Omikron löst Delta ab Wie unterscheiden sich die Varianten bei Symptomen und Krankheitsverlauf?

uri

23.12.2021

Was bisher über die Omikron-Variante bekannt ist

Was bisher über die Omikron-Variante bekannt ist

Zwei Studien aus Grossbritannien zeigen, dass Corona-Infektionen bei der hoch ansteckenden Omikron-Variante im Vergleich zur Delta-Variante seltener zu einem Spitalaufenthalt führen.

23.12.2021

Bereits zu Ende dieses Jahres könnte die Omikron-Mutante Delta als bislang vorherrschende Coronavirus-Variante in der Schweiz ablösen. Das ist bisher zu den Unterschieden bei Symptomen und beim Krankheitsverlauf bekannt. 

uri

23.12.2021

Momentan wird die Corona-Situation in der Schweiz noch durch die Delta-Variante des Virus bestimmt, doch das wird sich schon bald ändern. Da sich die Omikron-Mutante mit sehr hoher Geschwindigkeit durchsetzt, dürfte sie laut der wissenschaftlichen Taskforce des Bundes schon zwischen Heiligabend und Dreikönigstag in der Schweiz dominant werden.

Die Omikron-Variante, die das Infektionsgeschehen bereits in England dominiert, unterscheidet sich durch mehrere Mutationen von der bis dahin dominierenden Delta-Variante. Laut einer vorab veröffentlichten Studie der Universität Hongkong verbreitet sich die Variante in Laborproben von menschlichem Atemwegsgewebe etwa 70-mal schneller als Delta, was auch ein Faktor sein könnte, warum sie so hochansteckend ist.

Unterscheiden sich die Symptome?

Hinsichtlich der Symptome gibt es verschiedene Berichte, die auf mögliche Unterschiede hinweisen: So fiel der südafrikanischen Omikron-Entdeckerin Angelique Coetzee früh auf, dass es bei ihren Omikron-Patient*innen nicht zum Verlust des Geruchs- oder Geschmackssinns kam, wie es sonst bei Covid-19 so häufig gemeldet wurde.

Behandlung eines Covid-Patienten in einem Spital.
Behandlung eines Covid-Patienten in einem Spital.
Bild: Keystone

Im Gegenzug dafür berichten Ärzte in Grossbritannien und Südafrika nun über extremen Nachtschweiss als charakteristisches Omikron-Symptom. Der britische Arzt Amir Khan forderte deshalb bereits, es als offizielles Symptom in die entsprechende Liste des britischen Gesundheitsdienstes NHS aufzunehmen. Bei Kindern komme es zudem vermehrt zu Hautausschlägen, berichtete der Londoner Hausarzt David Lloyd. Auch würden sie vermehrt an Magen-Darm-Beschwerden und Appetitlosigkeit leiden. 

Forschende aus Grossbritannien haben zudem die Daten von Covid-Patienten ausgewertet, die ihre Krankheitssymptome über die sogenannte «ZOE Covid Symptom Study App» gemeldet haben. Dabei verglichen sie die Angaben von positiv getesteten Londoner Patientinnen und Patienten von Anfang Oktober, als Delta noch dominierte, mit denen von Anfang Dezember, als bereits die Omikron-Variante das Infektionsgeschehen bestimmte. 

Der Epidemiologe Tim Spector, der an der «ZOE Covid Symptom Study App» beteiligt ist, sagte der BBC zu den Ergebnissen, viele der Symptome bei Omikron ähnelten denen einer gewöhnlichen Erkältung, etwa Kopfschmerzen, Halsschmerzen, laufende Nase, Müdigkeit oder Niesen. Seltener seien inzwischen jedoch die klassischen Symptome wie Fieber, Husten und Geruchsverlust. Die Wissenschaftler um Spector hielten in ihrem Bericht jedoch auch fest, dass «keine klaren Unterschiede» hinsichtlich der Symptome bei den Varianten festgestellt werden konnten.

Wie steht es um den Krankheitsverlauf?

Verschiedene Expert*innen, etwa die deutsche Virologin Sandra Ciesek, zeigten sich zuletzt aufgrund der eher anekdotischen Berichte von Ärzten aus verschiedenen Ländern skeptisch, dass es bei Omikron wirklich zu schwächeren Verläufen kommt. Man könne das aufgrund der Datenlage so nicht verallgemeinern, erklärte sie dem ZDF. Auch gibt Ciesek zu bedenken, dass die Fallberichte vor allem Infektionen bei jüngeren und meist geimpften oder genesenen Menschen beschreiben würden.

