Vorwürfe gegen Till Lindemann Tausende Schweizer*innen unterstützen Petition gegen Rammstein-Konzerte

AFP/dpa/tpfi

10.6.2023

Schweizer Verbände haben nach Missbrauchsvorwürfen gegen den Leadsänger der deutschen Band Rammstein eine Absage von zwei geplanten Konzerten in der Schweiz gefordert. «Die Vorwürfe gegen den Rammstein-Leadsänger Till Lindemann bezüglich sexualisierter Gewalt müssen ernst genommen werden», heisst es in der gemeinsamen Petition der Schweizer Jusos, Frauenschutzverbänden und Friedensorganisationen vom Donnerstagabend.

AFP/dpa/tpfi

10.6.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Schweizer Verbände wollen per Petition die Absage von zwei geplanten Konzerten in der Schweiz erwirken.
  • Die gemeinsamen Petition der Schweizer Jusos, Frauenschutzverbänden und Friedensorganisationen haben bereits mehr als 5000 Menschen unterschrieben.
  • Der Schweizer Veranstalter der Konzerte am 17. und 18. Juni in Bern hatte zuvor darauf verwiesen, dass bisher weder der Band noch einem Bandmitglied strafbare Handlungen nachgewiesen wurden.

«Wir fordern den Konzertveranstalter auf, die Rammstein-Konzerte in Bern abzusagen! Der Veranstalter muss die Betroffenen ernst nehmen und die Sicherheit der Konzertteilnehmerinnen sicherstellen.»

Am Freitagabend hatten bereits mehr als 4700 Menschen die Petition unterschrieben. Der Schweizer Veranstalter der Konzerte am 17. und 18. Juni in Bern hatte zuvor darauf verwiesen, dass bisher weder der Band noch einem Bandmitglied strafbare Handlungen nachgewiesen wurden.

Provokateur und Schockrocker

Mehrere Frauen hatten zuletzt schwere Vorwürfe gegen Lindemann erhoben. Gegenüber dem Norddeutschen Rundfunk und der «Süddeutschen Zeitung» beschrieben sie, wie junge Frauen offenbar gezielt für Sex mit dem Sänger rekrutiert wurden. Sie wurden demnach auf Konzerten und Instagram gezielt angesprochen, dann auf speziell für Lindemann organisierte Aftershowpartys eingeladen.

Zwei Frauen berichteten zudem von mutmasslichen sexuellen Handlungen, denen sie nicht zugestimmt hätten, dem Einsatz von K.O.-Tropfen und Machtmissbrauch am Rande von Konzerten. Die Band wies die Darstellungen inzwischen zurück. In Berlin will Rammstein am 15., 16. und 18. Juli im Olympiastadion Konzerte geben.

Rammstein: «Verurteilen jede Art von Übergriffigkeit

In einer Stellungnahme von Rammstein hiess es, die Vorwürfe hätten sie sehr getroffen und man nehme sie ausserordentlich ernst. «Unseren Fans sagen wir: Es ist uns wichtig, dass Ihr euch bei unseren Shows wohl und sicher fühlt – vor und hinter der Bühne.» Weiter hiess es in dem Schreiben: «Wir verurteilen jede Art von Übergriffigkeit und bitten euch: beteiligt euch nicht an öffentlichen Vorverurteilungen jeglicher Art denen gegenüber, die Anschuldigungen erhoben haben. Sie haben ein Recht auf ihre Sicht der Dinge.» Auch die Band habe aber ein Recht – nämlich ebenfalls nicht vorverurteilt zu werden.

Aus dem Umfeld der Band wird von gedrückter Stimmung, Nachdenklichkeit, ja «Schockstarre» berichtet. Mit den Münchner Konzerten als Auftakt des Deutschland-Teils der Europatour steckt Rammstein in der Krise. Die als gigantische Spektakel konzipierten Konzerte sollen weiter laufen. Unklar scheint bei Beteiligten, wie die Band das bei dem Druck schaffen soll.

Keine Row Zero bei anstehenden Konzerten

Für die anstehenden Konzerte gibt es bereits Konsequenzen. In der sogenannten Row Zero, dem Sicherheitsbereich unmittelbar vor der Bühne, sollen keine Gäste-Gruppen mehr sein. Dort waren seit vier Jahren jeweils am rechten und linken Bühnenrand kleine Gruppen meist sehr junger, häufig auffällig gekleideter Frauen zu sehen.

Das Konzept für die Aftershowpartys sei ebenfalls geändert, heisst es im Umfeld der Band. Es solle nicht mehr zwei Partys geben – eine grosse für Fans und Band, eine kleine für Lindemann und Frauen. Künftig, wenn überhaupt, nur noch eine Feier nach den Konzerten. Für München gibt es noch unterschiedliche Angaben. Das neue Konzept werde auch Auswirkungen haben auf die Einladung für Rammstein-Fans, die bei solchen Gelegenheiten gern Selfies mit den Musikern schiessen. Das sei nun «blöd für alle», wird Lindemann dazu zitiert.

Manche Fans wenden sich bereits enttäuscht von der international gefeierten Band ab. Im Internet sind entsprechende Postings zu finden. Zudem werden Karten der eigentlich ausverkauften Konzerte über Wiederverkaufsplattformen angeboten. Unklar ist allerdings, ob dies im Umfang ungewöhnlich ist.