Corona-Lockerungen Jetzt kommen die Couch-Potatos unter Druck von ihren Freunden

Von Lukas Meyer

29.4.2021

Die Leute treffen sich wieder – wie hier in Luzern – auswärts. Das kommt nicht allen gelegen. (KEYSTONE/Alexandra Wey)
Die Leute treffen sich wieder – wie hier in Luzern – auswärts. Das kommt nicht allen gelegen. (KEYSTONE/Alexandra Wey)
KEYSTONE

Bald wird wieder mehr soziales Leben möglich sein, und wir müssen mehr Entscheidungen selber treffen. Dabei könnten zwei Lager entstehen: Team Yes und Team Couch.

Von Lukas Meyer

Wenn du Feierabend machst und nach Hause kommst oder schon eh im Homeoffice bist – ziehst du dann deine Trainerhose an und wirfst dich aufs Sofa? Oder ärgerst du dich immer noch, dass du deine Freunde nicht in der Bar oder im Club treffen kannst? Bei weiteren Öffnungsschritten könnten zwei Lager entstehen, meint das US-Magazin «The Atlantic»: das «Team Yes» auf der einen und das «Team Couch» auf der anderen Seite. Die Entscheidung – Ja zum Rausgehen oder auf dem Sofa bleiben – muss man plötzlich wieder selber treffen.

Die einen finden es eigentlich ganz gemütlich, wie es gerade ist, und sind froh, dass der Druck zu sozialen Treffen gering ist. Mitglieder von Team Couch sahen in der Pandemie eine Möglichkeit, ihren Kalender zu lockern. «Ich kann jetzt besser Grenzen setzen und auf mich selber hören», sagt etwa ein 22-jähriger New Yorker dem «Atlantic». Früher habe er sich oft zu sozialen Anlässen überreden lassen, einfach um einem Freund einen Gefallen zu tun. Dieser Druck könnte nun aber wieder zunehmen.

Die anderen dagegen können es kaum abwarten, wieder unter die Leute zu gehen, sich in Bars zu treffen und Veranstaltungen zu besuchen. Wer im Team Yes ist, will mehr Ja sagen: zu Partys, Konzerten, Restaurant-Besuchen, Abenden am See mit Freunden. «Ich vermisse vor allem die Unbeschwertheit», sagt die 39-jährige Claudia* im Gespräch mit «blue News». Sie werde nicht gleich wieder überall hingehen und vor allem weniger ins Ausland reisen. «Ich freue mich aber sehr darauf, Freunde wieder in einem grösseren Rahmen treffen zu können.»

Andere mögen sich nicht ganz entscheiden. «Ich bin in beiden Teams», sagt der 37-jährige Theo*. «Ich würde gerne wieder mehr Leute sehen, bin aber oft zu faul dazu.» Zudem sei es oft nicht einfach, Freunde für ein Treffen zu motivieren. Anders gehe es jüngeren Leuten in seinem Umfeld: Die könnten es kaum abwarten, die Bars und Clubs zu stürmen.


Umfrage
Bist du Team Yes oder
Team Couch?

Eine Krise ist immer auch eine Gelegenheit, einen Schritt zurückzutreten und zu überlegen, was einem wirklich wichtig ist. Viele leben bewusster und treffen ihre Entscheidungen überlegter, viele haben neue Gewohnheiten gewonnen, die ihnen guttun, die sie nicht mehr ablegen wollen. In einer US-Umfrage etwa sagten drei Viertel der Teilnehmer, dass sie während der Pandemie gelernt hätten, dass sie Treffen in kleineren Gruppen zu Hause oder bei Freunden gegenüber einem Besuch in einer Bar oder einem Restaurant vorziehen.

In der Schweiz sind seit vergangener Woche die Restaurant-Terrassen wieder offen, auch kulturelle und sportliche Veranstaltungen sind wieder mit Publikum möglich. «So schön, dass wir uns wieder so treffen können!», hörte «blue News» am ersten Tag der Öffnung einen Gast sagen. Das schöne Wetter bescherte den Beizen ein gutes Wochenende. In einer Umfrage von «blue News» am ersten Tag der Öffnung sagten aber drei Viertel der Teilnehmer, dass sie mit einem Besuch im Restaurant noch warten würden.


Die Umfrage vom vergangenen Montag.
Die Umfrage vom vergangenen Montag.
Screenshot «blue News»

*Namen der Redaktion bekannt