Aus ganz bestimmtem Grund Schaffhauser zerstören Stadtbänkli mit Kettensäge

leph, sda

28.8.2024 - 11:25

SP-Stadträtin Christine Thommen griff für das Kunstprojekt in Schaffhausen gleich selber zur Kettensäge, assistiert von SVP-Kollege Daniel Preisig (links).
SP-Stadträtin Christine Thommen griff für das Kunstprojekt in Schaffhausen gleich selber zur Kettensäge, assistiert von SVP-Kollege Daniel Preisig (links).
Keystone

In Schaffhausen werden am Mittwochmorgen Bänkli zersägt. Doch die vermeintlich sinnlose Zerstörung hat einen bestimmten Grund.

leph, sda

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  • In Schaffhausen werden am Mittwochmorgen Bänkli zersägt.
  • Doch die vermeintlich sinnlose Zerstörung hat einen bestimmten Grund.
  • Hinter der Aktion steckt ein Kunstprojekt.

Auf dem beschaulichen Walther-Bringolf-Platz in der Schaffhauser Altstadt heulten am Mittwochmorgen um 10 Uhr Kettensägen auf. Die nun halbierten gelben Sitzbänke sollen in den privaten Innenraum von Stadtbewohnern «ausgewildert» werden, wie die Stadt Schaffhausen am Mittwoch mitteilte.

Die Sitzbankteile sollen an ihren neuen Orten weiterhin öffentlich zugänglich sein, und so den öffentlichen Raum erweitern und unübliche Begegnungen zwischen Menschen ermöglichen. Das «Soziale Kunstprojekt» soll ein Jahr dauern.

«Was wie ein Schildbürgerstreich aussieht, ist ein vorsätzlich subversiver Akt der Verunüblichisierung. Dieser kratzt an Stereotypen und versucht, dem Gewöhnlichen ein konstruktives Schnippchen zu schlagen», werden die Riklin-Brüder in der Mitteilung zitiert.

Politik kritisierte Projekt

In der Schaffhauser Politik sorgte die Aktion schon vor ihrem eigentlichen Bekanntwerden für rote Köpfe. Der Kredit in der Höhe von 90'000 Franken kam nur knapp durchs Stadtparlament, bei den Bürgerlichen stiess die Ausgabe für ein nicht näher bezeichnetes Kunstprojekt auf Widerstand.

Stadträtin Christine Thommen (SP) sieht in dem Projekt nun eine neue Dimension der Stadtentwicklung. «Diese endete vorher bei der Grenze zum Privaten - jetzt nicht mehr», wird sie zitiert.

Die Hälfte der halbierten Bänke wird auf dem Walther-Bringolf-Platz bleiben und mit Hinweisen zum neuen Standort der jeweils fehlenden Bankhälfte versehen werden. Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohner sollen sich diese beispielsweise in ihre Stube stellen - und Besucherinnen und Besucher darauf Platz nehmen lassen.

Die 1973 in St. Gallen geborenen und aufgewachsenen Riklin-Brüder gründeten 1999 das künstlerische Unternehmen «Atelier für Sonderaufgaben». Sie verstehen sich als Akteure zwischen Kunst, Gesellschaft und Ökonomie. Grössere Aufmerksamkeit erlangten sie unter anderem mit dem Werk «Null Stern Hotel» (2008 und 2016).