Pazifikstaat Niue Darum hat Cassis ein Auge auf diese winzige Insel geworfen

SDA/toko

8.8.2023 - 15:36

Ignazio Cassis während seiner Südostasien-Reise, hier im indonesischen Jakarta. 
Ignazio Cassis während seiner Südostasien-Reise, hier im indonesischen Jakarta. 
EPA/BAGUS INDAHONO/KEYSTONE

Während seiner Südostasien-Reise trifft Bundesrat Ignazio Cassis auch die Aussenministerin von Niue, einem Insel-Staat im Pazifik mit nicht einmal 2000 Einwohner*innen. Was hat es damit auf sich?

SDA/toko

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Aussenminister Ignazio Cassis trifft im Rahmen seiner zehntägigen Reise durch Südostasien und Ozeanien auch die Aussenministerin des winzigen Pazifikstaates Niue.
  • Die Koralleninsel ist 261 Quadratkilometer gross und zählt nicht einmal 2000 Einwohner*innen.
  • Weil Niue im Kampf um Einfluss der Grossmächte schnell zwischen die Fronten geraten könnte, will sich die Schweiz dem Kleinstaat diplomatisch annähern.

Auf der letzten Etappe seiner Reise durch Südostasien und Ozeanien setzt Ignazio Cassis einen Schlusspunkt seiner zehntägigen diplomatischen Mission. In Neuseeland traf er am Dienstag auch die Aussenministerin eines der kleinsten Staaten der Welt.

Die pazifische Koralleninsel Niue ist nur 261 Quadratkilometer gross und hat weniger als 2000 Einwohner. Weil sie im Kampf um Einfluss der Grossmächte aber schnell ins Zentrum des Interesses gelangen kann, will sich die Schweiz ihr diplomatisch annähern und ihre Position im UNO-Sicherheitsrat ausleuchten.

Dass diese Bedenken nicht aus der Luft gegriffen sind, zeigte sich erst jüngst: Kurz vor Cassis war bereits US-Aussenminister Antony Blinken in der Region unterwegs. Ihm ging es vor allem darum, den chinesischen Einfluss zurückzudämmen.

Der 2400 Kilometer nordöstlich von Neuseeland gelegenen Insel kann wegen ihrer Lage eine geopolitische Schlüsselrolle zukommen. Der Kleinstaat Niue liegt in der Mitte des von Tonga, den Cookinseln und Samoa gebildeten Dreiecks.

Dorthin haben die USA und Frankreich schon länger ihre Fühler ausgestreckt. Washington weihte auf Tonga eine Botschaft ein, Paris kündigte eine Niederlassung auf Samoa an.

Diese Schritte erfolgen im Rahmen des Interessenkonflikts von China und den USA in der Region. Diese Spannungen verschieben sich zunehmend nach Ozeanien, wie Lionel Fatton, Assistenzprofessor für internationale Beziehungen an der Webster University in Genf, erklärte. Die Schweiz habe Ozeanien lange vernachlässigt. Mit den Kontakten zu Niue richte sie ihr Augenmerk auf die Insel inmitten grösserer Inselgruppen.

Formellere Kontakte einleiten

In Kenntnis des Spannungsfelds entschloss sich die Schweiz zur Kontaktaufnahme mit Niue. Aussenminister Ignazio Cassis trifft auf seiner Südostasien-Pazifik-Reise seine Amtskollegin Mona Ainu'u aus Niue in der neuseeländischen Hauptstadt Wellington. Gemäss dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) ist das Ziel, formellere diplomatische Kontakte aufzunehmen und so eine Lücke zu schliessen.

Warum die Wahl gerade auf den Kleinstaat fiel, begründete Cassis am Montag vor den Medien in Canberra mit der UNO. Er hatte sich zuvor mit seiner australischen Aussenministerin Penny Wong in der Hauptstadt Canberra getroffen.

Die Schweiz und Australien hätten ein Interesse daran, die pazifischen Inseln wie Niue, die nicht UNO-Mitglieder sind, näher an die UNO-Einrichtungen heranzuführen. Erste Schritte in diese Richtung begannen, als die Schweiz zu Jahresbeginn nichtständiges Mitglied im UNO-Sicherheitsrat wurde.

Gemäss Fatton ist die Gelegenheit gut, sich im Pazifik zu positionieren. Die Schweiz könne sich so auf die grossen Probleme fokussieren, die sie während ihrer Mitgliedschaft im UNO-Sicherheitsrat 2023 und 2024 thematisieren wolle. Darunter sei der Klimawandel, der in Ozeanien stark spürbar sei.

Geringer Einfluss

Dennoch bleibt der Einfluss der Schweiz auf den pazifischen Inseln gering. Die diplomatischen Geschäfte in der Region führt die Botschaft in der neuseeländischen Hauptstadt Wellington. Aussenpolitische Besuche dort sind selten.

Cassis' Besuch ist der erste eines Schweizer Aussenministers in Australien und Neuseeland seit zehn Jahren. Mit Neuseeland feiert die Schweiz in diesem Jahr die Aufnahme diplomatischer Beziehungen vor 60 Jahren.