Bundesratswahl Die überzeugende Bundesrätin

Valerie Zaslawski

4.12.2018

Viola Amherd ist als Favoritin ins Rennen um die Nachfolge Doris Leuthards gestartet.
Viola Amherd ist als Favoritin ins Rennen um die Nachfolge Doris Leuthards gestartet.
Bild: Keystone

Vor unpopulären Meinungen hat Viola Amherd keine Angst. Wohl auch deshalb machten im Vorfeld der Bundesratswahl einige unangenehme Gerüchte über sie die Runde. Trotzdem schafft die CVP-Frau die Wahl schon im ersten Durchgang.

Die Walliser CVP-Nationalrätin Viola Amherd war als Favoritin für die Bundesratswahlen ins Rennen gegangen – und sie hat sich dann am Mittwochvormittag auch durchgesetzt.

Sie war jahrelang Stadtpräsidentin, heute sitzt sie in der Verkehrs- und Rechtskommission der grossen Kammer – dort arbeitet sie am liebsten im Hintergrund. Insbesondere im Service public war sie mit verschiedenen Vorstössen erfolgreich, zum Beispiel bei der Post.

Aber auch in der Verkehrspolitik hat sie wichtige Vorlagen begleitet, so die neuen Fonds zur Finanzierung von Strasse und Schiene. Während sie bei den grossen Themen wie Europa, Altersvorsorge, Steuerstreit oder Asyl bisher keine tonangebende Rolle gespielt hat, drückte sie so manchen gesellschaftspolitischen Themen ihren liberalen Stempel auf: Ende der 1990er Jahre weibelte sie in ihrem Heimatkanton für die Fristenlösung, sie befürwortet die «Ehe für alle» und einen vierwöchigen Vaterschaftsurlaub. Die Bundesratskandidatin vertritt mit alledem den verkümmerten liberalen Flügel innerhalb der Walliser CVP. Das braucht Mut, passt dieses Engagement doch nicht allen in der heterogen aufgestellten Regionalpartei.

Am Rückhalt in Kanton und Partei wird wegen ihrer angeblichen Linkslastigkeit dann auch gezweifelt. So gibt es offensichtlich Kreise, die sie als Bundesrätin verhindern wollen, wurde sie doch mehr als die anderen Kandidierenden mit unvorteilhaften privaten Geschichten konfrontiert: Da waren die umstrittenen Notariatsgebühren, Rechtshändel wegen einer Miete und wegen Steuerabzügen. Die von den Medien dankbar verbreiteten Geschichten sollten den Eindruck einer kleinkrämerischen Person hinterlassen. Doch dies passt kaum zu ihrer jahrelangen Freiwilligenarbeit beim Landschaftspark Binntal oder im Kinderschutz.

Selbst hat Amherd keine Kinder. Sie ist eine überzeugte Ledige und lebt mit ihrer Schwester und deren Kindern unter einem Dach. Amherd ist Vegetarierin und war einst eine begeisterte Tennisspielerin. Nun geht sie in die Landesregierung und wird sich einmischen und mitreden, wenn es um die Zukunft der Schweiz geht.

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