Kein Täter werden Zürich will Pädophilen helfen, ihre Neigung zu unterdrücken

leph, sda

4.6.2021 - 15:50

Der Kanton Zürich will Menschen mit pädophiler Neigung helfen, dass sie nie zu Tätern werden.
Der Kanton Zürich will Menschen mit pädophiler Neigung helfen, dass sie nie zu Tätern werden.
Bild: Keystone/Christof Schuerpf

Der Kanton Zürich verstärkt den Kindesschutz: Er richtet eine Anlaufstelle für Personen ein, die pädosexuelle Neigungen verspüren. Mit Beratung und Therapie soll verhindert werden, dass aus den Neigungen Taten werden.

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Das Angebot richtet sich vor allem an Personen, die sich noch nicht strafbar gemacht haben. «Mit diesem neuen Präventionsangebot wollen wir Kinder besser schützen und dazu beitragen, dass Menschen mit pädosexueller Neigung nicht zu Tätern werden», sagte SVP-Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli vor den Medien.

Die neue Anlaufstelle ist vorerst auf drei Jahre beschränkt und wird von der Psychiatrischen Universitätsklinik PUK betrieben. Das Angebot richtet sich nicht nur an Personen, welche selber pädosexuelle Neigungen verspüren, sondern auch an Angehörige, die etwa bei Familienmitgliedern solche Tendenzen feststellen.

Man biete eine niederschwellige Kontaktaufnahme sowie Beratungsangebote in Einzelgesprächen und Gruppen an, sagte Fanny de Tribolet, Leiterin der Präventionsstelle. Wichtig sei, dass die Betroffenen eigenmotiviert und ohne juristische Auflagen Hilfe beanspruchen möchten.

Vorbild stammt aus Deutschland

Vergleichbare Beratungsstellen gibt es bereits in Basel, Frauenfeld und Genf. Diese wollen sich im Verein «Kein Täter werden Suisse» zusammenschliessen. Vorbild für das Schweizer Projekt «Kein Täter werden» ist das gleichnamige Angebot in Deutschland, welches bereits 2005 ins Leben gerufen wurde.

Der Bundesrat kam in einem im letzten Jahr veröffentlichtem Bericht zum Schluss, dass das Präventionsangebot in diesem Bereich in der Schweiz ungenügend ist. Er empfahl den Kantonen deshalb, Präventions- und Beratungsstellen zu schaffen.

Der Bericht des Bundesrates wiederum war die Folge von Vorstössen im National- und Ständerat, die von der damaligen Nationalrätin und heutigen Regierungsrätin Natalie Rickli sowie vom Zürcher Ständerat und Strafrechtsprofessor Daniel Jositsch (SP) eingereicht wurden.

«Wer bereits Täter ist, gehört bestraft»

Jositsch betonte vor den Medien, dass der Ausbau präventiver Angebote die Strafverfolgung in diesem Bereich nicht ersetze. «Man darf das nicht gegeneinander ausspielen, es braucht beides», sagte er. Wer nicht zum Täter werden wolle, dem müsse man helfen. Wer bereits Täter sei, gehöre bestraft.