Nach der Krawallnacht von St. Gallen hat Polizeivorsteherin Sonja Lüthi die Gewaltakte der Demonstranten «aufs Schärfste» verurteilt. Stadtpräsidentin Maria Pappa forderte «null Toleranz» bei der Verfolgung der Gewalttäter.
Keystone-SDA, ot, sda
03.04.2021, 13:52
03.04.2021, 14:14
SDA/twei
Die St. Galler Polizeivorsteherin Sonja Lüthi (GLP) hat nach der Krawallnacht den Polizeieinsatz als «angemessen» verteidigt und die Gewaltakte durch Chaoten «aufs Schärfste» verurteilt. Diese seien nicht tolerierbar, sagte die Stadträtin am Samstag vor den Medien.
Die Gewalt sei teils unter dem «Schutzmantel von Corona» verübt worden, sagte Lüthi. Sie rief auch bei allfälligen Treffen oder Demonstrationen zu Gewaltverzicht auf.
Bereits zuvor hatte die Stadtbehörde erklärt, Corona-Massnahmen seien für junge Menschen einschneidend. Dies rechtfertigte aber in keiner Weise Gewalt gegen Einsatzkräfte und Sachbeschädigungen. Es gelte im weiteren Verlauf der Pandemie Ruhe zu bewahren und durchzuhalten.
Lüthi verteidigt Einsatz von Gummischrot und Reizgas
Lüthi verteidigte den Polizeieinsatz, bei dem die Beamten auch Gummischrot und Reizgas einsetzten. Der Einsatz sei verhältnismässig gewesen. Die Polizei sei nach den Gewaltaufrufen im Vorfeld gut vorbereitet gewesen. Sie habe auf «Prävention und Dialog» gesetzt und erst eingegriffen, als die Stimmung gekippt und die Sicherheit von Menschen in Gefahr gewesen sei.
Die Stadtpolizei wurde bei dem Einsatz durch Beamte der die Kantonspolizei und weiteren Einsatzkräften aus dem Ostschweizer Polizeikonkordat sowie von der Transportpolizei der SBB unterstützt. In der Stadt hielten sich am Freitagabend hunderte Menschen auf. Gewaltbereit waren laut Angaben eines Korrespondenten der Nachrichtenagentur Keystone-SDA aber ein paar wenige Dutzend.
«Null Toleranz» bei Gewaltausbrüchen
Dem gab auch Stadtpräsidentin Maria Pappa recht. Sie sprach von «einigen wenigen Chaoten» und betonte, St. Gallen dürfe nicht zum Ort von Jugendgewalt werden. Sie hoffe, dass alle Gewalttäter zur Rechenschaft gezogen werden könnten, sagte Pappa an einer Medienkonferenz am Samstag. Es gelte hier «Null Toleranz». Man dürfe aber nicht alle Jugendlichen in einen Topf werfen. Die meisten hätten sich friedlich verhalten, viele Jugendliche hätten die Ausschreitungen verurteilt.
Pappa hatte am Freitagabend einen Augenschein auf dem Roten Platz zwischen Bahnhof und Altstadt genommen und dabei ein «kunterbuntes Publikum, vor allem Junge» angetroffen, wie sie ausführte. Später kam es am Rand der Altstadt und beim Bahnhof zu Ausschreitungen.
Stadtpolizeikommandant Ralph Hurni erklärte, die Polizei habe zuerst auf Dialog und präventive Präsenz gesetzt. Nachher kam es zur Eskalation. Bei den beiden verletzten Personen handle es sich nicht um Angehörige der Einsatzkräfte. Es sei gelungen, die Sachbeschädigungen in Grenzen zu halten. Trotzdem wurden Scheiben eingeschlagen und Velos angezündet.
21 Festnahmen nach Krawallen
Jugendliche hatten sich Freitagabend in St. Gallen auf dem Roten Platz getroffen, einem beliebten Treffpunkt in der Stadt. Gegen 21 Uhr eskalierte die Lage ein erstes Mal. Gewaltbereite Jugendliche griffen am Rand der Altstadt Polizisten an, die Polizei antwortete mit Gummischrot.
Nachdem die Polizei die Menschenansammlung aufgelöst hatte, beruhigte sich die Lage vorübergehend. Gegen 22:30 Uhr wurden Polizisten aber erneut angegriffen und mit Molotowcocktails beworfen, und es kam zu Beschädigungen. Erst gegen 01:40 Uhr am Samstag war der Polizeieinsatz zu Ende, wie Klaus-Dieter Mennel, Sprecher der Stadtpolizei, auf Anfrage sagte.
Von den 21 eingebrachten Personen sind laut Hurni 16 Schweizer und fünf ausländischer Nationalität. Die Betroffenen kamen mehrheitlich aus der Stadt, dem Kanton St. Gallen und der übrigen Ostschweiz. Zwei Personen waren von weiter her nach St. Gallen angereist.