Inzwischen legen verschiedene neue Studien aus Südafrika, England und Schottland nahe, dass Omikron tatsächlich zu milderen Krankheitsverläufen führen dürfte.

So ergab eine Analyse des Covid-19-Forschungsteams am Imperial College in London, dass die Wahrscheinlichkeit von Spitaleinweisungen bei Omikron-Fällen in England um rund 20 Prozent niedriger sei als bei Delta-Infektionen. Das Risiko, mit einer Omikron-Ansteckung für eine Nacht oder länger im Spital zu landen, war demnach um 40 Prozent niedriger als bei Delta.

Laut einer weiteren aktuellen Studie aus Schottland unter Beteiligung von Forscherinnen und Forschern an der Universität von Edinburgh ist das Risiko einer Spitaleinweisung bei Omikron sogar um zwei Drittel niedriger als bei Delta. Allerdings verweisen die Autoren darauf, dass die fast 24'000 Omikron-Infektionen in Schottland überwiegend bei jungen Erwachsenen im Alter von 20 bis 39 – mit einem geringeren Risiko für schwere Verläufe – festgestellt wurden. 

Mildere Krankheitsverläufe bestätigte ebenfalls eine Studie aus Südafrika. Nach Auswertung von bis Ende November vorliegenden Daten ergibt sich demnach eine bis zu 80 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit, zur Behandlung ins Spital zu müssen. «Die sehr ermutigenden Daten deuten stark auf eine geringere Schwere der Omikron-Infektionswelle hin», sagte am Mittwoch Cheryl Cohen von Südafrikas Nationalem Institut für übertragbare Krankheiten (NICD). Auch sie warnte jedoch, dass es sich noch um frühe Daten handelt und weitere Studien nötig seien.

Wie viel ansteckender ist Omikron denn nun?

Hier existieren noch keine definitiven Zahlen. «Die Übertragbarkeit von Omikron ist mindestens doppelt so hoch wie bei der Delta-Variante, auch bei Geimpften und Genesenen», sagte Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (Ekif), diese Woche auf der Medienkonferenz der Experten von Bund und Kantonen.

Womöglich ist das Risiko einer Reinfektion durch die Mutante im Verhältnis zur dominanten Delta-Variante sogar noch grösser. Die WHO-Europa-Expertin Catherine Smallwood erklärte dazu kürzlich: «Wir haben festgestellt, dass das Risiko einer erneuten Infektion mit der Omikron-Variante im Vergleich zur Delta-Variante, die ebenfalls im Umlauf ist, um das Fünffache erhöht sein könnte.»

Zeigen Tests eine Omikron-Infektion zuverlässig an? 

Wer wissen will, ob er sich mit dem Coronavirus infiziert hat, muss sich natürlich auch auf die gängigen Tests verlassen können. Dabei sind PCR-Tests offenbar gut in der Lage, auch Infektionen mit Omikron zuverlässig nachzuweisen, wie der Virologe Tulio de Oliveira Universität Stellenbosch in Südafrika laut dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) sagte

Auch qualitativ hochwertige Antigenschnelltests funktionieren demnach zuverlässig. Die Virologin Ciesek twitterte bereits Ende November: «Die Antigentests (drei verschiedene von Roche, Siemens und Flowflex) sind auch bei Omikron positiv und funktionieren.» Durchgeführt wurden hierbei sowohl ein Nasen- als auch ein Rachenabstrich.

Allerdings dürfte die Zuverlässigkeit hier stark von der Güte des verwendeten Produkts zusammenhängen. Bei einem Vergleich durch deutsche Institute war erst vor wenigen Wochen jeder fünfte Antigentest zum Eigengebrauch hinsichtlich seiner Empfindlichkeit durchgefallen.

Das Bundesamt für Gesundheit empfiehlt ohnehin, auf Selbsttests zu verzichten und sich von einer Fachperson, etwa im Testzentrum oder in der Apotheke, testen zu lassen, sobald man Kontakt zu einer positiv getesteten Person hatte oder Covid-Symptome aufweist. Mit Omikron gilt hier noch mehr als bereits zuvor, dass das alle Arten von Erkältungssymptomen sein können – auch harmlose. 

Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und afp