Visionär gesucht Warum kaum einer Parteipräsident werden will

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23.12.2019

Wer folgt auf SVP-Chef Albert Rösti? Das Bild zeigt ihn mit den beiden SVP-Bundesräten Guy Parmelin und Ueli Maurer an der SVP-DV letzten Monat.
Wer folgt auf SVP-Chef Albert Rösti? Das Bild zeigt ihn mit den beiden SVP-Bundesräten Guy Parmelin und Ueli Maurer an der SVP-DV letzten Monat.
Bild: Keystone

Die grösste Partei des Landes braucht nach Röstis Rücktrittsankündigung eine neue Führung. Eine solche suchen auch SP, Grüne und BDP. Nur: Freiwillige sind rar.

Das Kandidatenkarussell für das Amt des zurücktretenden SVP-Parteipräsidenten Albert Rösti dreht, und bereits zeichnet sich ab: Es dürfte mit der Nachfolge nicht einfach werden. Im Gegenteil.

Das hat zuerst einmal einen ganz profanen Grund: das liebe Geld. Wer Röstis Amt erbt, muss gerne sehr viel arbeiten – auch ohne dafür bezahlt zu werden.

Man muss es sich leisten können

Dazu sagt Rösti im Rücktrittinterview im «Sonntagsblick»: «Für mich stellte sich mit 52 Jahren auch die Frage nach meiner langfristigen beruflichen Zukunft.» Er werde nun seine Arbeit als Berater wieder aufnehmen. Das Parteipräsidium muss man sich leisten können.



Dazu kommen politische Herausforderungen für die Partei: Es stehen kantonale Wahlen an, bei denen der Partei erneut Verluste drohen. Überschattet wird das von der Begrenzungsinitiative, die im Frühling vors Volk kommt. Bei dieser eidgenössischen Abstimmung kämpft die SVP allein gegen alle anderen Parteien. Die Partei bei alledem anzuführen, ist nicht einfach.

Das höchste Amt einer Partei zu besetzen, ist indes nicht nur bei der SVP ein Hosenlupf. Wir erinnern uns: Bei den aktuellen Chefs der CVP und der FDP, Gerhard Pfister und Petra Gössi, waren diese die einzigen, die das Parteipräsidium überhaupt wollten.

«Der Job ist nicht jedermanns Sache»

Doch warum ist das Parteipräsidium so unbeliebt? «Parteipräsidentin oder -präsident ist wirklich ein Job, der nicht jedermanns Sache ist», sagt der Politologe Marc Bühlmann von der Universität Bern gegenüber SRF.



Parteipräsidien seien derart schwierig zu besetzen, weil man damit fast einen 24-Stunden-Job annehme. «Man muss innerhalb der Partei schauen, dass die Leute auf Kurs bleiben. Und extern muss man das Gesicht der Partei sein, muss den Medien zur Verfügung stehen», sagt Bühlmann. Plus dazu im Parlament «seine Frau oder seinen Mann stehen».

Immerhin aber könne man am Kopf einer Partei sehr viel bewegen, sagt der Politologe. Und der Job sei prestigeträchtig.

Parteien sind gewieft

Das sich nicht mehr Kandidaten melden, könnte aber noch einen anderen Grund haben, vermutet der Politologe. Die Parteien seien sehr gewieft und gingen strategisch vor.

Es könne sein, so Bühlmann, dass die Parteien intern ganz genau wüssten, wen sie wollten. Diese Information aber schlicht nicht nach aussen dringe. Man suche die geeigneten Personen vorher aus und führe Gespräche mit ihnen. «Eventuell ist eine Kampfkandidatur innerhalb einer Partei gar nicht so gut, weil das für böses Blut sorgen kann», sagt Bühlmann.

Und jetzt?

Und wie geht es jetzt weiter? Unter der Leitung von SVP-Vizepräsidentin Magdalena Martullo-Blocher sucht der Parteileitungsausschuss nun mögliche Nachfolger für Rösti. Dies sagte Martullo im «Tages-Anzeiger».

Für die Nachfolge Röstis hat am Tag 1 seiner Rücktrittsankündigung mit Mike Egger erst eine Person öffentlich ihr Interesse bekundet. Für die Nachfolge von SP-Chef Christian Levrat bewirbt sich Stand heute erst das Duo Mattea Meyer und Cédric Wermuth.

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