Expertinnen von Bund und Kantonen zur Corona-Lage «Die Situation ist angespannt, vor allem in den Spitälern»

lmy/uri

31.8.2021

Kantonsärztin: «Wir sollten den Respekt vor Corona nicht verlieren»

Kantonsärztin: «Wir sollten den Respekt vor Corona nicht verlieren»

«Wir sind in der vierten Pandemie-Welle – es scheint aber, dass wir ein erstes Plateau erreicht haben», sagte Linda Nartey, Vizepräsidentin der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte. In gewissen Kantonen würden die Fallzahlen leicht zurückgehen, erklärte die Berner Kantonsärztin vor den Medien in Bern. «Wir sollten jedoch den Respekt vor Corona nicht verlieren.» Mit dem Herbst und der Grippesaison würden die Ansteckungen jedoch erfahrungsgemäss wieder zunehmen. In den Spitälern könnten nicht einfach neue Intensivplätze geschaffen werden, weil das Personal fehle. Es sei deshalb jetzt der richtige Zeitpunkt, sich impfen zu lassen.

01.09.2021

Der Anstieg der Neuansteckungen ist abgeflacht, aber die Spitäler sind immer noch stark belegt. BAG und Kantonsärzte schauen die unsichere Situation mit Sorge an und rufen weiterhin alle auf, sich impfen zu lassen.

lmy/uri

Das Wichtigste in Kürze:

  • Die epidemiologische Lage ist unsicher und angespannt, vor allem in den Spitälern. Die Zahlen deuten auf ein Zwischenplateau hin, aber man müsse eine Überlastung des Gesundheitssystems unbedingt verhindern.
  • BAG und Kantonsärzte rufen weiterhin dazu auf, sich impfen zu lassen, und diskutieren Massnahmen, um noch mehr Leute zu erreichen. Wichtig bleiben niederschwellige Angebote und Informationskampagnen.
  • Die Kantone würden eine nationale Regelung für die Schulen begrüssen. Ein koordiniertes Vorgehen würde vieles vereinfachen.
  • «Wir sollten den Respekt vor Corona nicht verlieren – das Virus kann uns noch grossen Schaden zufügen», betonte die Berner Kantonsärztin Linda Nartey.
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  • 14.51 Uhr

    Nationaler Impftag wird diskutiert

    Wie sieht es aus mit dem Plan für einen nationalen Impftag? «Das gehört zu den Massnahmen, über die wir regelmässig sprechen«, sagt Masserey.

    Und das war die letzte Frage, die Medienkonferenz ist beendet. Wir schliessen unseren Ticker hier ab und bedanken uns für die Aufmerksamkeit.

  • 14.48 Uhr

    Warum wurde Personal beim Contact-Tracing reduziert?

    Masserey sagt, das Contact-Tracing bleibe weiterhin wichtig. Nartey ergänzt, man habe die Ressourcen beim Contact-Tracing zwar teils reduziert, werde es aber weiterhin aufrechterhalten. So habe man gewusst, dass es nach der Lockerung der Massnahmen an Bedeutung gewinne. Es habe aber auch Automatisierungen und Fluktuation beim Personal gegeben, weshalb Personal abgebaut wurde.

  • 14.45 Uhr

    Impfung für die Herbstferien

    Die vierte Welle hatte sicher etwas mit den Ferienrückkehrern im August zu tun, sagt Masserey. Ob die getroffenen Massnahmen genügen, um die Situation unter Kontrolle zu behalten, sei schwer zu sagen.

    Für die Herbstferien empfehle man an erster Stelle die Impfung. Man müsse sich auch gut überlegen, wohin man reise, aber es sei schwer vorauszusagen, wie die epidemiologische Lage in den Zielländern sei. Auch die Behandlungssituation dort müsse man sich überlegen, es habe jetzt ja einige Rückführungen gegeben. Zudem sei überall wichtig, die Massnahmen einzuhalten.

  • 14.40 Uhr 

    Warum stagnieren die Zahlen derzeit? 

    Eine Journalistin will wissen, ob man nach den vielen Fällen bei Reiserückkehrern womöglich zu alarmistisch war, wo die Zahlen nun stagnieren. Masserey sagt, es wäre schön, wenn man wüsste, warum die Zahlen nun nicht weiter steigen: «Es gibt einfach Schwankungen, die am Verhalten der Bevölkerung liegen können. Womöglich verhalten sich die Menschen bei steigenden Fallzahlen auch anders». Andere Faktoren seien aber auch das Wetter oder etwa die Immunität in der Bevölkerung. Man könne die Entwicklung einfach nicht immer erklären.

  • 14.38 Uhr

    Voraussage unmöglich

    Es sei schwierig vorauszusehen, wann man bei den Intensivpatienten auf dem Stand der dritten Welle sei. «Es gibt so viele Faktoren, die wir nicht vorhersehen können», sagt Masserey. «Es ist nicht mehr dasselbe Virus, die Immunitäten sind anders – es ist unmöglich, eine Voraussage zu machen.»

