VerkehrDie Strasse ist teurer, aber die Schiene rentiert weniger
SDA
8.4.2019 - 10:40
Die Strasse kostet die Allgemeinheit am meisten von allen Verkehrsträgern. Allerdings nur, wenn man die absoluten Zahlen bertrachtet. Bei den Kostenanteilen schneidet die Schiene deutlich schlechter ab.
Unbeteiligte steuern rund 8,6 Milliarden Franken zu den Kosten des Strassenverkehrs bei, vor allem für Unfälle oder Gesundheits- und Umweltschäden. Beim Luft- und beim Schienenverkehr sind es je rund 1,1 Milliarden Franken. Zu diesem Schluss kommt das Bundesamt für Statistik in der nun veröffentlichten Erhebung der Verkehrskosten im Jahr 2015. Diese belaufen sich auf insgesamt knapp 90 Milliarden Franken.
Der mit Abstand teuerste Verkehrsträger ist die Strasse. Sie verursacht mit 72 Milliarden Franken rund 80 Prozent der gesamten Verkehrskosten. Über 60 Prozent davon oder rund 44 Milliarden Franken entfielen auf Anschaffung, Betrieb und Unterhalt der Fahrzeuge. Zehn Milliarden Franken kosteten Unfälle, 9,4 Milliarden Franken Umwelt- und Gesundheitsschäden und 8,6 Milliarden Franken die Strasseninfrastruktur.
Teures Schienennetz
Im Vergleich dazu fallen die Kosten der übrigen Verkehrsträger bescheiden aus. Die gesamten volkswirtschaftlichen Kosten des Schienenverkehrs beliefen sich 2015 auf knapp e lfMilliarden Franken. Der Luftverkehr schlug mit 6,4 Milliarden Franken zu Buche, der Verkehr zu Wasser mit 344 Millionen Franken.
Anteilsmässig kostet die Infrastruktur beim Schienenverkehr am meisten. Darauf entfielen 46 Prozent der Kosten. Beim Luftverkehr waren es 46 Prozent, beim Strassenverkehr zwölf Prozent und beim Verkehr zu Wasser sieben Prozent.
Mit Ausnahme der Schiene kostet das Verkehrsmittel bei allen Verkehrsträgern am meisten. Umwelt- und Gesundheitskosten schlagen bei allen Verkehrsträgern zu Buche, während die Unfallkosten nur beim Strassenverkehr erheblich sind.
Für 43 Prozent der Kosten des Schienenverkehrs kommt die öffentliche Hand auf, für zehn Prozent die Allgemeinheit. Dabei handelte es sich um Personen, die am Verkehr nicht direkt beteiligt sind, die aber unter den negativen Auswirkungen zu leiden haben.
Steigende Kosten
Das Bundesamt für Statistik hat die Kosten und die Finanzierung des Verkehrs 2010 erstmals umfassend erhoben. Seither beobachtet es einen starken Anstieg der Kosten. Zwischen 2010 und 2015 wurde der Luftverkehr 14 Prozent teurer, der Schienenverkehr zwölf Prozent, der motorisierte Strassenverkehr aber nur zwei Prozent.
Zu den Kosten von Fuss- und Veloverkehr fehlen dem Bundesamt für Statistik belastbare Daten. Ein Grund dafür sind Abgrenzungsschwierigkeiten, ein anderer die hohe Dunkelziffer polizeilich nicht registrierter Unfälle. Gemäss einer Schätzung kostete der Fussverkehr 4,7 Milliarden Franken, der Veloverkehr 5,7 Milliarden Franken. Der grösste Teil davon entfällt auf Unfälle.
In Beijing, der boomenden Hauptstadt Chinas, wurden einschneidende Massnahmen ergriffen, um den Anstieg des Autoverkehrs zu bremsen: PKW werden nur noch in begrenzter Anzahl zugelassen, und zwar im Losverfahren.
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In Kopenhagen steigt man auch bei Eis und Schnee aufs Velo. Die dänische Hauptstadt will den jetzt schon hohen Anteil vom Veloverkehr von 36% bis 2025 auf 50% ausbauen.
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Als Ergebnis einer Volksabstimmung dürfen gemeldete Einwohner der estnischen Hauptstadt Tallinn kostenlos öffentliche Verkehrsmittel benutzen.
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In südamerikanischen Städten mit der entsprechenden Topographie wie z.B. La Paz kommen zunehmend wieder Seilbahnen zum Einsatz. Sie gewähren auch den Einwohnern von Armenvierteln einen besseren und vor allem auch sichereren Zugang zu Arbeitsplätzen in der Innenstadt.
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Jahrzehntelang war der Fluss Cheonggyecheon in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul von einer Trasse überbaut. 2003 liess der damalige Bürgermeister das Gewässer wieder freilegen und als Park gestalten. Das Viertel erfuhr durch den Rückbau einer Strasse einen Aufschwung.
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In der E-Auto-Metropole Oslo wurde das Ziel ausgegeben, die Innenstadt bis 2024 komplett frei von fossilen Kraftstoffen zu bekommen. Das würde ein Verbot sowohl von Dieseln als auch Benzinern bedeuten. Schon jetzt sind rund 40 Prozent der neugekauften Autos in der Hauptstadt Norwegens Elektroautos.
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Auch in den autofixierten USA setzt mancherorts und langsam ein Umdenken ein. In Boston wurde seit der Jahrtausendwende eine Tramlinie um vier neue Stationen erweitert. Das betroffene Stadtviertel gelangte dadurch zu neuer Blüte.
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Sogar in Moskau, das für exzessiven und rücksichtslosen Autoverkehr bekannt ist, wird vermehrt auf Velos gesetzt.
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In London gilt die «Congestion-Charge» (Stau-Gebühr) unter der Woche von 07.00 bis 18.00 Uhr für alle Fahrzeuge. Überwacht wird die Maut mittels automatischer Nummernschilderkennung per Videokameras. Eine ähnliche Maut fällt für die Themse-Überquerung in Dartford östlich von London an. Wird die Gebühr nicht rechtzeitig entrichtet, drohen saftige Mahngebühren - auch für Fahrzeughalter aus dem europäischen Ausland.
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In der im Bau befindlichen chinesischen Retortenstadt «Chengdu Tianfu District Great City» soll die Nutzung privater Kraftfahrzeuge weitgehend überflüssig sein. Im gesamten Ort, in dem einmal 80'000 Menschen wohnen sollen, ist jeder Punkt in 15 Minuten zu Fuss erreichbar.
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Auch die Ölnationen des Nahen Ostens kommen langsam auf den Geschmack der öffentlichen Verkehrsmittel. In Doha, der Hauptstadt Katars, soll ab 2020 eine U-Bahn fahren, ein Tramnetz soll folgen.
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In der 3,8-Millionen-Metropole Athen gilt seit Jahrzehnten ein «rotierendes» Fahrverbot: An geraden Tagen dürfen im Stadtzentrum nur Pkw mit einem geraden und an ungeraden Tagen Pkw mit ungeradem Kennzeichen fahren. Ausgenommen davon sind Taxis und Lieferwagen.
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In Barcelona sollen ab 2020 ältere Pkw - nach Schätzung der Stadt sind das knapp 120'000 oder 17 Prozent aller Autos - völlig aus dem zentralen Stadtbereich verbannt werden.
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