SVPWer folgt auf Präsident Rösti? – Martullo hat «keine Zeit»
sob
23.12.2019
Nach der Rücktrittsankündigung von SVP-Präsident Albert Rösti dreht sich das Kandidatenkarussell auf Hochtouren. Eine prominente Kandidatin winkt ab. Und: Sie ist nicht die Einzige.
Auf die Frage, ob sie sich vorstellen könnte, SVP-Präsidentin zu werden, sagt Nationalrätin und Ems-Chemie-Chefin Magdalena Martullo-Blocher: «Zeitlich sehe ich das nicht, ich bin Unternehmerin und Nationalrätin. Als Vizepräsidentin der SVP Schweiz führe ich nun den Prozess der Nachfolgeregelung von Albert Rösti.»
Martullo-Blocher hat aber sehr konkrete Vorstellungen über die Person, die künftig an der Spitze ihrer Partei stehen sollte, wie sie in einem Interview des «Tages-Anzeigers» sagt: «Die neue Präsidentin oder der neue Präsident muss sehr gut sein, denn er führt die mit Abstand grösste Partei des Landes. Er oder sie muss vor allem führen können, schweizweit.»
Kaum hatte der 52-jährige Rösti seinen Rücktritt bekannt gegeben, begann das Kandidatenkarussell um die Nachfolge zu drehen. Es warten schwere Aufgaben: Der neue SVP-Präsident muss die Partei zurück in den Erfolg bringen. Schon im Mai steht eine Herausforderung bevor: Dann folgt die SVP-Begrenzungsinitiative zur Kündigung der Personenfreizügigkeit.
Der meistgenannte mögliche Nachfolger ist Marcel Dettling aus dem Kanton Schwyz, weiss der «Tages-Anzeiger». Der erst 38-jährige Bauer und Familienvater sitzt seit vier Jahren im Nationalrat und gilt als eine Art Toni Brunner der Innerschweiz: gesellig, charismatisch, geerdet. Er ist in seiner Partei beliebt. Und er ist im März 2018 in den Parteileitungsausschuss geholt worden, zusammen mit der Baselbieterin Sandra Sollberger. Die Fraktion war bass erstaunt. Nichts hatte darauf hingedeutet, dass die beiden Neulinge diesen Karriereschritt machen würden. Ob Dettling und Sollberger bereit wären – sie antworteten bisher nicht auf die Frage.
Esther Friedli
Als Nachfolger Röstis ist auch Nationalrätin Esther Friedli im Gespräch. Die Politologin ist langjährige Partnerin von Alt-Nationalrat Toni Brunner. Dieser war von 2008 bis 2016 ist er Präsident gewesen. «Sie wäre auf jeden Fall eine fähige Präsidentin», sagt SVP-Nationalrat Andreas Glarner. Friedli beeindrucke durch ihr analytisches Denken und ihren gesunden Menschenverstand. Jedoch: Das Amt des SVP-Präsidenten sei ein Knochenjob. Friedli ist laut Glarner sehr arbeitsam.
Thomas Aeschi
Traut sich nun einer der meinungsstarken Exponenten wie Roger Köppel oder Thomas Aeschi?, fragt die Zeitung. Aeschi ist Fraktionschef und als solcher breit akzeptiert, er gilt als Chrampfer. Doch er will nicht, wie er am Sonntag sogleich mitgeteilt hat. Ein erstes Nein muss allerdings nicht immer ein Nein bleiben. Was ebenfalls gegen Aeschi spricht: Die SVP hätte auch an der Fraktionsspitze wieder eine Vakanz, wenn er Präsident werden sollte. Und er hat, wenngleich Harvard-Absolvent und mehrsprachig, vielleicht nicht das Charisma, um die breite SVP-Wählerschaft zusammenzuhalten.
Roger Köppel
«Weltwoche»-Verleger Roger Köppel wiederum ist ein parteiinterner Kontrahent von Martullo-Blocher. Beide interessieren sich vorab für die Wirtschaftspolitik, beide sind Alphatiere. Das verträgt sich schlecht. Köppel würde an der SVP-Spitze kaum auf Martullo hören, deshalb wird sie ihn nicht portieren. Zudem dürfte Köppel kaum seine publizistische Plattform aufgeben, um als SVP-Präsident Fronarbeit zu leisten. Für eine Stellungnahme war er nicht erreichbar.
Mike Egger
Neben Martullo-Blocher und Aeschi haben auch andere schon abgesagt, etwa Franz Grüter, der seit 2015 für den Kanton Luzern im Nationalrat sitzt. Einer immerhin hat gesagt, dass er SVP-Präsident werden will: Mike Egger, der 27-jährige Metzger aus dem St. Galler Rheintal, der Ende 2018 für Toni Brunner in den Nationalrat nachgerutscht ist und offenbar in dessen Fussstapfen treten möchte. Er wäre mit Abstand der jüngste und unerfahrenste Präsident, den die SVP je hatte.
Die NZZ bringt Thomas Matter ins Spiel: Der 53-Jährige erzielte bei den Parlamentswahlen im Oktober in seinem Wohnort Meilen das beste Resultat von allen Kandidaten. Dies zeigt, dass er lokal gut vernetzt ist. Auf nationaler Ebene politisiert der Gründer und Teilhaber der Helvetischen Bank vor allem bei Wirtschaftsthemen, womit Matter nicht die klassisch ländliche Wählerschaft der SVP repräsentiert.
Gegen Thomas Matter sprechen seine relativ kurze Amtszeit und dass er wenige Ämter bekleidet. Allerdings ist die Tatsache, dass Matter in der bedeutenden Kommission für Wirtschaft und Abgaben sitzt, ein Indiz für seine starke Stellung in der Partei.
Diana Gutjahr
Weiter nennt die NZZ Diana Gutjahr. Der politische Schwerpunkt der 35-Jährigen sind KMU und Gewerbe. Bei einem zentralen Thema weicht die Thurgauerin allerdings von der Parteilinie ab: Sie weigert sich, die Begrenzungsinitiative der SVP zu unterstützen. Diese verlangt das Ende der Personenfreizügigkeit und somit des ersten Pakets der Bilateralen. Das will die Firmenchefin nicht hinnehmen. So hat sie sich bei der Beratung der Initiative der Stimme enthalten.
Gegen Gutjahr spricht, dass sie erst seit zwei Jahren im Nationalrat politisiert. Zudem wird sie als mögliche Kandidatin für das Gewerbeverbandspräsidium gehandelt.
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