  • 14.36 Uhr 

    Gelten die alten Kennzahlen in den Spitälern noch? 

    Ein Journalist will wissen, ob derzeit noch die gängigen Kennzahlen gelten würden, wonach es für die Spitäler kritisch werde bei 120 neuen Hospitalisationen in 7 Tagen und 300 Personen auf Intensivstationen?

    Masserey sagt, das seien noch die Richtwerte für die zweite Phase, die nun in der dritten Phase so keine Gültigkeit mehr hätten. Aber natürlich schaue man sich die Zahl der Hospitalisierungen auch jetzt genau an. Die Auslastung der Spitäler bleibe ein wichtiger Indikator für weitere Massnahmen.

  • 14.34 Uhr

    Nicht mehr das Giesskannen-Prinzip anwenden

    «Die Massnahmen, die noch möglich sind, sollte man anwenden», findet Linda Nartey. Man müsse gut diskutieren, wo es Sinn mache, aber es sei wichtig, dass man nicht mehr mit der Giesskanne drübergehe und alle einschränke.

    Sie wisse aber nicht, wie ernsthaft die Forderung aus Graubünden nach einer Ausweitung der Zertifikatspflicht auf den öV gewesen sei, sagt sie auf eine Nachfrage.

  • 14.31

    Kann das BAG Massnahmen für die Schulen vereinheitlichen?

    Masserey sagt, der Bund mache sich Sorgen, denn man wisse, dass man die Kinder besonders schützen müsse. Deshalb stehe man auch in regelmässigem Kontakt zu den Kantonen und spreche Empfehlungen aus. Nartey ergänzt, es wäre aus kantonaler Sicht sicher besser, wenn man eine nationale Regelung habe, um Konfusion zu verhindern. «Ein koordiniertes Vorgehen zu haben, wäre sicher einfacher. Das versucht man jetzt.»

  • 14.28 

    Geht die Zahl der Hospitalisierungen zurück?

    Masserey sagt, man könne nicht sagen, dass die Zahl der Hospitalisierungen zurückgehe. Es sei wohl eher so, dass diese verspätet kämen. Die gezeigte Grafik zeige deshalb womöglich eine Stabilisierung, aber keinen Rückgang.

  • 14.27 Uhr

    Niederschwellige Angebote weiterhin wichtig

    Gibt es zu wenig Impfmobile, gerade im Kanton Bern? Man diskutiere laufend darüber, antwortet Linda Nartey. Es sei wichtig, dass man die niederschwelligen Angebote weiter verfügbar halte. Auch Apotheken und Arztpraxen würden wichtiger. Die Impfangebote würden laufend angepasst und verändert und zielgerichtet verschiedene Bevölkerungsgruppen abgeholt. Um die Jüngeren zu erreichen, diskutiere man etwa darüber, vermehrt in Schulen zu impfen.

  • 14.24 Uhr 

    Braucht es eine Reise-Quarantäne und Kontrollen? 

    Masserey sagt, man spreche natürlich über entsprechende Massnahmen. Das BAG empfehle aber in erster Linie, dass man sich vor Reiseantritt impfen lasse. Die Inzidenz sei auch in der Schweiz recht hoch, es mache deshalb nicht so einen grossen Unterschied, wenn Fälle eingeschleppt würden.

  • 14.23 Uhr

    Fachkräftemangel schon länger ein Problem

    Der Bund könne nicht viel machen, um das Fachpersonal in den Intensivstationen zu halten. Das liege in der Kompetenz der Kantone, diese müssten die Leute motivieren, so Masserey.

    «Die Kantone waren schon vor der Pandemie daran, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken«, ergänzt Nartey. Man habe die Ausbildung den Bedürfnissen angepasst und Weiterbildungen möglich gemacht. Das Arbeitsumfeld sei schwierig, da müsse man in den Betrieben abklären, wie man das anpassen könnte. «Im Moment geht es um einen Umgang mit dem Mangel», sagt sie, eine sofortige Anpassung sei nicht möglich.

  • 14.20 Uhr

    Wie steht es jetzt um Patienten mit Vorerkrankungen?

    Die Hälfte der hospitalisierten Personen habe derzeit keine Vorerkrankungen, sagt Masserey. Es befänden sich nun eben viele jüngere Ungeimpfte ohne Risikofaktoren im Spital.

  • 14.19 Uhr

    «Wir sollten den Respekt vor Corona nicht verlieren»

    Auch Nartey ruft dazu auf, sich impfen zu lassen. Die Schutzmassnahmen seien aber weiterhin wichtig. «Wir sollten den Respekt vor Corona nicht verlieren – das Virus kann uns noch grossen Schaden zufügen», betont sie. 

