«Falsch und irreführend» SRF will nichts von Einknicken beim Genderstern wissen

phi/twei

22.8.2023

Hat keine Freude an der 200-Franken-Initiative: SRF-Direktorin Nathalie Wappler im März 2022 in Zürich.
Hat keine Freude an der 200-Franken-Initiative: SRF-Direktorin Nathalie Wappler im März 2022 in Zürich.

Das Thema Gendern erhitzt die Gemüter. Das spürt auch das SRF: Angeblich rufen die Redaktionen nun zur Zurückhaltung auf – aus Angst, die 200-Franken-Intitiative von SRG-Gegner*innen zu befeuern. Das SRF will davon jedoch nichts wissen.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die SRF-Redaktionen rufen laut Medienberichten zur Zurückhaltung beim Gendern auf.
  • Unterstützern der 200-Franken-Initiative soll keine Angriffsfläche geboten werden.
  • Nun reagierte das SRF und bezeichnete die Berichterstattung als «falsch und irreführend».

Dieser Artikel wurde um 19.34 Uhr umfassend aktualisiert.

Das SRF soll seine Mitarbeitenden dazu aufrufen, mit dem Genderstern nur noch sparsam umzugehen. Der Grund: Das Schweizer Radio und Fernsehen will seinen Kritikerinnen und Kritikern angesichts der kommenden 200-Franken-Initiative keine Angriffsfläche bieten. Das berichten die CH-Media-Zeitungen.

Das SRF selbst räumt ein, dass die publizistischen Leitlinien derzeit angepasst würden. Es handele ich um einen laufenden Prozess, der noch nicht abgeschlossen sei. Von einem «Aufruf zur Zurückhaltung beim Thema ‹Gendern›» sei aber nichts bekannt, sagte dazu Mediensprecher Roger Muntwyler.

In einer Stellungnahme meldete sich auch Lis Borner, Chefredaktorin Audio, zu Wort. Demnach habe man CH Media um eine Richtigstellung des Berichts gebeten. Borner, die die Überarbeitung der publizistischen Richtlinien verantwortet, bezeichnet in ihrem Statement die Berichterstattung als «falsch und irreführend», denn: «Der Genderstern wurde in den Publizistischen Leitlinien von SRF nie empfohlen, die Leitlinien wurden auch nicht entsprechend angepasst.» Ob der Umgang mit Gendersprache von der Überarbeitung der publizistischen Richtlinien betroffen ist, sei noch nicht sicher, so Borner.

Laut Umfrage gendert nur ein Viertel der Befragten

Schon zuvor hatte es seitens des SRF geheissen, das generische Maskulinum, bei dem etwa das Wort «Leser» alle Geschlechter einschliesst, sei nicht verboten. Es sollte aber besser von «Leserinnen und Lesern» die Rede sein. Auch substantivierte Partizipien wie «Lesende» seien eine Alternative.

Im Radio und auf der Website des SRF würde es keine Gendersterne oder Doppelpunkte geben, wohl aber auf dem Instagram-Kanal des Senders: «Wo SRF ein eher junges Publikum ansprechen will, wird stärker gegendert als anderswo», schreibt CH-Media.

Eine «Tages-Anzeiger»-Umfrage im Mai hat ergeben, dass drei Viertel der Befragten im Alltag nicht gendern. Der Anteil ist bei Männern mit 82 gegenüber 65 Prozent ein wenig grösser. Die Toleranz dem Thema gegeüber ist demnach bei jungen Menschen grösser als bei älteren.