Nach Fall in Schaffhausen Schon Dreijährige landen in der Schwarzfahrer-Datenbank

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16.8.2019

Kein Ticket bei einer Fünfjährigen? Sie gilt jetzt als Schwarzfahrerin.
Kein Ticket bei einer Fünfjährigen? Sie gilt jetzt als Schwarzfahrerin.
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Die Busse für ein fünfjähriges Mädchen, das ohne Billet Bus gefahren ist, sorgt für Wirbel. Nun zeigt sich: Kleinkinder landen schon länger in Schweizer Schwarzfahrer-Datenbanken.

Fünfjährige dürfen gratis in Bahnen und Bussen mitfahren, so dachten bislang wohl die meisten Schweizer. Doch das dem nicht automatisch so ist, zeigte der öffentlichkeitswirksame Fall der Fünfjährigen aus Schaffhausen, die eine Busse über 100 Franken wegen Schwarzfahrens mit nach Hause brachte. 

Die Begründung der Verkehrsbetriebe: Kostenfrei fahren Kinder unter sechs Jahren nur in Begleitung eines Erwachsenen. Die zehnjährige Schwester, die in Besitz eines Jahresabonnements mit der Fünfjährigen unterwegs war, zählte nicht als Begleitperson.

Ein Einzelfall?

Die Regel, dass die Begleitperson mindestens zwölf Jahre alt sein muss, ist von der Tariforganisation CH-Direct festgelegt. Gegenüber der «Aargauer Zeitung» sagte eine Sprecherin: «Wir wollen nicht, dass kleine Kinder unbeaufsichtigt im ÖV unterwegs sind». Es handle sich um einen Einzelfall.



Das ist laut «Aargauer Zeitung» zumindest anzuweifeln. Das Blatt berichtet von der nationalen Schwarzfahrer-Datenbank, die derzeit von 80 Transportunternehmen befüllt wird. Ab Ende 2019 sollen 115 Betriebe  Personenangaben an die Datenbank liefern, um Wiederholungstäter zu erfassen. Die Recherchen der Zeitung zeigen: Bereits die Daten von Kleinkindern sind darin gespeichert.

Einträge hätten demnach aktuell drei Dreijährige, zwei Vierjährige und zehn Fünfjährige. Die Zahlen älterer Kinder würden danach stark ansteigen, so die Zeitung. 2'600 Sechs- bis Zwölfjährige sind als Schwarzfahrer eingetragen. Auch Kulanzfälle landeten in der Datenbank – solche etwa, in denen keine Busse ausgestellt werden musste. 

Die Busse für die Fünfjährige ging den Geschwistern sehr nahe: «Meine zehnjährige Tochter, Sora, war den Tränen nahe, weil sie glaubte, etwas falsch gemacht zu haben», sagte die Mutter Barbara Müller im SRF-Magazin «Espresso». «Die Kleinere hat sehr wahrscheinlich nicht genau verstanden, was passiert ist.»

Bilder aus der Schweiz

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