    Schwere Covid-Erkrankungen seien verhinderbar, sie stünden nun aber in Konkurrenz zu anderen Patienten im Spital. Das müsse nicht sein, sagt Nartey. Jetzt sei der richtige Moment, um die Impfung nachzuholen, wenn das noch nicht geschehen sei.

  • 14.17 Uhr

    «Die Situation in den Spitälern macht uns Sorgen»

    Die Belastung war bei den Spitälern auch schon vor der vierten Welle gross, weil Eingriffe nachgeholt werden mussten und Fachpersonal verloren ging. «Wir müssen die Situation in den Spitälern sehr ernst nehmen, sie macht uns Sorgen», so Nartey. Man sehe die Wirkung von steigenden Zahlen erst ein paar Wochen später in den Spitälern.

  • 14.16 Uhr

    Zahlen deuten auf ein Plateau hin

    Die Berner Kantonsärztin Linda Nartey ergreift nun das Wort. Die Pandemie halte auch in der vierten Welle immer etwas Neues auf Lager. Man könne mittlerweile abschätzen, woran man sei. Die Zahlen deuteten darauf hin, dass ein Plateau erreicht sei. Das könnte aber nur eine kurze Beruhigung sein, und mit dem Herbst und den gelockerten Massnahmen könnten die Ansteckungen wieder steigen.

    Linda Nartey spricht auf der Medienkonferenz.
    Linda Nartey spricht auf der Medienkonferenz.
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  • 14.13 Uhr

    Alle informieren, die noch nicht geimpft sind

    Jedes Medikament habe seine schlechten Seiten, aber schwere Nebenwirkungen seien bei der Impfung sehr selten. Der Bund setze sich dafür ein, dass alle sich informieren könnten, die noch nicht geimpft seien. Die neue Kampagne stelle die Fakten klar und sei auf diversen Kanälen verfügbar und werde auch über direkte Kontakte verbreitet.

  • 14.09 Uhr

    «Nichts ist so wirksam wie das Impfen»

    Mit der Impfung könnte man es vermeiden, auf die Intensivstation zu kommen, und so die Spitäler entlasten. Das gelte auch für die Jungen. Die Hälfte der ungeimpften Covid-Patienten sei jünger als 53 Jahre.

    «Natürlich kann man die Kurve auch so nach unten drücken», meint Masserey, mit Masken tragen und einer Ausweitung der Zertifikatpflicht etwa. Aber nichts sei so wirksam wie das Impfen, das sei die wirksamste Art, sich zu immunisieren.

  • 14.06 Uhr

    Impfungen nehmen wieder zu

    57 Prozent haben mindestens Impfdosis bekommen, fast 5 Millionen. Man sei bei 22'000 Dosen pro Tag, und laut den Kantonen sei das wieder am Steigen. Die Impfung sei wichtig, weil auch mit der Delta-Variante schütze diese sehr gut vor einem schweren Verlauf. 90 Prozent der Covid-Patienten im Spital seien nicht geimpft.

    Anteil an geimpften Personen in den Spitälern.
    Anteil an geimpften Personen in den Spitälern.
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  • 14.03 Uhr

    Angespannte Situation

    Die Inzidenz in der Schweiz sei ähnlich hoch wie in Frankreich, dort sei sie aber am Sinken. Nur in Grossbritannien sei sie vergleichbar hoch. «Die Situation ist angespannt, insbesondere in den Spitälern», sagt Masserey. Möglicherweise müssten Wahleingriffe verschoben werden und Personal aus anderen Stationen auf die IPS.

  • 14 Uhr

    Die Medienkonferenz beginnt

    Virginie Masserey vom BAG eröffnet die Medienkonferenz. «Die epidemiologische Lage ist derzeit unsicher», sagt sie. Die Anzahl der Neuansteckungen stabilisiere sich seit 14 Tagen auf einem hohen Niveau. Auch die Hospitalisationen hätten sich stabilisiert, die Belegung der Intensivstationen liege bei 264 Personen, das sei steigend.

An der Medienkonferenz nehmen teil:

  • Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle, Bundesamt für Gesundheit (BAG)
  • Linda Nartey, Kantonsärztin Bern, Vizepräsidentin der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte (VKS)

Die vierte Welle ist da, auch wenn der Anstieg der Neuansteckungen in der vergangenen Woche abgeflacht ist. Die Intensivstationen der Spitäler sind immer noch ziemlich voll – und eine Überlastung des Gesundheitswesens soll um jeden Preis verhindert werden.

Vor einer Woche hat der Bundesrat beschlossen, dass ab 1. Oktober Ungeimpfte ohne Symptome ihre Tests selber bezahlen müssen. Zudem will er morgen Mittwoch über eine Ausweitung der Zertifikatspflicht entscheiden – dieses soll etwa auch in Innenräumen von Restaurants oder an Veranstaltungen gelten.

Virginie Masserey rief erneut zum Impfen auf.
Virginie Masserey rief erneut zum Impfen auf.
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