Zur Chefsache erklärtWie die SBB pünktlicher werden wollen – schon ab Dezember
gbi
28.10.2019
Die SBB wollen die Pünktlichkeit ihrer Züge verbessern: Heute Montag informiert CEO Andreas Meyer über die Pläne – erste Massnahmen sollen bereits zum Fahrplanwechsel im Dezember 2019 umgesetzt werden.
Dass es bei den SBB Probleme mit der Pünktlichkeit gibt, haben Besitzer eines Generalabonnements vor Kurzem aus erster Hand erfahren: In einem Schreiben entschuldigten sich die Bahnen für die in diesem Jahr vermehrt aufgetretenen Unannehmlichkeiten, und schenkte jedem GA-Kunden einen 50-Franken-Gutschein.
Zu chronischen Verspätungen kommt es insbesondere auf der Strecke Zürich–Bern, im Tessin und in der Westschweiz. Was die SBB planen, um dieses Problem zu entschärfen, wurde heute an einer Medienkonferenz bekanntgegeben.
Mehr Reserven schaffen
In den vergangenen Monaten und wohl bis ins Jahr 2021 hinein ist die betriebliche Situation laut SBB angespannt. Deshalb wollen die SBB die Planung des Angebots, der Bahnproduktion und der Bauprojekte verbessern und wo nötig mehr Reserven bei Personal, Rollmaterial, Anlagen und im Fahrplan schaffen, wie das Unternehmen am Montag mitteilte.
Erste Massnahmen werden demnach zum Fahrplanwechsel im Dezember 2019 umgesetzt. Dabei gehe es um Anpassungen im Minuten- oder gar Sekundenbereich – «mehr ist kurzfristig nicht möglich», schreiben die SBB. Eingeführt wird punktuell etwa das «First in, first out»-Prinzip. Das heisst: Künftig fährt derjenige Zug zuerst ab, der früher bereit ist. So werde verhindert, dass die Verspätung eines Zuges auf den anderen übertragen wird.
Abfahrten neu koordinieren
Die Massnahme wird erst einmal im Bahnhof Spiez BE eingeführt, wo jeweils zwei Intercity-Züge - einer aus dem Berner Oberland und einer aus dem Wallis - praktisch zeitgleich eintreffen. Heute ist fixiert, dass der Zug aus Interlaken drei Minuten vor der Komposition aus Brig losfährt. Ab dem 15. Dezember soll das flexibler gestaltet werden.
Als zweite Sofortmassnahme empfehlen die SBB künftig Reisenden zwischen Ostschweiz und Mittelland und umgekehrt, am Flughafen statt am Hauptbahnhof Zürich umzusteigen. Am Flughafen halten die entsprechenden Züge am gleichen Perron, was die Umsteigezeit verkürze und die Anschlüsse zuverlässiger mache, ohne dass der Fahrplan angepasst werde.
Selbst verschuldet
Diese zwei Schritte sind die ersten des Ende 2018 lancierten und längerfristig angelegten Programms «Kundenpünktlichkeit 2.0», für das die SBB auch eine Expertengruppe eingesetzt haben. Zwar sei die Kundenpünktlichkeit in den vergangenen Jahren stetig gestiegen und im europäischen Vergleich hoch, heisst es vonseiten SBB. «Regional und auf einzelnen Linien ist sie jedoch zeitweise auf einem ungenügenden Niveau.»
Die Gründe dafür sind vielschichtig, wie die SBB selber analysieren. Kurz zusammengefasst hält das Unternehmen fest, «dass das Bahnsystem zeit- und stellenweise über zu knappe Reserven verfügt». Die Situation sei teilweise selbst verschuldet.
SBB geben Fehler zu
Als Fehler bezeichnen die SBB etwa, dass in der Vergangenheit die Bedarfs-, Einsatz- und Ausbildungsplanung des Lokführerpersonals vernachlässigt worden sei. Deshalb stünden heute an Spitzentagen zu wenig Lokführerinnen und Lokführer zur Verfügung. Auch die Kundeninformation bezeichnen die SBB als «ungenügend».
Zudem hätten die neuen Doppelstockzüge des Typs FV Dosto von Bombardier mehrere Jahre Verspätung. Ebenfalls kritisch seien die vielen Baustellen. Es sei schwierig, «das richtige Gleichgewicht zwischen Bahnbetrieb und Bauen zu finden». Schliesslich sind die SBB auch Opfer des eigenen Erfolgs: Im ersten Halbjahr 2019 haben die Passagierzahlen im Personenverkehr um 7 Prozent zugenommen.
CEO Andreas Meyer tritt ab. Er beendet seine Tätigkeit als CEO 2020.
Bild: Keystone
Andreas Meyer (rechts), und VR-Präsidentin Monika Ribar kommen am 4. September 2019 in Bern zur Medienkonferenz. Sie war einberufen worden, um die Halbjahreszahlen der SBB vorzustellen, dann kam die unerwartete Ankündigung von Meyers Rücktritt per Ende Jahr.
Bild: Keystone
Meyer (links) im Jahr 2001 mit dem damaligen Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn AG Hartmut Mehdorn. Der 1961 in Basel geborene Meyer arbeitete von 1997 bis 2006 in verschiedenen Positionen bei der Deutschen Bahn.
Bild: Keystone
Im Juni 2006 wurde Meyer, mit Wirkung zum 1. Januar 2007, vom Verwaltungsrat der SBB als Nachfolger von Benedikt Weibel als Vorsitzender der Geschäftsleitung der Schweizerischen Bundesbahnen SBB gewählt.
Bild: Keystone
Andreas Meyer sitzt an seinem ersten Arbeitstag als Vorsitzender der Geschäftsleitung SBB AG im Führerstand einer Re Typ 460, am Donnerstag 28. Dezember 2006 in Basel. Der Bahn-CEO erhält angeblich das höchste Salär eines Angestellten in einem bundesnahen Betrieb der Schweiz.
Bild: Keystone
Andreas Meyer beteiligt sich an der Medienaktion «Bahnhofsputzete» im Bahnhof in Olten am Donnerstag, 12. November, 2015. Meyer und die SBB Meyer mussten in letzter Zeit eine Menge Kritik einstecken: Mehr Verspätungen, zu wenige Lokführer, Probleme bei neuen Zügen und Defekte an Zugtüren.
Bild: Keystone
Der jetzige Rücktritt entspreche seiner «Intention, vor dem 60. Altersjahr eine neue berufliche Phase einzuleiten», erklärte Meyer auf der Medienkonferenz. Der Rücktritt habe auch nichts mit dem tragischen Unfall von Anfang August zu tun. Im Bild: Andreas Meyer an der Eröffnung des Smart City Lab in Basel am Mittwoch, 10. April 2019.
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