Abstimmung zur 13. AHV-Rente Rentner zügeln Milliarden ab – und bringen so die zweite Säule in die Bredouille

aru

23.2.2024

Beim Renteneintritt werden Milliarden von Franken aus der BVG abgezogen. Dies sei einer der Gründe, warum die Renten aus der zweiten Säule sinken.
Beim Renteneintritt werden Milliarden von Franken aus der BVG abgezogen. Dies sei einer der Gründe, warum die Renten aus der zweiten Säule sinken.
Quelle: Keystone

Endspurt im Kampf um eine 13. AHV-Rente. Welche Rolle dabei die sinkenden Renten aus der beruflichen Vorsorge spielen, ist umstritten. Das System sei nicht sehr transparent, heisst es.

aru

23.2.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Wirtschaftsverbände betonen, dass es dank der zweiten Säule keine 13. AHV-Rente brauche. Linke argumentieren, dass die BVG-Renten sinken und es daher eben genau eine 13. Rente braucht.
  • Wahrlich sinken die Renten aus der beruflichen Vorsorge. Doch wo liegt der Grund? Einer ist: Rentner*innen ziehen Milliarden von der BVG beim Eintritt ins Rentenalter ab.
  • Das System sei nicht sehr transparent, heisst es sogar von Kennern der Branche.

Der Abstimmungskampf um die 13. AHV-Rente ist in der heissen Phase. Die Umfrageergebnisse prophezeien am 3. März ein knappes Ergebnis.

Nun gerät die berufliche Vorsorge in den Fokus der Gegner*innen der Vorlage. Diese ist seit 1985 obligatorisch. Dank ihr brauche es keine 13. AHV-Rente, sagt Stefan Mäder etwa dem «Blick». Er ist Präsident des Schweizerischen Versicherungsverbands und setzt sich für ein Nein ein.

Genau umgekehrt argumentieren jedoch die Linken, die für die 13. AHV-Rente sind. «Das Niveau der neuen BVG-Renten ist in den letzten 13 Jahren um 20 Prozent gesunken», sagt SP-Nationalrat Roger Nordmann zur «Aargauer Zeitung». Weil die Pensionskasse geschwächt werde, müsse die AHV gestärkt werden, argumentiert er.

Und weiter: Der Umwandlungssatz von Kapital in Rente sei für 65-jährige Männer zwischen 2010 und 2023 von 6,74 auf 5,37 gesunken. In einem Rechenbeispiel heisst dies: Wer 2010 mit einem Pensionskassenguthaben von 300'000 Franken in Rente gegangen sei, habe im Schnitt eine Rente von 20'220 Franken erhalten. 2023 würde diese Rente noch 16'110 Franken betragen. Man kann also von einer effektiven Einbusse von 4'110 Franken sprechen.

Höhere Lebenserwartung oder Verwaltungskosten

«Die schlechte Leistung der zweiten Säule ist auf die überhöhten Verwaltungskosten und die schlechten Anlagerenditen zurückzuführen», sagt Nordmann weiter. Der Bund geht davon aus, dass die höhere Lebenserwartung der Grund für die sinkenden Renten ist.

Es gebe aber noch einen zweiten Grund für die sinkenden Renten. Wie die «Handelszeitung» und «Blick» aufzeigen, ziehen immer mehr Menschen einen Teil oder gar das ganze Kapital aus der Pensionskasse ab. Gegenüber der «Aargauer Zeitung» spricht der Pensionskassenverband Asip von einem exorbitant hohen Betrag. 2022 etwa seien 11,5 Milliarden Franken abgezogen worden. 

«Schaut man sich den Durchschnitt der Neurenten zwischen 2015 und 2022 an, sind diese um rund 7 Prozent gesunken. Rechnet man den Effekt aus den höheren Kapitalbezügen mit ein, wären die Renten hingegen um fast 8 Prozent gestiegen», sagt Lukas Müller-Brunner, Asip-Direktor.

Weiter sei Nordmanns Berechnung, wonach Renten wegen der Umwandlungssätze sinken würden, nicht seriös.

Auch bei der Pensionskasse des Bundes, der Publica, beziehen inzwischen 50 Prozent der Versicherten bei der Pensionierung Kapital. «Wir beobachten einen klaren Trend hin zum Kapitalbezug in einer Mischform», sagt Direktorin Doris Bianchi.

Eidgenössische Abstimmungen

Mehrmals pro Jahr geht die Schweizer Bevölkerung an die Urne um abzustimmen. Auf der Abstimmungsseite von blue News findest du alle wichtigen Informationen zu den Eidgenössischen Abstimmungen: alle Initiativen und Referenden verständlich erklärt, umfassende Hintergrund-Storys sowie Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse. Informiere dich hier und jetzt.

Die Resultate der städtischen Abstimmungen erfreuen das Grüne Bündnis Bern. (Symbolbild)
sda

Der 13. AHV-Rente stehe sie neutral gegenüber. Dennoch sagt sie: «Die Abstimmung zeigt: Die Einkommenssituation der älteren Generation ist nicht sehr transparent.»