Freiburg will sie, Zürich nur bedingtUniversitäten fordern Klarheit zur Zertifikatspflicht
Von Lia Pescatore
3.9.2021
Hunderte Studenten in einem Vorlesungssaal: In zwei Wochen ist das wieder Alltag – eine Zertifikatspflicht für Unis ist beim Bundesrat bisher kein Thema. Damit sind nicht alle Universitäten glücklich.
Von Lia Pescatore
03.09.2021, 00:00
03.09.2021, 15:34
Lia Pescatore
Für Restaurants, Fitnesszentren und andere Anbieter kultureller Aktivitäten ist schon klar: Entscheidet der Bundesrat, die Zertifikatspflicht zu erweitern, sind sie davon betroffen.
Noch unsicher ist die Lage hingegen für die Universitäten: So schreiben sowohl die Universität Genf als auch die Universität Basel auf ihren Websites, dass nicht auszuschliessen sei, dass der Bundesrat in Zukunft auch eine Zertifikatspflicht für die Universitäten aussprechen könnte.
Bisher hat der Bundesrat dies jedoch nicht konkret angesprochen. Dabei geht es um Veranstaltungen, an denen Hunderte Vertreter*innen der Altersgruppen teilnehmen, die die meisten Ansteckungen und die tiefsten Impfquoten verzeichnen: die Studierenden.
Dachverband fordert gesetzliche Grundlage
Swissuniversities, der Dachverband der Schweizer Hochschulen, hat in einem Communiqué vom 30. August eine gesetzliche Grundlage auf Bundesebene gefordert, die die Zertifikatspflicht für die Universitäten regelt. Diese sei zwar Ultima ratio, könne bei einer Verschlechterung der Epidemien-Lage jedoch eine «eine hilfreiche und sinnvolle Ergänzung» der Schutzkonzepte sein.
Am Donnerstag hat sich auch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in der NZZ zum Thema geäussert. Seine Meinung: Eine gesetzliche Grundlage sei nicht nötig. Die Zertifikatspflicht an den Universitäten sei weder vorgesehen noch ausgeschlossen, es sei darum an den Universitäten zu entscheiden, ob sie diese Massnahme ergreifen wollten.
Einige Universitäten sind bereits aktiv geworden.
So gilt an der Universität Bern eine Zertifikatspflicht für alle Veranstaltungen mit Ausnahme der Lehrveranstaltungen auf Master- und Bachelorstufe, also auch für Sitzungen unter Mitarbeitenden der Hochschule oder für das Benutzen von Leseplätzen in der Bibliothek.
Freiburg: Zertifikatspflicht für Exkursionen
Auch die Universität Freiburg räumt die Möglichkeit einer Zertifikatspflicht für einzelne Veranstaltungen ein. So schreibt sie auf ihrer Website, dass Veranstaltungen, bei denen die «üblichen Schutzmassnahmen nicht durchgängig eingehalten werden können», eine Zertifikatspflicht mit Zustimmung der zuständigen Fakultät eingeführt werden könne.
Da das Semester noch nicht begonnen habe, sei die Zertifikatspflicht bisher noch für keine konkrete Veranstaltung vorgesehen, schreibt die Universität Freiburg auf Anfrage. Angedacht sei sie vor allem für Exkursionen, wie zum Beispiel geologische Feldforschungen, bei denen die Teilnehmenden auf engstem Raum zusammenleben würden, oder auch Sportcamps.
Die Universität, die rund 10'000 Studierende beherbergt, stellt sich zudem hinter die Forderung der Rektorenkonferenz, ohne eine solche Rechtsgrundlage dürfte eine allgemeine Zertifikatspflicht wohl nicht vorgesehen werden.
Auch bei der Umsetzung sieht die Universität kein Problem: Man könnte die Einhaltung mit Stichproben kontrollieren, wie es auch im öffentlichen Verkehr der Fall sei, so die Universität.
Universität Zürich will möglichst ohne Zertifikat auskommen
Davon will die grösste Universität der Schweiz, die Universität Zürich, nichts wissen. Eine Kontrolle mit Stichproben würde dem Grundgedanken des Covid-Zertifikats, Räume vollständig zu sichern, zuwiderlaufen, hielt die Universität Zürich bereits im Sommer in einem Diskussionspapier zum Thema fest.
Zudem würde die Kontrolle der Studierenden durch Professoren oder andere Universitätsangehörige ihr Verhältnis zur Studentenschaft beeinträchtigen, schrieb die Universität weiter.
Auch heute will die Universität das Zertifikat nicht grossflächig einsetzen. Allerdings ist der Einsatz von Zertifikaten bei externen Veranstaltungen möglich.
Als Grundsatz hält die Universität auf ihrer Website klar fest, dass Veranstaltungen wenn immer möglich ohne Zertifikatspflicht durchgeführt werden sollen. Vorlesungen müssten zudem zwingend ohne Zertifikat durchgeführt werden.