Strenge VorschriftenWarum das VBS alte Bunker nicht an Privatpersonen verkauft
tafi
22.7.2020
Die Armee will ausgemusterte Bunker loswerden. Auch die ehemals geheimen Festungsminenwerfer stehen zum Verkauf. Private Bunker-Fans kommen allerdings selten zum Zug.
Martin joggt gern und trinkt gern Wein, erklärt das Immobilienkompetenzzentrum des VBS in einem Youtube-Video. Er kommt beim Waldlauf häufig an einem ausgemusterten Armeebunker vorbei – und will ihn kaufen (um seinen Wein zu lagern). Doch so einfach ist das nicht, obwohl das Verteidigungsministerium (VBS) die ungenutzten Anlagen loswerden will – und es auch tut.
In den vergangenen 30 Jahren habe das VBS rund 2'000 Bunker verkauft, hat die «Neue Zürcher Zeitung» recherchiert. Allein 2019 hätten 180 Verteidigungsbauten den Besitzer gewechselt. Beliebt sind sie unter anderem bei Firmen, die Datenspeicherzentren bauen. Auch das VBS selbst plane zwei Anlagen in ehemaligen Bunkern, um die «Sicherheit von Daten und Anwendungen» zu erhöhen.
Privaterwerb fast unmöglich
Privatpersonen können ehemalige militärische Anlagen freilich nur selten kaufen. Der Grund dafür sind Bauzonenvorschriften. «Der Grossteil der ehemaligen militärischen Immobilien ist aufgrund ihrer früheren Verwendung nicht in einer Wohn-, Gewerbe- oder Industriezone (Bauzone) gelegen», erklärt Armasuisse. Das, oder eine Ausnahmebewilligung nach Raumplanungsgesetz (RPG Art. 24), ist für eine zivile Nachnutzung aber zwingend erforderlich.
Obwohl die Schweiz quasi von Bunkern und anderen unterirdischen Anlagen unterhöhlt ist, alte Bunker können in den meisten Fällen allenfalls Gemeinden, Kantone oder militärhistorische Vereine erwerben. Das gilt auch für die ehemals geheimen Festungsminenwerfer. Für rund eine Milliarde Franken hat die Armee 112 diesen «Minen-Spicker» von den 1970er-Jahren bis 2003 in geheimen Bunkern gebaut und damit einen «regelrechten Feuerriegel an weiten Teilen der Schweizer Grenze» installiert, wie die NZZ einst schrieb.
Ein Stück Schweizer Armeegeschichte
Doch weil National- und Ständerat 2018 beschlossen, das Geschützsystem stillzulegen, will der Bund die Anlagen nun loswerden. Allein im Kanton Zürich stehen zehn der ausrangierten Festungen zum Verkauf, berichtet der «Tages-Anzeiger». Aber auch die kann Martin aus dem Armasuisse-Video nicht zum Weinkeller umbauen. Sie würden Kantonen, Gemeinden oder allenfalls Festungsvereinen angeboten – zu einem «moderaten Preis», wie Armasuisse-Sprecher Kaj-Gunnar Sievert dem «Tages-Anzeiger» versichert.
Interesse gebe es durchaus, die Zürcher Gemeinde Buch am Irchel etwa wolle eine der Anlagen erwerben. Ein militärhistorischer Verein mit dem entsprechenden Know-how könnte für den Unterhalt sorgen, um ein Stück Schweizer Armeegeschichte für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen: «Das ist weit mehr als nur eine Kanone, das ist eine kleine Festung», erklärt Buchs Gemeindepräsident Hansruedi Mosch.
Hohe Kosten für Instandhaltung
Der Bund ist durchaus interessiert daran, ausrangierte militärische Anlagen loszuwerden. Instandhaltung oder Rückbau sind teuer. Die Kosten für eine ausgemusterte Grossanlage würden sich «im sechsstelligen Bereich» bewegen, habe Armasuisse der «Neuen Zürcher Zeitung» mitgeteilt. Bei kleineren Anlagen seien es einige Hundert bis 10'000 Franken.
Bei 1'500 Verteidigungsbauten, die in den nächsten Jahren ausgemustert werden sollen, summieren sich auch kleinere Beträge zu einer erklecklichen Summe. Und weil etwa 95 Prozent ausserhalb von Bauzonen liegen, wird sich dafür kaum ein Käufer finden. Oder finden dürfen.
Für Jogger und Weinliebhaber Martin bleibt immerhin noch das Immobilienportal von Armasuisse. Vielleicht findet er unter den jährlich etwa 20 öffentlich ausgeschriebenen Objekten ja doch noch seinen vom VBS gebauten Weinkeller. Im Moment allerdings sind die Erfolgsaussichten gering: Auf der Website findet sich, Stand: 22. Juli 2020, nur ein Objekt – eine alte Lagerhalle mit Gleisanschluss.
Den Weltuntergang mit Stil aussitzen
Das ist Plan B – ein Luxusbunker, der als «gemütliches und sicheres Zuhause in den Tiefen der Erde» dienen soll, wenn die Zeiten einmal wirklich schlimm werden.
Bild: Dukas
Wasser, Kanalisation, Belüftung – der Bunker ist vollständig auf Selbstversorgung ausgerichtet, wie die ukrainischen Architekten von Sergey Makhno Architects betonen.
Bild: Dukas
Praktisch hin oder her: Stellenweise erinnert das Interieur an das Domizil eines Schurken aus einem James-Bond-Film, oder?
Bild: Dukas
Die Modellanlage ist auf 2'280 Quadratmeter ausgelegt und soll nach Angaben der Entwickler Platz für drei – sehr wohlhabende – Familien samt Hausangestellten bieten.
Bild: Dukas
Alles, was man zum Überleben braucht: Nebst einem Wohnbereich gibt es auch noch einen Brunnen, der die Wasserversorgung sicherstellen soll. Und natürlich ...
Bild: Dukas
... einen Helikopterlandeplatz. Der Bunker selbst befindet sich in 15 Metern Tiefe.
Bild: Dukas
Dank solcher Projektionen soll man sich aber fühlen, als lebe man weiterhin auf der Erdoberfläche.
Bild: Dukas
«Was auch immer auf der Erde passiert, in Plan B geht das Leben weiter», meinen die Architekten. Doch wer in solch eine Anlage investiert, ist wohl eher ein Schwarzseher.
Bild: Dukas
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