Konservative Eltern forcierten Abgang Trennung von schwulem Lehrer kostete Schule 120'000 Franken

Sven Ziegler

12.6.2024

Der Lehrer musste nach den Protesten seinen Posten räumen. (Symbolbild)
Der Lehrer musste nach den Protesten seinen Posten räumen. (Symbolbild)
IMAGO/Westend61

Auf Druck der Eltern hat ein schwuler Lehrer in Pfäffikon ZH vor einiger Zeit seinen Job verloren. Nun hat sich erstmals die Schulpflege geäussert. 

Sven Ziegler

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • In Pfäffikon ZH kam es in einer 5. Klasse zu einem Eklat.
  • Ein schwuler Lehrer unterrichtete Sexualkunde. Das passte nicht allen.
  • Mehrere wertkonservative Eltern beschwerten sich bei der Schulleitung. Am Ende kam es zur Trennung.
  • Nun hat sich die Schulpflege erstmals zu dem Fall geäussert.

Seit zwei Monaten steht das Schulhaus Obermatt in Pfäffikon ZH im Zentrum eines Konflikts, der schweizweit für Aufsehen sorgt. Ein homosexueller Primarlehrer wurde von konservativen Eltern angefeindet, was letztlich zu seinem Abgang führte.

Auch die Zürcher Bildungsdirektorin Silvia Steiner kritisierte das Vorgehen der Schule. Der Lehrer selbst sagte in einem Interview, er erhalte seit seinem Abgang zahlreiche unterstützende Nachrichten. «Das bedeutet mir die Welt.»

An der Gemeindeversammlung am Montagabend beantwortete die Schulpflege Fragen der Ortsparteien SVP, SP und GLP vor rund 250 Anwesenden. Vizepräsident Roger Klos (SVP) erklärte, dass man nun erstmals rechtlich legitimiert sei, vertiefte Auskünfte zu geben.

Antworten vorgelesen

Die Schulpflege las Antworten auf den Fragenkatalog vor, eine Diskussion fand jedoch nicht statt, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Dabei stellte die Schulpflege klar, dass man früher und verbindlicher hätte eingreifen müssen.

Der Konflikt begann mit dem Sexualkundeunterricht, der im Kanton Zürich Pflicht ist. Einige Eltern nahmen ihre Kinder aus dem Unterricht, mit der Begründung, es würden angeblich homosexuelle Praktiken gelehrt. Nachforschungen der Schulleitung widerlegten diese Behauptungen jedoch. Trotz dieser Klarstellung eskalierte der Konflikt weiter, mit «tumultartigen Vorfällen vor dem Schulhaus».

Die Schulpflege erklärte, die Entlassung des Lehrers sei nachvollziehbar gewesen. Die Schulleitung habe eine öffentliche Eskalation verhindern wollen. Gemeindepräsident Marco Hirzel betonte im SRF-«Regionaljournal Zürich-Schaffhausen», dass der Lehrer nicht wegen seiner Homosexualität entlassen worden sei. Eine Diskriminierung liege nicht vor. Dennoch sei die Situation so verfahren gewesen, dass keine andere Lösung mehr möglich erschien.

Gemeindeversammlung kritisiert Vorgehen

Hirzel bedauerte, dass die konservativen Eltern durch die Entlassung des Lehrers ihr Ziel erreichten. Er kündigte an, Lehren aus dem Vorfall zu ziehen, um ähnliche Konflikte in Zukunft zu vermeiden. Geplant seien Weiterbildungen für Schulbehörden und Lehrkräfte sowie der Einsatz externer Fachpersonen für den Sexualkundeunterricht.

Die Gemeindeversammlung zeigte sich kritisch gegenüber den Erläuterungen der Schulpflege. Ein Teilnehmer kritisierte, dass die freikirchlichen Eltern für ihr Verhalten belohnt würden. «Die freikirchlichen Eltern, die durchgedreht sind, werden nun für ihr Verhalten belohnt», so der Teilnehmer. Eine andere Teilnehmerin bemängelte, dass eine Entlassung des Lehrers keine Lösung sein könne, um Eskalationen zu verhindern.

Der Fall ist noch nicht abgeschlossen und wird nun auch vom Bezirksrat behandelt. Bislang hat der Konflikt die Gemeinde rund 120'000 Franken gekostet, die Hälfte davon für externe Kommunikationsberatung und juristische Begleitung.