Restriktives Job-Angebot Rassistisches Inserat? «Eidgenosse» mit Appetit auf Cervelat gesucht

tafi

17.4.2019

Nur wer Cervelat mag, ist ein guter Mitarbeiter: Das könnte man zumindest denken, wenn man das Job-Inserat einer St. Galler Transportfirma liest. Ach ja: Eidgenosse zu sein, ist auch sehr obligatorisch. (Symbolbild)
Nur wer Cervelat mag, ist ein guter Mitarbeiter: Das könnte man zumindest denken, wenn man das Job-Inserat einer St. Galler Transportfirma liest. Ach ja: Eidgenosse zu sein, ist auch sehr obligatorisch. (Symbolbild)
Keystone

Mit einem Job-Inserat sorgt eine Transportfirma aus Rossrüti SG für Empörung: Gesucht wird ein Eidgenosse mit Schweizer Schulausbildung, der nach Feierabend gerne Schweinefleisch und Cervelat isst. Nun wehrt sich das Unternehmen gegen Rassismusvorwürfe.

Es sind ziemlich konkrete Anforderungen, die das St. Galler Transportunternehmens Schärer Transport AG aus Rossrüti SG an seinen neuen Lieferwagen-Chauffeur hat. In einem Job-Inserat sucht die Firma nach einem Eidgenossen, der eine Schweizer (sic!) Schulausbildung abgeschlossen hat und nach Feierabend gerne mal bei Cervelat und Schweinssteak (sic!) mit den Kollegen zusammensitzt. Für die SP ist das ein eindeutig rassistisches Inserat, das da in der aktuellen Ausgabe der «Wiler Nachrichten» abgedruckt wurde. Und auch die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus (EKR) findet den Inhalt problematisch, wie das «St. Galler Tagblatt» berichtet.

So schreibt Bujar Zenuni, Präsident der SP MigrantInnen SG auf Facebook: «Das ist wahrscheinlich das erste Stelleninserat, das explizit erwähnt, was am Feierabend zu essen sei. Es sendet das klare Signal an jüdische, muslimische oder vegetarische Menschen, ob sie nun ‹Eidgenossen› sind oder nicht, dass von ihnen erwartet wird, das gleiche zu essen.»

Zenuni fordert «die Geschäftsleitung der Schärer Transport AG auf, sich zum Stelleninserat öffentlich zu äussern und sich für den diskriminierenden Text zu entschuldigen. Weiter soll das Stelleninserat sofort gestoppt werden. Die ‹Wiler Nachrichten› tun gut daran, solch diskriminierende Texte nicht mehr zu publizieren.»

Firmenchefin: «Ich bin alles andere als eine Rassistin!»

Die Firma wehrt sich gegen die Rassismus-Vorwürfe. Die Formulierung «Eidgenosse» sei aus Jux entstanden, sagt Co-Geschäftsführerin Petra Schärer laut «St. Galler Tagblatt»: «Ich bin alles andere als eine Rassistin!» Das Familienunternehmen habe in der Vergangenheit Arbeiter aus Bosnien, Portugal, Serbien und anderen Nationen beschäftigt, auch heute stünden ein Rumäne und ein Südtiroler auf der Gehaltsliste. Und mit den erwähnten Cervelats und Schweinssteaks wolle man lediglich «signalisieren, dass wir gerne in gemütlichem Rahmen als Familienbetrieb zusammensitzen.»



Alma Wiecken, Geschäftsführerin der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus (EKR), hingegen findet die Formulierung des Inserats zumindest problematisch. «Durch die Betonung, dass ausschliesslich Eidgenossen gesucht werden, die Anforderung einer Schweizer Schulbildung und den Hinweis auf gemütliches Beisammensein bei Schweinesteaks und Cervelat, kann davon ausgegangen werden, dass bestimmte Gruppen der Bevölkerung von diesem Inserat ausgeschlossen werden sollen.» Das könne durch aus gegen die Rassismusstrafnorm verstossen.

Ein Einzelfall ist das Job-Inserat der St. Galler Transportfirma übrigens nicht. Erst im Februar sorgte eine Stellenanzeige in Zürich für Aufregung, in der nach Lagerarbeitern gesucht wurde. Nur bitte keine keine Albaner, Türken, Kroaten oder Bewerber aus «warmen Ländern».

So rassistisch kann Werbung sein

Zurück zur Startseite