Schweiz - EU SVP-Bundesräte wollen offenbar das EU-Rahmenabkommen neu verhandeln

dor

23.5.2019

Die SVP-Bundesräte Guy Parmelin (l.) und Ueli Maurer (r.) sind dem Vernehmen nach in Sachen Rahmenabkommen mit der EU für ein «radikales Vorgehen».
Die SVP-Bundesräte Guy Parmelin (l.) und Ueli Maurer (r.) sind dem Vernehmen nach in Sachen Rahmenabkommen mit der EU für ein «radikales Vorgehen».
Bild: Keystone/Gian Ehrenzeller

Die SVP-Bundesräte Parmelin und Maurer fordern einem Medienbericht zufolge, dass das Rahmenabkommen in der vorliegenden Form nicht unterzeichnet wird. In Brüssel ist aber klar: Es wird nicht nach- oder neuverhandelt.

Im Bundesrat herrscht Uneinigkeit über die Position zum Rahmenabkommen mit der Europäischen Union. Am Montag wurde eine erste Diskussion geführt, über die bisher nichts an die Öffentlichkeit drang.

Recherchen des «Tages-Anzeigers» zufolge plädieren jedoch die SVP-Bundesräte Guy Parmelin und Ueli Maurer für ein «radikales Vorgehen», wie die Zeitung jetzt berichtet: Die beiden würden in internen Mitberichten den Antrag auf einen Grundsatzbeschluss stellen, wonach das Abkommen in der vorliegenden Form nicht unterzeichnen werden solle. In einem zweiten Antrag fordern sie die Verabschiedung eines Mandats für Neuverhandlungen mit der EU. Das Ziel: Bis Ende 2020 soll ein komplett überarbeiteter Vertrag vorgelegt werden können.



Wie der «Tages-Anzeiger» schreibt, argumentieren Parmelin und Maurer, dass «gegenüber der EU angesichts der innenpolitischen Lage eine transparente und klare Ausgangslage zu schaffen sei». Sie schlagen demnach vor, bis Ende 2019 ein neues Verhandlungsmandat zu verabschieden. Dieses solle der «Kritik aus der Konsultation Rechnung tragen».

Noch sei in Bern keine Entscheidung gefallen, aber dem Vernehmen nach lehne eine Mehrheit innerhalb des Bundesrats ein neues Verhandlungsmandat ab. Ignazio Cassis (FDP), der als Aussenminister am meisten mit der Verhandlungsposition in Brüssel konfrontiert ist, sei hingegen am ehesten für eine «rasche Einigung mit der EU».

Kaum mehr Spielraum für die Schweiz

Dass für die Schweiz praktisch kein Spielraum mehr vorhanden ist, bestätigte einmal mehr Martin Selmayr, der General­sekretär der EU-Kommission, in der SRF-Sendung «Rundschau». Die Verhandlungen seien abgeschlossen, das Rahmenabkommen mit der Schweiz könne nicht nach- oder neuverhandelt werden, sagte der mächtigste EU-Beamte. Die Kommission erwarte von der Schweizer Regierung, dass diese sich bis Ende Juni für die Ratifizierung des Rahmenabkommens stark mache, so Selmayr.

Möglich seien noch Klarstellungen und Präzisierungen des Texts, diese würden am Inhalt des Abkommens aber nichts ändern. «Es ist Aufgabe jeder Regierung, auf ihrer Seite für die Mehrheiten zu sorgen, die erforderlich sind, um einen Deal durchzusetzen», sagt Selmayr. Innenpolitischer Widerstand gegen das Rahmenabkommen wie den der SVP-Bundesräte dürfte aus Sicht der EU also irrelevant sein. Die EU-Kommission habe das Rahmenabkommen bereits mit allen Mitgliedsstaaten besprochen, «insbesondere mit den Nachbarstaaten der Schweiz», sagte Selmayr weiter. Das Abkommen müsse jetzt ratifiziert werden, ansonsten laufe die Anerkennung der Schweizer Börse aus.



Seit zehn Jahren strebt die EU ein solches Abkommen an, das die Beziehungen zur EU neu regeln soll – seit vier Jahren verhandelt die Schweiz mit Brüssel darüber. Seit Dezember liegt der Vertragsentwurf vor. Die EU hat längst klargestellt, dass sie die bundesrätliche Zustimmung zum Verhandlungsresultat erwartet und nicht weiterverhandeln will. Stimmt die Schweiz nicht zu, dürfte die EU als erste Reaktion ihre Anerkennung der Schweizer Börse nur befristet erneuern oder auslaufen lassen.

Der Bundesrat will laut «Tages-Anzeiger» am 7. Juni konkrete Entscheide aus den laufenden Diskussionen kommunizieren.

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