagd angewendet. «Die Idee dieser Weiterbildung war es, die Methode kennenzulernen und eine mögliche Anwendung in der Schweiz zu eruieren.»

Kritik an Nutzen der Reise

Naturschutzverbände halten dagegen: Die Lappjagd sei in der Schweiz aus rechtlichen und tierschutzrechtlichen Gründen nicht praktikabel, sagen Pro Natura St. Gallen, der WWF St. Gallen und die Gruppe Wolf Schweiz zu «SRF». Hier gehe die Regulierung von Wölfen vor allem über Jungtiere, nicht aber um den wahllosen Abschuss ganzer Rudel.

Zudem würden sich die flachen Landschaften in Russland nicht mit der dicht besiedelten und hügeligen Schweiz vergleichen lassen. «Bei der Reise ist kein wissenschaftlicher Ansatz erkennbar», wird Corinne del Fabbro von Pro Natura zitiert. Der Erkenntnisgewinn für den Umgang mit dem Wolf in der Schweiz sei gering. «Die Reise wirkt mehr wie eine Erlebnisreise.» Zumal die Wolfsjagd in Russland als Trophäenjagd gelte.

Widerspruch zwischen Schutz und Regulierung

Beat Tinner relativiert, das Ziel der Reise sei «das Kennenlernen und Eruieren der Jagdmethoden gewesen, damit wir in der Schweiz die Wolfsregulierung effizienter umsetzen können». Der Amtsleiter und der Wildhüter seien ohne Trophäen, sprich ohne die Felle der vier erlegten Wölfe, zurückgekehrt.

Die Zahl von vier toten Tieren innert drei Tagen würde laut Tinner die Effizienz der Lappjagd beweisen. Das Amt für Natur, Jagd und Fischerei stehe stets im Widerspruch zwischen Schutz und Regulierung. Diese Zielkonflikte müsse man aushalten können.

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