«Extrem frustrierend»Weniger Arbeit, höherer Lohn? Der Insel-Gruppe fehlt das Geld
Christopher Schmitt
18.2.2023
Corona hat der Insel-Gruppe finanziell stark zugesetzt, nun sorgt die Inflation für Probleme. Direktionspräsident Uwe E. Jocham glaubt, den Forderungen des Pflegepersonals nicht nachkommen zu können.
Christopher Schmitt
18.02.2023, 20:35
Christopher Schmitt
Die Corona-Pandemie wirkte wie ein Brennglas auf die Probleme im grössten medizinischen Versorgungssystem der Schweiz. Auch Uwe E. Jocham, der Direktionspräsident der Insel-Gruppe würde - wie gefordert - kürzere Arbeitszeiten sowie höhere Löhne für das Pflegepersonal begrüssen. Einem SRF-Bericht ist jedoch zu entnehmen, dass die Erfüllung der Forderungen als unrealistisch gelten müssen. Seit Corona schreiben die Spitäler rote Zahlen, die angespannte finanzielle Situation hat weitreichende Folgen.
Über 20 Millionen Franken Verluste musste die Insel-Gruppe in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres hinnehmen. Die Jahreszahlen 2022 werden erst im März veröffentlicht, Direktionspräsident Uwe E. Jocham erklärt jedoch, dass die Lage sich in den zurückliegenden Monaten weiter verschlechtert habe.
Einbussen vergleichbar mit 2020
Die finanziellen Einbussen sind mit dem Corona-Jahr 2020 vergleichbar, als die Insel-Gruppe Defizite von 70 Millionen Franken auswies. Damals sprang der Kanton Bern ein und beglich 50 Millionen aus dem Corona-Schutzschirm. «In ähnlicher Dimension sind nun die Ertragsminderungen 2022», berichtet Joacham dem SRF.
Die mit der zweiten Etappe der Pflegeinitiative angestrebten Verbesserungen - kürzere Arbeitszeiten bei höhrem Lohn - sei für die Insel-Gruppe in der Form nicht zu stemmen. Laut Jocham könnten höhere Saläre nicht gezahlt werden, wenn für die eigenen Leistungen kein höherer Preis verlangt werde.
«Ich muss sagen, in meiner ganzen Berufslaufbahn bin ich selten einer so frustrierenden Situation entgegengestanden», so der Direktionspräsident. «Vor Mitarbeiter stehen zu müssen, zu erläutern, dass wir die Forderungen nicht erfüllen können, ist extrem frustrierend», erklärt Jocham gegenüber dem SRF. Er wäre demnach froh, für die Leistungen einen fairen Preis zu erhalten, doch dies sei nicht der Fall. «Das tut mir persönlich weh.»
«Signal in die richtige Richtung»
Dem Spitalverband Hplus zufolge sind die Leistungen in den Spitälern mit den aktuellen Tarifen im ambulanten Bereich bis zu 30 Prozent, im stationären Bereich bis zu 10 Prozent nicht finanziert. Jocham weiss: «In den letzten zehn Jahren sind die Tarife Jahr für Jahr gesunken.» Die Tarifpartner würden für das laufende Jahr wieder eine Senkung verlangen.
Die Forderung des Spitalverbands lautet: fünf Prozent höhere Tarife. Laut Jocham ist das ein «Signal in die richtige Richtung», die Differenz zwischen aktuellen Kosten und momentanen Tarifen sei grösser.
Stellenkürzungen erhöhen den Druck
In der Zeit vor der Pandemie wirkten sich Sparrunden positiv auf die finanzielle Lage der Insel-Gruppe aus, dafür wurden in den Jahren 2018 und 2019 allerdings 180 Stellen gestrichen. Jocham erklärt, dass dies dazu führe, dass der Druck immer grösser werde. «Wenn sie heute unsere Mitarbeitenden befragen, dann hören sie, dass die Last immer grösser wird, dass sich Menschen dagegen entscheiden, diesen Beruf weiter auszuüben.»
Jocham ist überzeugt davon, dass die Personalprobleme sich weiter zuspitzen werden - auf Kosten der Qualität. «Wir müssen mit Einschnitten rechnen, mit weniger Angeboten», erklärte er dem SRF. Aber gibt es dann mehr Geld für die Spitäler? Jocham ist skeptisch. Es gebe in Sachen Krankenkassenprämien sowie öffentlicher Gelder Limitationen, «was für die Gesellschaft tragbar ist».