Urkundenfälschung in ZürichFrau gibt sich als Ärztin aus – und arbeitet monatelang in der Pflege
aru
26.9.2023
Eine 43-jährige Ukrainerin arbeitet monatelang in einem Zürcher Pflegeheim als Pflegehilfe. Dann fliegt sie auf: Ihre Urkunde als Ärztin ist vermutlich eine Fälschung.
aru
26.09.2023, 11:05
26.09.2023, 11:16
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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Eine Ärztin mit mutmasslich gefälschtem Diplom sucht in Zürich eine Arbeitsstelle und wird in einem Pflegeheim fündig.
Die Frau arbeitete zuvor bereits in einer Klinik in Süddeutschland.
Nun ermitteln die Strafbehörden im Fall.
Patient*innen seien nicht zu Schaden gekommen, wie die Behörden mitteilen.
«Es ist das erste Mal, dass so etwas bei uns passiert ist – und sicher auch das letzte Mal», sagt der Leiter eines Stadtzürcher Pflegeheims für Senior*innen.
Mitte September stellte er seine Mitarbeiterin Daria Z. (Name geändert) frei, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. Sie arbeitete während eines Jahres als Pflegehelferin. Beinahe hätte ein Arzt aus der Zürcher Agglomeration die Frau als Kinderärztin eingestellt.
Beiden Männern sagte Z. dass sie an einer Universität in Süditalien Medizin studiert und anschliessend als Ärztin in Neapel gearbeitet habe. Die Weiterbildung zur Fachärztin soll die gebürtige Ukrainerin an einer renommierten Hochschule in Norditalien gemacht haben.
Doch das alles war wohl gelogen.
«Als ich sie gefragt habe, welche Sprachen sie spricht, hat sie Italienisch nicht erwähnt, obwohl sie so viele Jahre in Italien studiert und gearbeitet haben will», sagt der Kinderarzt zum «Tages-Anzeiger».
Eindrucksvolle Bewerbungsunterlagen
Bei einer Klinik am Hochrhein in Süddeutschland war die Frau erfolgreicher und fand dank eindrucksvoller Bewerbungsunterlagen eine Anstellung, die jedoch während der Probezeit wieder aufgelöst wurde.
Wie der «Südkurier» berichtet, seien mit der Zeit starke Wissenslücken deutlich geworden. «Sie war nicht einmal in der Lage, ein EKG anzulegen», sagt ein Kliniksprecher.
Weil sich der Verdacht auf Betrug noch nicht erhärten liess, erhielt Z. ein Arbeitszeugnis. Darin sei auf den ersten Blick erkennbar, dass die vermeintliche Ärztin unter anderem ihren Diensteintritt in einer anderen Schriftart um ein Jahr vordatiert habe, um eine längere Beschäftigungszeit vorzutäuschen.
Die Klinik habe später Nachforschungen angestellt und herausgefunden, dass die Angaben der Ukrainerin nicht stimmig waren. Auch die Nachfrage beim Regierungspräsidium Stuttgart habe ergeben, dass die Approbationsurkunde eine Fälschung sei. Im Oktober 2022 erstattete die Klink deshalb Anzeige, weshalb die Staatsanwaltschaft Waldshut-Tiengen wegen Betrugs und Urkundenfälschung ermittelt.
14'000 Euro für drei Monate Arbeit
Sind dabei Patient*innen zu Schaden gekommen? Die Untersuchungsbehörden gehen nicht davon aus. Denn die Frau sei bei ihrer Anstellung in der süddeutschen Klink immer begleitet worden. Jeder ihrer Arbeitsschritte sei kontrolliert worden.
Wie aus den Ermittlungsakten weiter hervorgeht, verdiente sie für die Arbeit als Assistenzärztin in den drei Monaten 14'000 Euro brutto. Bevor die Klink entscheidet, ob sie Schadenersatz verlangt, wird sie das Strafverfahren abwarten.
Mehrmals versuchte die Frau anschliessend ihr Glück in Zürich. Die Ermittlungsbehörden gehen davon aus, dass Z. auch hier wieder Urkunden gefälscht habe. Diese liegen dem «Tages-Anzeiger» vor und lassen den Betrachter glauben, dass sie ein in der Schweiz anerkanntes Diplom besitzt. Auffällig sei, dass der Monat in englischer Schreibweise «December» angegeben sei.
Die Frau befindet sich auf freiem Fuss
Im vergangenen März erstattete schliesslich auch das BAG Anzeige bei den Strafverfolgungsbehörden im Kanton Aargau, wo die mutmassliche Betrügerin zu diesem Zeitpunkt wohnte. Wie die Aargauer Staatsanwaltschaft bestätigt, laufe die Untersuchung. Die Frau befinde sich auf freiem Fuss.
Gegenüber dem «Tages-Anzeiger» wollte Daria Z. keine Stellung beziehen. Für sie gilt aber die Unschuldsvermutung.
«Oft geht vergessen, dass wir den Patienten heilen wollen»
Eigentlich ist André Vauthey Arzt, heute arbeitet er als Schauspieler und Yoga-Lehrer. Was bringt den Neuenburger dazu, dem Gesundheitswesen den Rücken zu kehren? blue News fragt nach.